Gemini CDJ-650 Test

Praxis

Schnell sind die nötigen Vorkehrungen getroffen, um den Gemini-CDJ-650 mit der restlichen Studiohardware bekanntzumachen. Das Anschlussfeld ist übersichtlich, die Bedienung des Gerätes ist geradlinig und geht sofort in Fleisch und Blut über. Statusmeldende Taster unterstützen den Workflow optisch, zudem sind auch die Beschriftungen auf und über den Buttons gut ablesbar und eindeutig, was sicherlich auch an mangelnden Shift-Funktionen liegen mag. Hier kommen auch Laien schnell zurecht. In der Summe trägt das schlüssige Arrangement zum Spaßfaktor bei und sammelt somit Punkte für die Gesamtwertung ein. Was die klanglichen Eigenschaften des Gemini-CDJ650 angeht, finde ich keinen Anlass zur Kritik, weder im CD-Betrieb noch als USB-Interface eingesetzt. Eine Überprüfung des Antischocks zeigt, dass der Puffer im CD-Betrieb nach 40 Sekunden schütteln noch nicht erschöpft war. Wer also vorhat, als Ladeflächen-DJ beim nächsten Monster-Truck-Event zu beeindrucken, kann dies vielleicht durchaus in Erwägung ziehen. Ich würde aber, sollten Heerscharen von Schlaglöchern den Parcours säumen, sicherheitshalber dennoch zum USB-Stick greifen wollen.

Frontal_Gemini_CDJ-650
Audio Samples
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LINE-Playout Original

BPM und Co Kg
Die Taktschläge pro Minute (BPM) lassen sich beim CDJ-650 mit dem integrierten Beatcounter automatisch errechnen, aus dem ID3-Tag beziehen (Standard, falls vorhanden), manuell einklopfen oder per Encoder einstellen. Feststellen konnte ich zudem, dass das Zählwerk knapp vier Sekunden für eine Tempoeinschätzung benötigt, die es bereits beim Aufbau und der Analyse der Wellenform abgibt – also noch bevor der Titel eingestartet wird. Klasse finde ich auch, dass ich auf den ID3-BPM-Tag der DJ-Software meines Vertrauens umschalten kann, was den Vorgang des Tempomatchings schneller und genauer gestalten kann, wenngleich der ausgegebene Wert des integrierten Beatcounters im Test mit meinen elektronischen Tracks höchstens mal ein bis zwei Hundertstel vom iD3-Tag abwich. Und sollte Auto-BPM eure Hardcore-Nummer als Ballade deklarieren, könnt ihr das Tempo ja immer noch manuell eintippen. Was will man mehr?

Hotcues, Loops und Effekte
In einer Horizontalen unter dem Display sind drei Schaltflächen zum Erstellen eines manuellen Loops arrangiert, dessen Startpunkt via IN und Endpunkt via Jogwheel justiert wird. Hier vermisse ich eine taktgenaue Auto-Loop-Funktion und einen Loop-Cutter. Eine Zeile tiefer finden sich Hotcues ein. Sie werden unmittelbar an Auslöseposition platziert. Belegte Buttons leuchten grün auf. Ein Nachteil, der sich aus der Wellenauschnittsbetrachtung von maximal 24 Sekunden ergibt: Habt ihr Intro, Hauptteil und Outro markiert, ist es bei einem normalen Musikstück nicht möglich, sämtliche Marker auf den Screen zu zaubern. Eine Nummerierung der Cuepoints erfolgt ebenfalls nicht. Stattdessen geben sie sich durch dezente grüne Linien zu erkennen, die etwas schwierig auszumachen sind.

Hotcue und Loop-Sektion...
Hotcue und Loop-Sektion…
Audio Samples
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Hotcue-Response Loopadjust

MIDI-Controller
Der CDJ-650 unterstützt MIDI, HID und USB-Audio. Am Mac geschieht die Einbindung mittels Core-Treibern, wo sich das USB-Interface im Dienstprogramm mit 16 Bit und 48 kHz zum Einsatz meldet, was sich am CD-Player umstellen lässt. Die Palette reicht von 16 Bit & 44,1 kHz bis 24 Bit & 192 kHz. In Traktor auf dem MacBook pendelt sich das Interface mit einer Latenz von insgesamt 12,2 Millisekunden ein (10,7 Output, 1,5 Processing, 512 Samples). Unter diesen Bedingungen ist ein störfreier Betrieb möglich. Im Test konnte ich den Puffer auch auf 256 Samples herunterstellen, ohne dass dabei hörbare Audioaussetzer oder Knackser auftraten.

Was die Konfigurationsdatei (gibt’s auf der Website) des Herstellers für Traktor angeht, entspricht die Belegung weitestgehend der Funktionsbeschriftung der Tasten. Eine Überprüfung im traktorschen Controller-Editor ergab, dass Autocue und Direction frei geblieben sind, so dass geneigte Anwender hier auf Wunsch eigene Kommandos ablegen oder Shift-Buttons deklarieren können. Der Taster „Textmode“ sendet keine MIDI-Daten. „Track“-Search lädt den nächsten oder vorherigen Track aus der Playliste, was ein nützliches Feature ist. Die Taste „BPM“ erhöht durch Aufruf von „BPM Adjust (inc)“ das Tempo schrittweise. Hier hätte es für mich mehr Sinn ergeben, den Beat Tap-Befehl aus dem Grid-Menü zu verwenden, um das Tempo manuell eintappen zu können. Davon abgesehen ist alles an Bord, was der DJ für sein virtuelles Deck benötigen könnte: Tree- und Playlist-Browsing samt Load, Transportbefehle, Pitching, Bending, Hotcues, Spulen und Scratchen. Titelinformationen zeigt das Display jedoch leider nicht an. Zu Virtual-DJ: Nachdem ich die XML-Dateien für den HID-Betrieb in die Mappers- und Devices-Ordner kopiert habe, stellt sich eine nahezu identische Belegung mit der Hardwarevorgabe heraus. Auch der Refresh der Titelinfos, BPM und Pitch-Werte im MIDI-Mode auf dem Screen funktioniert.

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Patric sagt:

#1 - 11.03.2013 um 21:03 Uhr

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Könnten sie mir sagen, ob es möglich ist, mit zwei der Player auf denselben USB Stick oder Festplatte zuzugreifen? Also durchverbinden, wie es beispielsweise beim Radius 3000 von American Audio oder dem RMP-2.5 Alpha von Reloop der Fall ist...
Wäre super :)Danke!Patric

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Peter sagt:

#2 - 14.03.2013 um 15:15 Uhr

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Hallo Patric, die Geräte können nicht direkt miteinander verbunden werden und verfügen auch nicht über eine Netzwerkschnittstelle, die die dies ermöglichen könnte. Gruß

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