Mein aktueller Testproband Gemini CNTRL7 ist ein Hybrid, der digitale und analoge Technik in einem Gehäuse vereint. Zum einen dienen dessen Bedienelemente als MIDI-Controller und können dadurch Software-Decks jedweder DJ-Software, die MIDI versteht, dirigieren. Zum anderen verfügt er über analoge Ein- und Ausgänge und ermöglicht so die Integration zweier Turntables oder CD-Player ins Setup. 289 Euro (UVP) sind aufzubringen, möchte DJ/ane den CNTRL7 erwerben. Mit dieser Empfehlung begibt sich der Gemini-Bolide in eine „Preis-Bande“, die viele Mitglieder vorzuweisen hat. Hier tummeln sich unter anderem Hercules DJ Console RMXfür rund 350 Euro (UVP), Numarks Mixtrack Pro für 240 Euro (UVP), Vestax Spin für 297 Euro (UVP) und nicht zu vergessen American Audios VMS 2 für 269 Euro (UVP). Mal schauen, ob sich der Kandidat in dieser Gesellschaft wirklich „wohlfühlt“…
DETAILS
Von Leichtgewichten und handlichen „Rädern“
Das Gewicht der schwarzen Hochglanzkartonage macht es bereits deutlich: heute packe ich kein Schwergewicht aus. Nein, nach dem Öffnen der Verpackung halte ich ein reines Kunststoff-Chassis in der Hand. Macht aber nix, weil es trotzdem einen recht stabilen Eindruck vermittelt. Neben dem CNTRL7 haben noch ein viersprachiges Manual und ein schwarzes USB-Kabel im Karton Platz gefunden. Das war´s! „Quod erat demonstrandum“ ( lat.: was zu beweisen war; siehe Bild)
Insgesamt stellt Gemini auf der Oberfläche 47 Tasten, fünf Fader und 18 Drehregler bereit, davon sind drei als Push-Encoder ausgeführt. Ein Trockenlauf über die Bedienelemente bestätigt den ersten optischen Eindruck. Alle Controller fühlen sich gut an und sitzen fest im Gehäuse, was ebenso für die rückseitigen Anschlüsse gilt. Die 60 Millimeter langen Line-Fader kratzen allerdings ein wenig auf der Leiterbahn. Von echtem „Flutschen“ kann da nicht die Rede sein. Das wäre eher Sache des Crossfaders, der mit adäquaten 45 Millimetern Länge und besserem Gleitverhalten punkten kann. Die Jogwheels bringen dem User einen relativ angenehmen Drehwiderstand entgegen. Dennoch: drei bis vier Umdrehungen vollzieht der 90er-Platter allerdings schon, wenn man
Oberfläche
Das Bedienpanel ist absolut symmetrisch aufgebaut, was die Orientierung deutlich vereinfacht. Im zentralen Geschehen ist die zweikanalige Mixersektion zu nennen, die je einen Dreiband-EQ samt Gain-Regler bereitstellt. Die Potikappen sind oben ziemlich grob geriffelt, ein wenig feiner hätte ich persönlich besser gefunden. Zwischen den beiden Kanälen ist ein Stereo-VU-Meter untergebracht, welches mit Hilfe von zweimal sechs LEDs Auskunft über die Pegelverhältnisse gibt. Im Zusammenspiel mit der mitgelieferten Software Virtual DJ ist das Metering-Konzept leider nicht ganz zu Ende gedacht. Im Grunde eine schöne Lightshow – aber mehr nicht, denn der Abgriff für die Anzeige ist nach den Line- bzw. Cross-Fadern, sodass man, bevor die Fader nicht offen sind, schon mal gar nichts sehen und beurteilen kann. Darüber hinaus wird das Signal zwar nach dem Gain-Regler, aber vor dem EQ abgegriffen, was für mich ebenfalls keinen Sinn ergibt. Man ist schnell geneigt, das Hardware-Metering komplett zu ignorieren und sich dem Software-Meter zuzuwenden, welches zuverlässig zu sein scheint. Zumindest ist der Abgriff vor den Fadern (PFL = Pre-Fader Listening) und nach dem Equalizer (Post-EQ).
Für dich ausgesucht
Unterhalb des Meters entscheiden zwei USB-/Line-Buttons, ob die Regler VDJs Decks oder die internen Equalizer dirigieren. Etwas weiter südlich finden wir einen Push-Encoder, mit welchem man kompetent durch Verzeichnisbäume und Listen „browst“. Ihn flankieren Load A/B-Taster, die den ausgewählten Track in das jeweilige Deck laden. Ganz im Süden schließt die Fader-Sektion mit zwei Linefadern und dem Crossslider das Panel ab.
Wheels and Wheels
Die Jogdials haben einen inneren Durchmesser von 90 Millimetern und hinterlassen einen recht soliden Eindruck. Sie sind berührungsempfindlich und schalten somit bei Berührung von oben in den Scratch- oder Search-Modus, welches mit den gleichnamigen Schaltern vorausgewählt wird. Schiebt man das Rad an den Seiten an, wird der Nudge-Modus aktiviert, der für leichte temporäre Geschwindigkeitsänderungen sorgt. Natürlich darf das Cue/Pause/Play-Trio nicht fehlen, welches an prominenter Stelle unterhalb des Jogwheels arrangiert ist. Ein BPM-Taster hilft bei der Ermittlung der Geschwindigkeit eines Tracks, falls Atomix Beatcounter mal daneben liegen sollte.
Loops & Samples
Nördlich der Handräder haben Geminis Konstrukteure drei Hotcue-Taster untergebracht, mit deren Hilfe man VDJs Cuepoints 1 bis 3 setzen, aufrufen, aber nicht löschen kann. Hierfür muss die Maus in Anspruch genommen werden. Darüber schließt die manuelle Loop-Sektion mit In/Out- und Adjust ½ und x2-Buttons an. Mit „In“ wird der Startpunkt, mit „Out“ der Endpunkt der Schleife gesetzt, die beiden umrahmenden Pfeil-Taster halbieren oder verdoppeln die Länge des Loops. Über Out wird die Schleifenwiedergabe auch beendet.
Um den Sampler-Baukasten fernzubedienen, hat der Hersteller praktischerweise ebenfalls einige Controller spendiert. Insgesamt stellt VDJ 7 LE 12 Sample-Slots zur Verfügung, die alle individuell von der Hardware fernbedient werden können. Während der Push-Encoder „Sample Selector“ seinem Namen alle Ehre verleiht und Slots selektiert, sorgt die „Sampler Play“-Taste für das Starten der Wiedergabe des jeweiligen Kanals. Welcher der Sample-Batterien ausgewählt ist, signalisiert eine der 12 roten LEDs, die in zwei Sechser-Reihen oberhalb der beiden Sample-Drehregler Platz gefunden haben.
Der Rest vom Schützenfest
Für guten Support beim Beatmatchen sorgen 45-Millimeter-Pitchslider, denen ich eine Genauigkeit von 0,1 Prozent bescheinigen kann. In der mitgelieferten LE-Fassung arbeitet der Pitch fest bei +/- 12%. Andere Regelbereiche lassen sich nur zusammen mit der Vollversion aktivieren. Um kurzfristige Tempoänderungen zu realisieren, dienen Pitch-Bend-Taster, die im Zusammenhang mit VDJ 7LE praxistauglich arbeiten. Natürlich lassen sich die Tracks auch mithilfe der „Sync“-Taste automatisch synchronisieren, was in rund 60 Prozent der Fälle funktioniert. Selbstverständlich liefert die Software auch eine Echtzeittonhöhenkorrektur, die für jeden Kanal separat mit dem „Mastertempo“-Controller (de-)aktiviert werden kann. Zur Qualität der Key-Correction kommen wir später im Praxisteil.
Für die Würze im elektronischen DJ-Mix sorgen ja bekanntlich die (wenn auch wohldosierten) Effekte. Atomix packt unserem Bundle ein paar Brot&Butter-FX dazu, die mit Geminis Konsole entsprechend kontrolliert werden können. Die FX-Controller thronen hoch oben über den jeweiligen Sample-Sektionen. Mit „Effect On“ wird der Effekt aktiviert, mittels „Selector“ steppt man sich durch die einzelnen Effekttypen. Zwei Potis sorgen für die Echtzeit-Tweaks, wobei einer der beiden sich meist für das Mischungsverhältnis (Dry/Wet) verantwortlich zeigt.
Frontpanel
Dieses hat beim CNTRL7 einiges auf der Pfanne. Zum einen sitzt hier an prominenter Stelle die Kopfhörer Abteilung. Gemini integriert sowohl eine 3,5- als auch eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse zum simultanen Betrieb von zwei Kopfhörern. Rechts daneben haben zwei Potis Platz gefunden. Das linke ist für die Lautstärke zuständig, wohingegen das rechte sich nominell für das „Mischungsverhältnis“ verantwortlich zeigt. Ich möchte an dieser Stelle vorwegnehmen, dass mich diese Sektion hinsichtlich des Zusammenwirkens von Hard- und Software ein wenig enttäuscht hat, denn zum einen zerrt der Ausgang nach etwa einem gefühlten Zentimeter Regelweg (also sehr früh), zum anderen ist das Mischungsverhältnis kein Mischungsverhältnis. Tatsächlich schaltet der Regler auf der Hälfte des Regelweges von einem Kanal auf den anderen um.
Im Zentrum der Vorderseite finden wir das X-Fader-Slope-Poti vor, welches zur Feineinstellung der Kurvencharakteristik des Crossfaders dient. Nach rechts gedreht öffnet der Fader sehr schnell, in Stellung Linksanschlag ist eine weiche Überblendung möglich. Da gibt es meiner Ansicht nach nichts zu beanstanden.
Zu guter Letzt sei die Mikrofonsektion auf der Vorderseite erwähnt, die den Anschluss von dynamischen symmetrischen Mikrofonen über XLR und eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse ermöglicht. Unter Zuhilfenahme des Gain-Reglers kann das Signal sauber eingepegelt werden. Meiner Meinung nach ist der Vorverstärker gut zu gebrauchen. Hier geht mehr als bloße Programmansagen. Aber macht euch doch selbst ein Bild…
Backpanel
Auf der Rückseite finden wir allerhand Anschlüsse zur Verbindungsaufnahme mit der Peripherie vor. Ganz im Westen ist die Eingangssektion beheimatet, die zwar wenig spektakulär erscheint, aber im Grunde einiges zu bieten hat. Denn der Standalone-Mixer kann immerhin zwei Line- oder Phono-Signale ins Spiel bringen. Somit geben sich hier zwei Cinch-Paare die Ehre, über deren Eingangsempfindlichkeit und Vorentzerrung jeweils ein kleiner Wahlschalter entscheidet. Zur Masseanbindung der Turntables gibt es komfortablerweise für jeden Eingang eine Masseschraube, mit der das Kabel arretiert wird. Fein, fein. Doch nützt das leider alles nichts, wenn das Gerät nicht geerdet ist, sprich selbständig mit einem Netzteil mit Betriebsspannung versorgt wird. Leider ist kein Netzteil im Lieferumfang enthalten. Das sollte man also auf jeden Fall einplanen. Allein schon, um auch das Laptop-Netzteil ein wenig zu entlasten.
Es folgen ein paar Audiofiles, die gut veranschaulichen, dass die integrierten Vorverstärker keine On-Top-Goodies sind, sondern durchaus was taugen. Sie klingen vielleicht nicht ganz so druckvoll und transparent wie die Phono-Preamps meines UREI 1603, man bedenke aber, dass wir hier von einer ganz anderen Preisklasse sprechen. Darüber hinaus habe ich ein Audiofile aufgenommen, welches einen Eindruck vermitteln soll, wie die analogen Equalizer des CNTRL7 klingen. Hier muss man meiner Meinung nach ein etwas mehr Abstriche machen. Der Bass-EQ klingt beim Boost ein wenig topfig und Mitten- und Höhenregler nicht so transparent wie gewünscht. Schade, da wäre mehr drin gewesen, da die Vorverstärker an sich einen relativ guten Eindruck machen.
Raus aus dem CNTRL7…
…geht´s sowohl symmetrisch wie auch unsymmetrisch. Hier hat der Hersteller ordentlich aufgefahren. Neben einem XLR-Pärchen für die Speisung der PA stehen insgesamt drei Stereoausgänge in Form von Cinch-Outs bereit zur Tat. Sowohl Master als auch Booth sind separat im Pegel zu steuern. Die Regler hierfür haben in den oberen Ecken Platz gefunden und können dort komfortabel justiert werden. Ein zusätzlicher Recording Output kann weiteres optionales Zubehör wie Sampler oder Effektgeräte füttern oder auch einfach als Aufnahmequelle genutzt werden.
Leider hört man auf allen Ausgängen (auch auf dem symmetrischen!) ein leises Störgeräusch, was sich anhört wie elektromagnetische Einstrahlungen eines Computer-Busses, gerne auch bei Onboard-Soundkarten auf Laptops zu verzeichnen. Das Signal ist zwar nur sehr leicht wahrnehmbar, aber es ist da. Zudem rauscht es auch ein wenig. Zum Vergleich habe ich noch das Rauschen meiner XBase 09 (4 Kanäle übrigens) aufgezeichnet, da es zu jener Zeit ebenfalls an meinem Mackie VLZ Pro angeschlossen war. Um nichts auszulassen, was das Backpanel angeht, sei hier noch die Stromversorgung und die USB-Schnittstelle genannt. Ein kleiner Wahlschalter, der zudem als Netzschalter dient (!), entscheidet, ob CNTRL7 via USB-Bus oder optionalem Netzteil mit Betriebsspannung versorgt wird.