PRAXIS
Handling
Die Bedienelemente des Plattenspielers wurden sinnvoll angeordnet, wodurch er wirklich gut zu handhaben ist. Die wichtigsten Tasten (33, 45 und Motor Off) verfügen über eine Funktions-LED. Alle Schaltflächen sind ausreichend groß und leicht zu benutzen. Das gilt besonders für die Tasten Start und Stop. Der Pitchfader hat eine wirklich komfortable Länge (105 mm) und eine Mittenrastung, doch leider ist er ziemlich wackelig geraten. Hier hätte der Hersteller meiner Meinung nach – trotz des günstigen Preises – einen höherwertigen Fader verbauen können.
Sehr praktisch finde ich die zusätzliche Geschwindigkeit von 78 RPM. So eröffnet der Plattenspieler die Möglichkeit, neben den üblichen Vinyl-Scheiben auch Opas Schellack-Sammlung abzuspielen und zu digitalisieren. Top! Und auch die Option den Teller mit der Reverse-Taste rückwärts laufen zu lassen ist ein brauchbares Feature, denn es ermöglicht interessante Soundeffekte.
Der SME-Bajonett-Verschluss am Tonarm unterstützt einen schnellen Wechsel des Tonabnehmersystems. Der ansonsten sehr stabile S-Shaped Tonarm würde eigentlich sehr gut wegkommen, wenn seine Lager nicht so eine relativ große Toleranz hätte. Das erhöht natürlich die Bass-Feedback-Gefahr und wirkt sich ungünstig auf eventuelle Scratcheinlagen, etc. aus.
Bei aller Kritik muss man aber immer im Auge behalten, in welcher Preisklasse dieses Gerät angesiedelt ist. Und dafür steht er gar nicht so schlecht da. Der stabile Aluminiumplattenteller hat im Gegensatz zum Tonarm eine wirklich gute, toleranzarme Lagerung. Leider kann das Drehmoment des Plattentellers des TT nicht mit dem teurerer Profi-Laufwerke mithalten. Für Mix- und Scratch-DJs ist der TT-1100 USB daher nur bedingt zu empfehlen. Auch der Netzschalter, der Phono/Line Schalter und die Anschlussbuchsen des Plattenspielers sind durch ihre Position im Gehäuse leider etwas umständlich zu erreichen. Das hätte der Hersteller praktischer lösen können.
Digital Recording USB
Ich habe den Gemini Plattenspieler mit einem iMac Intel Core 2 Duo mit 2,4 GHz und Mac OS X Version 10.5.8 gestestet. Nachdem ich ihn via USB an den Computer angeschlossen hatte, wurde er vom System umgehend erkannt. Nun musste er nur noch als digitaler Audio-Eingang in den Preferences des Rechners ausgewählt werden – und fertig. Und auch in den Voreinstellungen der Audacity-Software konnte ich die Ein- und Ausgänge schnell und problemlos zuordnen. Meine anschließende Aufnahme funktionierte sauber und störungsfrei.
Für dich ausgesucht
Allerdings muss ich anmerken, dass der TT-1100 USB leider keine Regelung für den digitalen Ausgangspegel besitzt. So werden leise gepresste Platten leider mit entsprechend geringem Pegel übertragen. Das verschlechtert im Ergebnis natürlich die Dynamik und den Signal-Rausch-Abstand. Nach oben hin ist indes ausreichend Headroom vorhanden, sodass auch lauter gepresste Platten (Maxis, etc.) kein digitales Clipping verursachen sollten. Ich habe bei diesem Test jedenfalls keine Schallplatte in meiner Sammlung gefunden, die dies geschafft hätte.
Klang
Phono-Vorverstärker
Der integrierte Phono-Vorverstärker zeichnet sich durch ein ausgewogenes Klangbild aus. Besonders brillant ist hier die Übertragung der unteren Mitten. Allerdings hätten ein paar Dezibel mehr am Ausgang nicht geschadet, denn dadurch geht leider auch der Druck im Gesamtsignal etwas verloren.
Tonabnehmersystem
Der TT-1100 USB wird zusammen mit dem Tonabnehmer CN-15 von Gemini ausgeliefert. Der konische Nadelschliff verleiht dem System einen linearen Sound, bei dem kein Bereich des Spektrums überbetont wird. Ideal für Anwender, die ihre Vinyl-Sammlung „IPod-gerecht“ wandeln möchten. Im direkten Vergleich zum Tonabnehmer Concorde DJ-E hatte das CN-15 in Sachen Ausgangpegel zwar etwas das Nachsehen, doch auch hier kommt der Gesamtpreis positiv zu tragen – sodass es unterm Strich nichts zu meckern gibt.
USB-Recording
Der A/D-Wandler arbeitet zuverlässig und störungsfrei. Er sorgt für einen linearen und druckvollen Klang. Der fehlende Pegelregler ist für den Profi-Anwender sicher ein waschechter Kritikpunkt, während der durchschnittliche Musikhörer sich wahrscheinlich in der Nachbearbeitung z.B. einfach der Normalisierungs-Funktion der beiliegenden Software bedienen wird. Bei aller Kritik sollte man allerdings immer im Auge behalten, in welcher Preisklasse der TT-1100 USB kämpft. Und da sieht seine Bilanz dann wieder ganz gut aus.