Praxis
Die Sounds des G9 – ohne Einschränkungen
Das Gewa G5 kommt mit den gleichen 40 Drumkits wie das große G9 und setzt mit seinen über 400 Einzelinstrumenten einen Schwerpunkt auf akustische Drums, bietet aber auch in Hinblick auf Percussioninstrumente und elektronische Sounds ein durchaus ansehnliches Arsenal. Der Library gelingt dabei eine Gratwanderung zwischen einem sauberen und durchsetzungsfähigen, aber dennoch verhältnismäßig natürlichen Grundklang. Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass es mir im Gegensatz zu manchem Konkurrenzprodukt schwer fällt, einzelne Sounds zu finden, die aus dem Gesamtbild fallen oder in der Praxis kaum zu verwenden wären. Als einziger kleinerer Kritikpunkt wären einige Ungereimtheiten in den Mixes mancher Kits zu nennen. Wenn z.B. die Hi-Hats im Vergleich zum Rest eines Kits zu laut oder zu trocken sind, dann lässt sich dies aber natürlich problemlos von Hand beheben und in einem der 128 Slots für User-Kits abspeichern.
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Mehr InformationenEs wäre nicht abwegig, zu vermuten, dass die Library bei der Migration auf das kleinere Soundmodul in ihrem Detailreichtum bzw. in der Anzahl der enthaltenen Samples beschnitten worden wäre, um Speicher und Rechenressourcen zu sparen. Dem ist definitiv nicht so. Die wirklich enorme Anzahl an Einzelsamples wurde vollständig aus dem G9 übernommen, und somit gilt auch für das G5, dass z.B. eine Snare alleine für die Center-Artikulation mit 70 bis 100 Dynamiklayern und zusätzlich jeweils bis zu fünf alternativen Round-Robin-Samples kommt.
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Velocity-Check Gewa G5
In meinem Test zum Gewa G9 hatte ich trotz dieses außergewöhnlich umfangreichen Sample-Pools einen sanften Machinegun-Effekt bei schnellen Schlagfolgen wahrgenommen, was damit zusammenhing, dass die Attackphasen der Samples bei manchen Instrumenten etwas technisch wirkten. Umso erfreulicher ist es nun, dass es mittlerweile ein Sound-Update gab, das diesen Punkt behebt. Wie der folgende, über MIDI erzeugte Velocity-Check zeigt, fährt das Gewa G5 durch die Velocity-Layer wie ein warmes Messer durch Butter. Dabei klingt das Ergebnis sogar noch etwas lebendiger als eine Referenz, die mit der Rooms of Hansa SDXfür den Toontrack Superior Drummer 3 erzeugt wurde. Beeindruckend!
Gutes Triggerverhalten
Auch wenn sich das Triggerverhalten des Soundmoduls nicht in der gleichen abgründigen Tiefe wie beim großen Bruder bearbeiten lässt, spielt sich das Gewa G5 nach einer kurzen Einarbeitungszeit und einer recht steilen Lernkurve im Bereich der Trigger-Settings sehr gut. Unter anderem ist anzumerken, dass aller Reduktion zum Trotz für alle Padzonen wie z.B. Bow, Edge und Bell eines Beckens separate Velocitykurven vorhanden sind. Fehltrigger oder Übersprecher sind auch dank einer voreingestellten Crosstalkfunktion kein Thema.
Als besonders gelungen empfinde ich das Triggerverhalten der Hi-Hats. Dieses hat sich für meine Wahrnehmung seit meinem Test des G9 sogar noch verbessert. Nach einer unkomplizierten Kalibrierung reagiert das Soundmodul ausgesprochen sensibel auf den Öffnungsgrad, ohne sich durch kräftigere Schläge ernsthaft aus dem Konzept bringen zu lassen. Insbesondere wegen der stolzen acht Öffnungsgrade, mit denen das G5 arbeitet, ist das wirklich bemerkenswert. Und auch wenn in meinem Fall nicht viele Anpassungen nötig waren, bietet das Modul vielfältige Möglichkeiten zur Personalisierung wie z.B. eine Kurve für den Öffnungsgrad zu wählen oder die Empfindlichkeit für Chick- und Splashsounds zu regeln. Auch beim „kleinen“ G5 bleiben in dieser Hinsicht also kaum Wünsche offen.
Akzeptable Latenzwerte
So wie jedes andere aktuelle E-Drumset benötigt das Gewa G5 eine kurze Zeit, um ein Triggersignal aus einem angeschlossenen Pad in ein hörbares Schallereignis umzusetzen. Diese Verzögerung wird als Latenz bezeichnet und entsteht schon alleine aufgrund der nötigen Wandlung von digitalen Audiodaten in ein Analogsignal, das von einem Kopfhörer oder Lautsprecher wiedergegeben werden kann. Im besten Fall beträgt sie drei bis vier Millisekunden. Die Schwelle, ab der die Latenz deutlich spürbar wird, liegt dagegen bei zehn Millisekunden aufwärts – je nach Wahrnehmungsgabe des Musikers.
Die Latenz lässt sich ganz einfach messen, indem man ein Mikrofon an einem Drumpad platziert, dieses zusammen mit dem Soundmodul aufnimmt und den zeitlichen Versatz zwischen den beiden Spuren betrachtet. Das Gewa G5 zieht in dieser Disziplin mit seinem großen Bruder gleich und liegt bei akzeptablen acht bis neun Millisekunden. Zum Vergleich: Schall braucht etwa drei Millisekunden, um einen Meter in der Luft zurückzulegen.