Praxis
Aufbau
Entsprechend meiner Testpraxis wurden auch diese Speaker mit einem Meter Stereobasisbreite hinter meinem Arbeitstisch auf Stativen aufgestellt. Die Ausrichtung der Speaker fällt auf Grund der Ei-Form in Verbindung mit dem ISO-Pod ziemlich leicht. Vor allem was die Neigung betrifft, ist man hier äußerst flexibel. Da ich zur ungeduldigen Sorte Mensch gehöre, hab ich natürlich zunächst die analoge Verkabelung gewählt und die Speaker mit erstmal umfangreich „flat“, sprich ohne aktivierte Filter, angehört.
Grundklang
Da unser Testmarathon aktive Nahfeld-Speaker bis EUR 1000,- schon eine Weile her ist, war ich direkt noch einmal von den äußerst kräftigen Bässen überrascht. Dieser geht aufgrund der äußerst tiefen Portabstimmung äußerst tief. Dadurch ist natürlich pegelmäßig – gerade bei äußerst bass-intensiver Musik– relativ zeitig Schluss. Das äußerst sich dann vor allem bei Techno mit massiven Port-Turbolenzen. Anderseits zeigten sich wiederum Laien, die ich zu Gast im Studio hatte, äußerst beeindruckt, wie laut die kleinen Speaker aufspielen. So unterschiedlich können Meinung also sein. Wie dem auch sei, die Boxen sind für meinen Geschmack etwas zu boomy, wodurch der Punch und die Transienten-Abbildung leider leicht leidet. Gleichzeitig sind die Boxen ziemlich präzise, wir reden hier ja wie immer nur von Nuancen.
Im Mitten- und Höhenbereich lösen die Genelecs sehr sauber und präzise auf. Die Höhen sind zwar etwas betont und auch minimal metallisch, was ich hier allerdings noch nie schwierig empfand. Im Gegenteil, ich habe früher selbst 8040 mein Eigen genannt und konnte mit diesen wunderbar arbeiten. Trotzdem hält sich teilweise hartnäckig das Gerücht, dass Genelecs recht harte Höhen haben, was aber nur auf die ganz alten Modelle zutrifft. Sie sind präsent, ja – aber eben nicht zu hart, wie ich finde, auch weil sie kaum einer Welligkeit unterliegen und somit ziemlich präzise sind.
In den Mitten werden ebenfalls eine Menge Details offenbart, sodass sich mit diesen Speakern selbst über einen längeren Zeitraum ermüdungsfrei arbeiten lässt. In dem Zusammenhang ebenfalls erwähnenswert ist, dass diese Speaker auch mit unterschiedlichsten Pegeln detailliert erklingen, so dass man auch langfristig mit geringen Lautstärken arbeiten kann. Das schont die Ohren, gerade im professionellen Umfeld.
Das Stereoverhalten ist auf einen sehr hohen Niveau, wodurch einzelne Instrumente auf der Stereobühne eindeutig lokalisierbar sind. Dank des elliptischen Waveguides ist der Sweet Spot groß und vor allem frei von Färbungen, dank der starken Bündelung aber auch nicht zu groß, als dass man Probleme mit Reflexionen bekommen könnte. In diesem Zusammenhang möchte ich nochmal die unkomplizierte Ausrichtungsfähigkeit der Boxen loben, da man nur so den Sweetspot groß genug bekommt.
GLM 2.0
Okay, der Bass war etwas zu intensiv. Schauen wir uns nun einmal an, was wir mit der GLM-Software dagegen ausrichten können. In Verbindung mit dieser können wir zwei Low-Shelfs, zwei High-Shelfs und sogar bis zu 16 (!) Notch-Filter nutzen. Die Anzahl der verfügbaren Filter ist übrigens von Speakermodell zu Speakermodell verschieden.
Sollte man die automatische Messung nutzten, wird man recht schnell feststellen, dass ziemlich viel Bass verloren geht, sollte man vor allem das Single-Point Messverfahren wählen. Wie ich schon eingangs schrieb, ist es deshalb sinnvoll, die gefunden „Problem“-Frequenzen nicht komplett zu linearisieren, sondern nur 40-60% des veranschlagten negativen Gains zu nutzten. Benutzt man das Multi-Point-Messverfahren, wird das automatisch ermittelte Ergebnis dank einer Messung an vier verschiedenen Messpunkten etwas besser, aber auch meist sehr dünn im Bass.
Die Software ist übrigens für Windows PC und Mac OSX verfügbar, wobei sich Mac-User momentan noch mit der Beta-Version begnügen müssen. Diese ist an manchen Stellen etwas langsam, da es sich aber um eine Beta-Version handelt, wollen wir darüber großzügig hinweg sehen.
Etwas schade ist eigentlich nur, dass man ausschließlich mit der Software Veränderungen am Sound vornehmen kann. Da in dem getesteten Paket mit Messmikro und Interface alles dabei ist, geht das hier explizit noch in Ordnung, trotzdem hat man vielleicht nicht immer das volle Besteck zur Hand, und dann ist es schon schade, dass man die Box nicht einfach noch mit ein paar Kippschaltern oder dergleichen klangtechnisch anpassen kann.