DETAILS
Zum Testzeitpunkt hat Gemini insgesamt vier DJ-MIDI-Controller im Sortiment. Und zwar die reine Steuerkonsole CTRL-One (Test hier), den CTRL-Six mit Audiointerface, den Vierkanäler CTRL-47 und mein Testmuster Firstmix. Im Grunde ist der Name schon Programm, denn es geht quasi um den ersten Mix und somit den DJ-Debütanten. Und der steigt heute anders ein als vor 30 Jahren: Denn gerade im Consumer-Segment sieht man, im Gegensatz zur Profiliga, mittlerweile kaum noch eine Schallplatte auf dem heiligen Teller kreisen. Doch auch das Eis für die CD wird nicht zuletzt wegen der Erfolge von iTunes, Beatport und Konsorten immer dünner. Die Generation Smartphone wächst mit der MP3-Datei aus dem Online-Store auf und scheint oftmals lieber mit einem Controller in das potentielle Betätigungsfeld reinzuschnuppern. Die Tage in denen ein DJ-Setup für Greenhorns zwangsläufig zwei pitchbare CD-Player oder Turntables, ein Mischpult, Kabelsatz und Co. einforderte – sowie einen Hobbykeller samt DJ-Stand, scheinen gezählt zu sein.
Erster Eindruck
Abgesehen von den ungenauen Aufdrucken an den Potikappen unseres Vorserienmodells zeigt Gemini eine für die Preisklasse ordentliche Fertigungsqualität. Das Kunststoffgehäuse ist an den Kanten abgerundet, die Bedienelemente sitzen ziemlich fest und die Jogdials schleifen nicht, selbst wenn es mal beherzter zur Sache geht. Der Proband hat eine praxistaugliche Bauhöhe und steht rutschsicher auf vier Gummifüßen. Wegen seiner geringen Maße von 360 x 133 x 45 mm passt er auf Reisen bequem in den Rucksack oder in die Notebooktasche, was sicherlich eine seiner größten Stärken darstellt. Auch unterm iMac kann man ihn sehr gut bis zum nächsten Mixanfall „verstecken“. In der Umverpackung finde ich die Kontrolleinheit, ein Handbuch und die Software-CD. Warum kein USB-Kabel im Paket ist? Die Strippe ist leider fest verbaut. Sollte die Kabellänge nicht ausreichen, kann man sich zwar im Computershop ein Verlängerungsstück besorgen – im Falle eines Defektes jedoch muss die ganze Kiste in die Werkstatt (zum Beispiel bei Kabelbruch oder wenn Hauskaninchen und Hamster das gute Stück als vorweggenommenen Aprilscherz angenagt haben). Damit ist der Firstmix jedoch nicht allein, denn auch der ION Discover DJ legt diesen Schwachpunkt an den Tag.
Aufbau
Schaut man sich ein Musikvideo der kommerziellen DJ-Szene an, kommt irgendwann im Laufe des Clips die Szene, wo die Kamera auf den Artisten schwenkt, welcher rhythmisch wippend hinter zwei Tellern steht, am Mixer fummelt und den Finger oder beide Arme in die Luft reckt. Dieses klassische Abbild eines DJ-Setups steht wie eine Eins, daher zeigen auch die meisten DJ-Controller links und rechts einen Teller und in der Mitte den Mixer. Der Firstmix setzt dabei auf Vinyl-Style.
Die Jogwheels sind wohl der größte Eyecatcher am Gemini, denn sie sind nicht nur das größte Bauteil auf der Bedienoberfläche, sondern erstrahlen in Schallplatten-Optik mit Rillenmuster. Die Auflagefläche der Wheels beträgt 110 Millimeter, also annähernd CD-Größe, sie sind sowohl auf der Oberfläche wie auch an der Seite recht griffig geraten und zeigen in ihrer Mitte sogar einen kleinen Plastikstift, ähnlich der Spindel eines Turntables, mit dem sich zwei Songs auf klassische Art inneinanderdrehen lassen. Schönes Detail.
Der zentrale Mixerbereich verzichtet auf Linefader zugunsten von Gain-Reglern, was vielleicht der kompakten Baugröße geschuldet ist, aber bestimmt nicht jedermanns Sache sein wird, denn das Einpegeln der Musikstücke geschieht somit ausschließlich über den Gain-Regler. Für mich wären hier zwei Flachbahnregler die bessere Alternative gewesen. Als Nächstes folgt der zweibandige (was in Anbetracht der Zielgruppe in Ordnung geht) Treble/Bass EQ, der praxistauglich zupackt. Dazwischen ist ein großer Browser-Encoder mitsamt zwei Tasten zum Befüllen der Decks arrangiert. In der Mitte sitzt das Master-Level-Poti für die Hauptlautstärke. Cue-Buttons und Cuemix-Regler sind nicht zugegen, was den Einsteigercharakter der Kontrolleinheit untermauert. Unter Betrachtung, dass es einen Preview-Button für das Vorhördeck gibt, erscheint es insgesamt nicht zu hundert Prozent logisch, auf die Vorhörfunktion für die Einzelkanäle zu verzichten. Vielleicht anstelle des Reverse-Buttons?
Für dich ausgesucht
Rechts und links sitzen die Steuertasten für den Scratch- und Reverse-Mode sowie der Sync-Button. Ein leichtgängiger Crossfader dient zum Überblenden der Signale und entspricht mit 45 Millimetern Länge dem gängigen Standard. Obendrein spendiert der Hersteller für jeden Kanal noch eine kleine Effektsektion, bestehend aus einem Einschaltknopf, einen Auswahlknopf, der durch die verfügbaren Effekttypen schaltet und dem EFX-Drehregler. Hier scheint es, als hätte man nicht nur einen simplen Dry-/Wet-Regler programmiert, der den Effektanteil am Gesamtsignal bestimmt, denn auf den letzten Grad verändert sich je nach Typus auch der Effektparameter. Im Falle des Flangers etwa der LFO.
Wer auf ausgiebige Effekthaschereien steht, der wird vielleicht dennoch ein wenig vom Angebot enttäuscht sein, denn es sind lediglich drei Genrevertreter in je zwei Ausführungen vorhanden: Flanger, Flanger+, Delay, Delay+, Hipass oder Hipass+. Das ist bei Mixvibes Cross 1.6 und Cross DJ 1.5 nicht anders. Eigentlich schade, denn Mixvibes VFX (Test hier) hat über 20 Klangverdreher an Bord. Wie sich die Cross FX anhören, könnt ihr den nachstehenden Audiodateien entnehmen.
Gerade bei den Effekten muss Cross in meinen Augen noch zulegen, um zu den Platzhirschen aufzuschließen. Das betrifft in erster Linie die Anzahl selbst, die steuerbaren Parameter und die allgemeine Soundqualität. Aber FX sind nicht alles im Leben eines Discjockeys. Cross-LE hat viele andere tolle Features zu bieten, wie maximal sechs Cue-Punkte, automatische und manuelle Loops, Killswitches und mehr.