GForce legt gemeinsam mit Tom Oberheim einen Klassiker neu auf: den Oberheim Two Voice Pro – diesmal als Plugin. Die Geschichte des duophonen Vintage-Synthesizers begann vor genau 50 Jahren: 1975 stellte Oberheim den ursprünglichen Two Voice vor. 2015 wurde er vom überarbeiteten TVS Pro abgelöst. 2021 erschien dann noch einmal eine Special Edition mit zwei SEM-Modulen zur analogen Klangerzeugung sowie einem Step-Sequenzer.

Oberheim ist bekannt für den „Jump“-Sound. Im Feature Oberheim OB-X & OB-Xa – Soft-Synths im Vergleich haben wir euch die besten Emulationen der polyfonen Flaggschiffe vorgestellt. Bei dem US-Kult-Hersteller gibt es aber noch viel mehr zu entdecken – allen voran das 1974 erschienene Oberheim SEM (Synthesizer Expander Module). Das Modul stach mit seinem State Variable Filter hervor, das sich damals zu größeren Setups wie einem Eight-Voice Synthesizer kombinieren ließ. Heute könnt ihr sie als Plugins neu erleben – mehr dazu erfahrt ihr im Feature Oberheim SEM & Eight Voice – Soft-Synths im Vergleich.
Sowohl der GForce Oberheim SEM Test als auch der GForce Oberheim OB-X Test haben gezeigt: GForce ist längst zur Referenz für Oberheim-Synth-Emulationen geworden. Ich bin mir sicher, dass der GForce TVS Pro mit Retro-Charme, einer guten Produktqualität und einem attraktiven Preis punkten wird. Der TVS Pro bringt bereits eine große Auswahl an Presets mit – wenn ihr wissen möchtet, ob die zu euch passen: Hört in die zwölf Audio-Demos rein und ladet euch bei Interesse gleich die Demo-Version auf der GForce-Webseite herunter.
DETAILS & PRAXIS
GForce TVS Pro mit zwei Synthesizern und Dual-Sequenzer
Das Konzept des GForce TVS Pro lässt sich einfach zusammenfassen: Wie der erste TVS (= Two Voice Synthesizer) besteht auch die digitale Version aus zwei SEM-Modulen und einem Sequenzer. Die Pro-Version bietet im Vergleich zum ersten TVS von 1975 einen verbesserten Sequenzer, stabileres Tuning und weitere Modulationsmöglichkeiten. GForce geht mit dem neuen virtuellen TVS Pro noch einen Schritt weiter – und ergänzt den Synth um einen Dual-Sequenzer und eine separate Effektsektion.

Beide SEMs und der Dual-Sequencer lassen sich in 17 verschiedenen Keyboard-Modes kombinieren oder auch einzeln nutzen. Als Starthilfe stellt euch GForce jede Menge Presets in der Library zur Verfügung. Ihr findet sie im Ordner „Getting Started“ – das nenne ich Service!
SEM für den analogen Oberheim-Klang
Den Klang entsteht durch zwei SEM individuelle, klassische Oberheim-Module. Beide beherbergen das berühmte Filter, das ihr stufenlos zwischen Tiefpass, Bandsperre und Hochpass blenden könnt – wodurch es diesen feinen, weichen Sound prägt. Beide SEM-Module könnt ihr auf Wunsch aber auch simultan bearbeiten.

Tatsächlich könnt ihr beim SEM auf die Rückseite wechseln – die nochmal neue Funktionen offenbart. Sie überrascht mit einem dritten VCO sowie praktischen Einstellungen zu Velocity und Afterouch. Außerdem habt ihr hier die Möglichkeit, die einzelnen Patches zu speichern, zu laden oder zu kopieren. Und es wird noch besser: Die SEM-Presets lassen sich sogar zwischen den drei GForce Plugins TVS Pro, SEM und OB-E hin- und hertauschen.

Dual-Sequenzer und Effekte beim GForce TVS Pro
Für den doppelten Sequenzer hat GForce einen separaten Bereich vorgesehen. Dieser umfasst zwei klassische Step-Sequenzer mit jeweils 16 Schritten, die Ratcheting beherrschen und sich insgesamt sehr praxisfreundlich zeigen. So ladet ihr beispielsweise einfach Preset-Sequenzen, verändert sie beliebig und zieht die neue Sequenz per Drag-and-drop als MIDI-Phrase in die DAW.

Bei diesen Effekten handelt es sich eher um Basics: ein Trio aus Phaser, Stereo-Delay und ein Reverb. Sie sind zwar programmierbar und klingen gut, dafür gibt’s aber keine verschiedenen FX-Typen. Wer ein Tape-Delay oder einen Shimmer-Reverb haben möchte, muss auf externe FX-Plugins zurückgreifen.

Typische Sounds des GForce TVS Pro
So wie die bisherigen Oberheim-Emulationen von GForce erzeugt auch der virtuelle Two Voice Synthesizer Pro einen amtlichen Vintage-Sound, der sich hörbar von Moog, Prophet oder Jupiter unterscheidet. Er klingt ziemlich authentisch, und ich in überzeugt, dass ihr kein anderes Plugin finden werdet, das den Oberheim TVS Pro so akribisch nachbildet.
Man kann dem TVS Pro bereits viel abgewinnen, ohne selbst ein Patch erstellen zu müssen. Die Preset Library ist quanti- wie qualitativ große Klasse! Über 220 der 630 Patches hat man neu programmiert, der Großteil basiert auf Patches vom GForce SEM.
Bei den Audio-Demos habe ich mich bewusst auf die Stärken des TVS Pro konzentriert. Ihr hört hier vor allem Dual-Layer-Sequenzen. Ich musste mir auf der Tastatur keine besondere Mühe geben, um aus dem GForce TVS Pro solche hübschen Animationen herauszukitzeln. Übrigens: Viele Presets könnt ihr per Velocity und Aftertouch expressiv spielen. Bei den Demos kommt das aber weniger zum Tragen.

GForce TVS Pro und Varianten
Der GForce TVS Pro nimmt eine Zwischenposition ein: Falls ein SEM reicht, ist der GForce Oberheim SEM die günstigere Wahl. Soll es aber der große Oberheim Eight Voice sein, bietet sich der GForce OB-E an. Dieser mächtige Software-Synth hat natürlich seinen Preis, der regulär bei um die 200 Euro liegt. Wer nicht so viel Geld ausgeben möchte, hat zwei Optionen: den GForce Oberheim OB-EZ und den Cherry Audio Eight-Voice Synthesizer. Gerade die Emulation von Cherry Audio ist deutlich preiswerter und überzeugt mit einem etwas anderen Sound, der tendenziell moderner wirkt.








FAZIT
In der Praxis hat mich der GForce TVS Pro zwar überzeugt, für ein großes Jubelkonzert hat es aber nicht ganz gereicht. Dafür sind die Features und die klanglichen Eigenschaften der SEM-basierten Instrumente von Oberheim einfach schon viel zu bekannt. Wer sich etwas mehr Zeit nimmt, kann mit dem Plugin aber ungewöhnliche Synthesizer-Phrasen designen und die Qualitäten zweier monophoner Synthesizer im Sequenzer-Verbund kennenlernen.
Man muss wissen, dass es sich beim TVS Pro um ein spezielleres Plugin handelt, das nicht so einfach wie ein polyfoner Oberheim mit den berühmten Bläsern, Streichern und weiteren Pads untergebracht ist. Genau das macht den TVS Pro aber auch interessant, zumal sich die ganzen netten Standard-Synthesizer schon längst in den allermeisten DAWs eingenistet haben.
Wer mono-/duophone Vintage-Synthesizer mag, bekommt mit dem GForce TVS Pro definitiv ein tolles Exemplar für wenig Geld. Alles in allem gibt es 4,5 Sterne.
Features
- Emulation des Oberheim TVS Pro Synthesizer
- Zwei SEM mit zusätzlichem VCO 3
- Dual 16 Step Sequenzer
- Effektsektion mit Stereo Delay, Phaser, Reverb
- Umfangreiche Velocity und Aftertouch Modulation
- Preset Browser mit über 635 Sounds
- Austausch von SEM Presets mit OB-E und SEM
- Skalierbares GUI
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 10, Mac OS X 10.15 (M1 Support), Online-Aktivierung, VST2, VST3, AU, AAX, Standalone.
- PREIS: 33 GBP plus MwSt Euro (Straßenpreis vom 30.04.2025) regulär: 66 GBP plus
- Synth-Sequenzer-Konzept
- Großartige SEM-Emulation
- Exzellenter Vintage-Sound
- Soundkompatibel mit GForce SEM und OB-E
- Umfangreiche und gute Library
- Günstiger Preis
