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Gemini Groove Pro Test

Details

Zunächst einmal die traurige Nachricht für alle Apple Anhänger: Falls ihr nicht zufällig über Boot-Camp eine Windows Partition auf eurem Mac eingerichtet habt, könnt ihr Geminis DJ-Applikation nicht nutzen.

Die Hardwareanforderungen für Windows sind recht moderat. Ein Pentium 4 ab 1,6 GHz, dazu 256 MB RAM und Windows XP sollen ausreichen.Da bin ich sehr gespannt und reaktiviere für diesen Test gern mein vom Schattendasein geplagtes, sechs Jahre altes Dell-Latitude C-640 Laptop, denn es kann genau mit diesen Eigenschaften aufwarten. Die Installation verlief ganz ohne Zwischenfälle. Um Groove mit der kleinsten Latenz zu betreiben, sollte zunächst der ASIO-Treiber statt der voreingestellten WDM/Directsound-Driver ausgewählt werden. Weiterhin empfiehlt es sich, die standardmäßig deaktivierte Track-Analyse sowie Auto-Cue einzuschalten.

Decksektion
Wer auf „Bevel“-Button-Optik steht, dem wird die grafische Benutzeroberfläche durchaus gefallen. Mir persönlich sind die Highlights ein wenig zu dick aufgetragen. Groove Pro ist horizontal und achsensymmetrisch aufgebaut, wirkt sehr übersichtlich und klar strukturiert . Zum Abspielen der Audiodateien dienen zwei farblich unterschiedlich gekennzeichnete Decks. Sie sprechen laut Hersteller MP3, WMA, OGG und WAV, was der Praxistest für die drei letztgenannten Audioformate bestätigte. MP3-Dateien liefen leider nicht, sondern führten auf mehreren Testsystemen leider zu folgender Fehlermeldung:

Gemini_Groove_Pro_Bug

Jeder Player besitzt ein großes Jog-Wheel im Gemini CDJ-Design. In seiner Mitte zeigt ein virtuelles Display die die wichtigen Songrelevanten Informationen, wie zehntelgenaue BPM, Laufzeiten (elapsed/remain), den aktuellen Pitchwert und den Status der Tonhöhenkorrektur an. Gut ins Gesamtlayout integriert sich die ungewöhnlich gekrümmte Gain-Anzeige. Die Pitchfader erlauben Tempoanpassungen in vier Arbeitsbereichen (+/-4,+/-8,+/-16,+/-32 Prozent). Sowohl mit der Maus, als auch mit der MIDI-Konsole konnte ich hier im Zehntelbereich arbeiten, das reicht mir definitiv aus. PLAY und CUE sind in ebenfalls CDJ-typischer Manier etwas größer ausgefallen und bieten so auch in hektischen Momenten höchste Trefferquoten. Sie werden von Cue-, Reverse-, Scratch- und Pitch-Bend-Schaltflächen sowie Tap Buttons zur manuellen Tempoermittlung eingefasst.

Die Tonhöhenkorrektur konnte leider in keiner Weise überzeugen, schon bei einem Prozent stieg sie mit deutlichen Artefakten aus. Um zu überprüfen, ob es vielleicht an der Rechenpower des betagten Lattitude Notebooks liegt, habe ich die Keycorrection zusätzlich auf einem Dual-Core Desktop mit 4GB RAM getestet. Das Ergebnis blieb gleich. Im Genremix und im Mainstream ist dies vielleicht nicht so problematisch, für Electro und Co. umso mehr.

Gemini_Groove_Pro_Deck
Audio Samples
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Master +1% Master +2% Master +6% Master normal Master -1% Master -2% Master -6%

Über jedem Deck thront eine sensitive Gesamtübersicht der Wellenform. Ein Mausklick in das Fenster verschiebt den Track auch bei laufenden Song ohne Verzögerung an die Cursorposition. Ein weiteres Fenster zeigt die Wellen beider Tracks übereinandergelegt an und kennzeichnet die einzelnen Takte zusätzlich durch kleine Rechtecke. Die Downbeats werden dabei in doppelter Größe angezeigt. Ist ihre Position bei übereinstimmendem Tempo deckungsgleich, laufen die Tracks synchron. Diesen Aufbau kenne ich bereits von Mixvibes und VDJ. Zusätzliches visuelles Beatmatching ist gerade für Anfänger eine Hilfe, allerdings müsste die maximale Zoom-Stufe hier  höher ausfallen, um durch die optische Hilfe ein adäquates Mix-Ergebnis zu erzielen. Eine weitere Voraussetzung ist natürlich auch die korrekte Ermittlung des Downbeats, da sonst ein Taktversatz stattfindet. Eine Schaltfläche zur automatischen Tempoanpassung sucht man vergebens, über Keyboard ist dieses Feature mit C oder M zugänglich. Beatsynchronisation auf Knopfdruck bringt Groove hingegen nicht mit. Dafür aber eine Scratch-Funktion, die zwar sehr außergewöhnlich, aber irgendwie nicht nach Scratchen sondern eher nach einem Effekt klingt.

Audio Samples
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Groove Pro Scratch-Fkt.

Um geeignete Einsprungpunkte für einen Song schnell wieder zu finden oder einfach nur seine Lieblingsstellen im Lied zu markieren, kann der zukünftige Groover drei virtuelle Lesezeichen definieren, die in der internen Song-Datenbank abgelegt werden. Somit bleiben sie auch nach einem Neustart der Applikation erhalten. Sollte der DJ eine besonders gelungene Performance für die Nachwelt festhalten wollen, ist dies dank des integrierten Audiorekorders mit einem simplen Tastendruck möglich. Als Zielformate stehen WAV, MP3 und OGG bereit.

Mixer
Wie bei einem klassischen analogen Turntable- oder CD-Setup steht der Mixer im Zentrum des Geschehens. Groove hat zwei Decks und daher auch eine Zweikanal-Mixer Emulation mit Dreiband-EQ, Killbuttons und Crossfader. Gain wurde VDJ-Like in die Decksektion ausgelagert. Zwei Drehregler kontrollieren die Lautstärke des Master- und Vorhörsignals. Der PFL-Anteil am Gesamtsignal ist bedauerlicherweise nicht zu regulieren. Ein Routing zu einem externen Mischpult über zwei separate Kanäle bietet Groove ebenfalls nicht an. Software Mix- and Monitoring only. Schade. Selters…

Gemini_Groove_Pro_Mischpult

Browser
Genreübergreifend lässt sich feststellen, dass die Basis eines gepflegten Sets die Zusammenstellung der Musikstücke ist. Egal ob im Live- oder Automix. Um die Song-Bibliothek zu katalogisieren, bietet Groove Kategorien aus den MP3-Tags wie Artist, Album und Genre an, unterstützt iTunes und den Import von Playlisten im m3u.-Format sowie die Track-Organisation in userspezifischen Gruppen. Der Groove-Browser bietet eine gut strukturierte, nach dreizehn Kennzeichen sortierbare Übersicht der Titel. Ganze Verzeichnisse lassen sich auf einmal in die interne Datenbank importieren und speichern. Dadurch ist es zum Beispiel möglich, verschiedene Anlässe, Musiksparten oder Geschwindigkeiten in eigenen Bänken abzulegen. CHKDB entfernt nicht mehr vorhandene Audiodateien bei Bedarf aus diesen. Mit der inkrementellen Suchfunktion und sieben Suchfiltern lassen sich Musikstücke auch in großen Datenbeständen schnell auffinden.

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