Mit dem Modell DP 300 G bringt der deutsche Hersteller GEWA ein Digitalpiano der unteren Mittelklasse, das mit einer beachtlichen Liebe zum Detail hergestellt wird. Neben einer hochwertigen Tastatur, eingebauten Lautsprechern sowie einem edlen Gehäuse wurde das DP 300 G auch mit Samples eines Steinway D-Flügels ausgestattet, welche eigens von GEWA in Kooperation mit Steinway in Hamburg aufgenommen wurden. Außerdem hat GEWA großen Wert auf eine Entwicklung und die Fertigung auf deutschem Boden gelegt – alle Digitalpianos der neuen Serie sind „Made In Germany“ und wurden in der GEWA-eigenen Produktion in Adorf hergestellt. Das klingt sehr vielversprechend und macht mich neugierig auf den vorliegenden Test.
Den Namen GEWA dürften viele schon gehört haben – als Kooperationspartner großer Instrumentenhersteller sowie auch durch die hauseigene Produktion von Cases und diversen klassischen Instrumenten. Jetzt geht der Hersteller aus dem Vogtland noch einen Schritt weiter und wagt sich mit der hauseigenen Digitalpiano-Serie auf den ohnehin schon überschwemmten Digitalpiano-Markt. Doch gerade hier sehe ich gute Chancen, denn mit einem durchdachten Konzept und einem guten Klang hat man nichts zu verlieren: Immerhin befinden sich im Marktangebot sehr viele mittelmäßige Pianos, die beispielsweise nicht mit Steinway-Samples ausgestattet sind. Was das DP 300 G alles kann, und ob es den Vergleich mit namhaften Konkurrenten scheuen muss, das werden wir in diesem Testbericht herausfinden. Los geht’s!
Details
Gehäuse
Stolze 42,5 kg wiegt das Piano, das der Spediteur zusammen mit mir in die Wohnung trug. Das liegt nicht zuletzt daran, dass unser Testkandidat neben dem eigentlichen Digitalpiano auch aus einem umfangreichen Unterbau aus Holz besteht – alles wurde zusammen in einem großen Paket verpackt. Immerhin ist das DP 300 G ein vollwertiges Digitalpiano im edlen Holz-Gehäuse und sieht einem echten Upright-Piano schon sehr ähnlich. Insgesamt befinden sich neben dem Piano vier große Holzteile im Lieferumfang und sind – dank der kurzen Anleitung – schnell aufgebaut: die beiden Seitenteile, eine Rückwand sowie die untere Leiste mit den drei Pedalen werden im liegenden Zustand mit Hilfe der mitgelieferten Schrauben montiert. Unabdingbar ist dann eine helfende Hand zum Aufrichten des Pianos, denn anders als bei einem Stagepiano haben wir es hier mit einem wahren Schwergewicht zu tun.
Die nötige Verkabelung wird im Anschluss vorgenommen: die Pedaleinheit wird mit einem Kabel auf der Unterseite des Spieltischs aufgesteckt, das Stromkabel wiederum auf der Rückseite: Schon kann es losgehen! Im aufgebauten Zustand kann sich das GEWA DP 300 G dann wirklich sehen lassen – das schicke Design und die solide Verarbeitung „Made In Germany“ hinterlassen einen sehr guten Eindruck. Insgesamt gefällt mir das Piano optisch sehr gut, da es aufgrund der abgerundeten Frontseite, der fast beschriftungsfreien Oberfläche und der metallischen Leiste auf der Tastaturabdeckung eine gute Mischung aus klassischem und modernen Design bietet. Ich bin mir sicher, dass es sich in vielen Wohnzimmern sehr gut integrieren lässt!
Für diesen Testbericht hat uns GEWA das Piano in weiß-matter Ausführung zur Verfügung gestellt – alternativ ist es aber auch in schwarz-matter Farbe oder in Rosewood-Optik erhältlich.
Bedienoberfläche
Das kompakte Bedienfeld befindet sich links neben der Tastatur und verschwindet im geschlossenen Zustand auch unter der Tastaturabdeckung, welche sich einfach herein- bzw. herausschieben lässt. Unter der kleinen LED-Anzeige finden 10 Taster und ein Volume-Fader ihren Platz, die zur Bedienung des Pianos vollkommen ausreichen. Vier der Taster dienen der Auswahl an Sounds bzw. zum Navigieren durch diverse Einstellungen. Die unteren sechs Taster haben jeweils eine konkrete Funktion, welche darüber aufgedruckt wurde: Voice, Metronom, Reverb, Chorus sowie zwei Tasten für die Rec/Play-Funktion. Weitere Funktionen erreicht man durch gleichzeitiges Drücken verschiedener Tastenkombinationen, was mit Hilfe des Handbuchs schnell erläutert wird.
Der Ein/Aus-Schalter wurde allerdings versteckt: Dieser befindet sich auf der Unterseite des Pianos, genau wie die beiden Kopfhörerausgänge des Pianos. Mit etwas Abtasten hat man beides schnell gefunden – außerdem entfallen diese Elemente dann auf der Oberseite, was dem aufgeräumten Design sehr zuträglich ist.
Für dich ausgesucht
Anschlüsse
Alle weiteren Anschlüsse des Pianos befinden sich dann auf der Rückseite. In einer speziell dafür vorgesehenen Aussparung sind die Buchsen für den Netzstecker sowie auch USB und MIDI In/Out zu finden. Gleich daneben gibt es zwei Klinkenbuchsen für den Audio-Ausgang L/R und eine weitere Klinkenbuchse für ein externes Haltepedal. Ein Line-In im Miniklinken-Format rundet das Anschlussfeld ab. Tatsächlich bietet das GEWA DP 300 G auch die Möglichkeit, ein eigenes Haltepedal anzuschließen – man könnte das Piano in diesem Fall also wie ein reguläres Stagepiano transportieren und den Unterbau zu Hause lassen.
Klangerzeugung
Klanglich gesehen bietet das DP 300 G ein paar interessante Features: In Zusammenarbeit mit Steinway hat GEWA eigene Samples entwickelt, die von einem Steinway D-Flügel stammen. Insgesamt befinden sich über 1 GB Samples an Bord des internen Speichers. Im Unterschied zu anderen Herstellern hat GEWA dabei großen Wert auf die Lebendigkeit der Samples gelegt und sich bei der klanglichen Bearbeitung dieser weitestgehend zurückgehalten: Das Ergebnis ist ein sehr natürlicher Sound. Über das Menü des DP 300 G lassen sich die Saiten- und Dämpferresonanzen individuell einstellen.
Insgesamt befinden sich 15 Klänge im DP 300 G, zu denen u. a. Pianos, E-Pianos, Orgel und Streicher-Sounds gehören. Auch in punkto Polyphonie ist das Piano gut ausgerüstet: 256 Stimmen sollten mehr als ausreichen. Daneben bietet das DP 300 G verschiedene Reverb-Typen und acht Modulationseffekte, die ganz einfach hinzugeschaltet werden können. Zum Aufzeichnen eigener Ideen besitzt das DP 300 G außerdem eine Aufnahme- und Wiedergabefunktion.
Tastatur
Was der geheimnisvolle Buchstabe „G“ in der Modellbezeichnung bedeutet, wurde mir erst nach meinem Telefonat mit GEWA klar: Unser Testkandidat wurde mit der „Grand Touch” Tastatur ausgestattet, die durch ihren Aufbau mit gewichteter Hammermechanik ein realistisches Spielgefühl vermitteln soll. Darüber hinaus verrät GEWA auf deren Webseite ebenfalls, dass es sich dabei um eine Tastatur aus dem Hause Fatar handelt. Welches Modell hier verbaut wurde, lässt sich also nur vermuten, ist aber an dieser Stelle auch nicht weiter wichtig. Viel wichtiger ist eher die Tatsache, dass GEWA sehr lange an der Kalibrierung der Tastatur gefeilt hat. Schon im GEWA-Werk werden alle Tastaturen individuell kalibriert, damit eine gleichmäßige Spielbarkeit gegeben ist. Sollte sich durch den Transport oder langes Spielen eine Ungleichmäßigkeit bei bestimmten Tasten einstellen, dann können diese individuell innerhalb des Menü im sogenannten Kalibriermodus nachgestellt werden. Das habe ich bei einem Digitalpiano bislang noch nicht gesehen- ein schönes Feature!
Lautsprecher
Zu einem ordentlichen Digitalpiano gehören natürlich auch gute, in das Gehäuse integrierte Lautsprecher – gerade für den Heimbetrieb ist dieses Feature unverzichtbar. Beim DP 300 G sitzt dazu ein Fullrange-Lautsprecherpaar auf der Unterseite des Spieltischs. Zwei ovale Aussparungen lassen die Lautsprecher erkennen, welche mit einer Leistung von 2 x 20W angetrieben werden. Aufgrund ihrer Platzierung am Gehäuse, strahlen sie natürlich nach unten ab, was einen eher indirekten Klang mit sich bringt – dazu aber mehr im Praxisteil.