Der Gibson Dual Falcon 20 in der Praxis
Der Dual Falcon 20 liefert mit seinen 15 Watt bereits einen amtlichen Schalldruck, mit dem man sich auch gegen Drums und Bass auf der Bühne behaupten kann. Das betrifft allerdings primär die angezerrten und verzerrten Sounds. Clean und komplett unverzerrt reicht es naturgemäß nicht so locker gegen die Rhythmusgruppe. Aber clean ist auch nicht das Kerngeschäft des Gibson Dual Falcon 20.
Pure Ampsounds ohne Effekte
Wir widmen uns zuerst einmal den unterschiedlichen Möglichkeiten der Klangbeeinflussung, Reverb und Tremolo bleiben außen vor. Dass Volume und Tone nicht allzu viel Spielraum beim Sound lassen könnten, ist ein Trugschluss. Hier geht es sehr feinfühlig ans Werk, was viele Möglichkeiten eröffnet. Zuerst einmal bestimmt die Wahl des Eingangs den Einfluss der ersten Zerrstufe. Wer seine Humbucker-Gitarre mit dezenterem Zerrgrad fahren möchte, wählt Input 2 mit etwas mehr Headroom und längerer Clean-Phase. Beim Volume-Regler reicht die Bandbreite von ultraclean bis zum stattlichen Mid-Gain-Rockbrett, wobei der Tone-Regler das Höhenverhältnis balanciert. Alles ist bestens angepasst, eine Dreiband-Klangregelung habe ich nicht vermisst. Hier sind die Beispiele mit Fokus auf den einzelnen Regelmöglichkeiten. Der Dual Falcon 20 wurde mit einem Royer R-10 abgenommen.
Reverb, Tremolo und Power Switch des Gibson Dual Falcon 20
Weiter geht es mit den Effekten Reverb und Tremolo. Der Reverb klingt erstklassig – ein warmer Federhall, wie man ihn sich für Vintage-Sounds wünscht. Dazu lässt er sich vor allem in der ersten Hälfte des Regelwegs gut dosieren. Ich hatte schon Amps in den Fingern, die kaum Regelmöglichkeiten boten, weil schon bei minimalem Drehen ein üppiger Hall ausgegeben wurde. Auch das Tremolo klingt vorzüglich, ebenfalls angenehm weich und auch bei maximalem Depth-Wert matscht der Sound nicht. Für mein Empfinden könnte der Maximal-Frequency-Wert etwas schneller sein, aber das ist Geschmacksache. Mit dem Multi-Watt Power-Switch wird die Leistung des Amps bis auf Zimmerlautstärke reduziert, man kann also auch das Mid-Gain-Brett im kleinen Zimmer genießen. Allerdings ist der Sound im Vergleich zum Full-Power-Modus doch leicht verändert, aber das ist normal, denn auch der Schalldruck trägt zum Klangerlebnis bei. In Beispiel 7 hört ihr die drei Stufen, jeweils mit in der DAW angeglichener Lautstärke zum besseren Vergleich. Was den einen oder anderen beim leisen Üben eventuell stören könnte, ist das Geräusch des internen Lüfters, der läuft, sobald man den Amp einschaltet. Beim Aufnehmen (auch bei niedrigen Lautstärken) oder auf der Bühne/Proberaum fällt das nicht ins Gewicht, aber wer auf Nebengeräusche eher empfindlich reagiert, könnte beim Spielen zu Hause weniger Freude haben.
Dynamische Ansprache und weitere Soundbeispiele
Der Grundsound des Dual Falcon 20 ist sehr ausgewogen, wenn Tone in der Mitte platziert und Volume und damit der Zerrgrad nach Geschmack eingestellt ist. Was den Amp klar auszeichnet, ist das erstklassige Dynamikverhalten, bei dem man die kleinste Änderung im Anschlag auch deutlich am Ampsound hört. Das macht richtig Spaß und man kann auch wirklich „mit“ dem Amp spielen, denn er interagiert ausgezeichnet. Der Dual Falcon 20 bietet sich für Live-Einsätze an, wenn man zum Beispiel einen Kanal auf Cleansound (Full Power) und den anderen auf Verzerrung (Half Power) einstellt. Oder einfach einen für Rhythmus und den zweiten für den etwas lauteren Leadsound. Aber meines Erachtens ist es einfacher, den Cleansound per Volume-Regler an der Gitarre einzustellen, worauf der Dual Falcon 20 ja auch extrem gut reagiert.
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Der Gibson Dual Falcon 20 im Band-Arrangement
Zum Abschluss hört ihr den Gibson Dual Falcon 20 in einem Band-Arrangement, gespielt mit einer ES-335 für die unverzerrten Sounds und einer Les Paul für die Zerrsounds.