Praxis:
Das Instrument ist sehr gut verarbeitet und mit feinsten Materialien bestückt. Das Holz schwingt ausgezeichnet, die Ansprache ist hervorragend und das Sustain rund und fett. Exzellent übertragen wird das alles über die beiden Humbucker-Pickups, jede Spielnuance wird 1:1 an den Amp weitergegeben. Die Wahl der Ton- und Lautstärkeregler ist ebenfalls stimmig und erlaubt eine umfangreiche individuelle Soundgestaltung. Der Hals liegt sehr gut in der Hand und die Bespielbarkeit ist ausgezeichnet. Stilistisch ist mit dieser Les Paul eigentlich alles möglich. Wer sich ein erstklassiges Instrument zulegen möchte und auch dazu bereit ist, über 2500 Euro auf den Tisch zu legen, der sollte die Les Paul Custom unbedingt antesten. Sie ist ihren Preis wert.
Zuerst spielen und hören wir uns durch die drei Pickup-Kombinationen mit Cleansound über einen Fender Twin.
Die Gitarre hat einen sehr warmen Klang, schöne ausgeprägte Bässe und einen angenehm klingenden Höhenbereich. Alles sehr homogen, beim Hals dominieren Bassfrequenzen, am Steg wird es etwas brillanter, aber nicht zu spitz, und die Kombination von beiden Tonabnehmern gibt die goldene Mitte wieder. Hier sind die drei Hörbeispiele.
Die Les Paul ist zwar die typische Rockgitarre, aber aufgrund ihres fetten Tons auch für Jazz-Styles sehr gut geeignet. Vor allem, wenn man am Tonregler die Höhen etwas zurückdreht, bekommt am clean eingestellten Amp einen sehr weichen Klang mit gutem Bassfundament. Weitere Markenzeichen sind ein starker Output und ein gutes Sustain, der Ton ist schnell da und bleibt lange auf gleicher Lautstärke. So kann man gerade bei gezupften Akkordbegleitungen sehr entspannt spielen, muss nicht um den Ton kämpfen oder Angst haben, dass er absackt, wenn man ihn mal einen Takt lang klingen lassen möchte.
Auch perkussive Sounds sind locker zu meistern. Die Gitarre spricht für Les Paul Verhältnisse recht schnell an. Nimmt man zum Beispiel die Kombination beider Pickups und dreht den Bassregler am Amp etwas zurück, sind auch schlanke Funk-Sounds kein Problem. Sogar auf den tiefen Saiten klingt es schön knackig.
Jetzt wechseln wir zu den leicht angezerrten Sounds und führen uns die klassische Rock-Kombination Les Paul und Marshall zu Gemüte. Sofort fällt die sehr gute Übertragungsqualität der Tonabnehmer auf. Jede dynamische Feinheit und Variation im Anschlag wird genauestens an den Amp weitergegeben. Für den Spielausdruck ist das natürlich erste Sahne. Allerdings muss man dabei aber auch in Kauf nehmen, dass Nebengeräusche (Rutscher auf den Saiten) oder leicht mitschwingende Leersaiten genau so deutlich übertragen werden. Aber das macht uns Gitarristen halt aus. Das hat Charme und klingt rotzig.
Beim diesem Beispiel habe ich ausschließlich mit den Fingern angeschlagen und man hört deutlich die verschiedenen Anschlagsstärken, bei hartem Anschlag wird der Ton aggressiver und etwas höhenreicher. Eine sehr ausdrucksstarke Gitarre.
Hier das Ganze noch einmal über den Steg-Tonabnehmer gespielt.
Der Hals Pickup klingt über den angezerrt eingestellten Marshall (SLP-100) eher knackig als muffig, schaltet man auf den Steg-Pickup, dann wird es ein wenig brillanter. Der Klangunterschied zwischen den beiden ist nicht sehr groß, aber gerade das finde ich bei der Gitarre sehr gut, sie hat einen homogenen Sound. Die Nuancen kommen vom Spieler.
Natürlich gibt es für den Klang noch weitere Gestaltungsmöglichkeiten. Die Gitarre hat schließlich vier Regler, da ist noch einiges machbar.
Zuerst nehmen wir den Arbeits- bereich der Ton-Potis unter die Lupe. Ab 2 kHz werden die Höhen weiträumig abgesenkt. Damit kann man wunderbar arbeiten und vom muffigem Stoner Rocksound oder Clapton´s Woman Tone bis zur brillanten Lead-Säge ein doch recht großes Klangspektrum abdecken. Zuerst der Halspickup, bei dem der Tonregler einmal komplett ab- gedreht, dann voll aufgedreht ist. Gut geeignet für muffige Powerchords.
Beim Steg-Pickup lässt sich der Tonregler gut für Leadsounds einsetzen. Wird er zurückgenommen, geht durch den abgesenkten Pegel im Höhenbereich auch die Verzerrung etwas zurück. Der Wirkungsbereich ist sehr groß. Von komplett dumpf bis klar und spitz ist alles drin!
Überzeugt euch selbst, hier das Beispiel, einmal mit Tone komplett abgedreht, dann voll auf.
Eine weitere Möglichkeit ist das Arbeiten mit dem Volume-Poti an der Gitarre, mit dem man im besten Fall den Verzerrungsgrad des Amp bestimmt. Hierzu muss natürlich der Verstärker entsprechend reagieren und mit dem Zurück- drehen der Lautstärke an der Gitarre auch der Eingangspegel und damit die Verzerrung des Amps geringer werden.
Im optimalen Zusammenspiel zwischen Gitarre und Verstärker sinkt die Lautstärke nur gering, während die Verzerrung zurückgeht. Bei Humbucker-Pickups ist das immer etwas schwierig, weil die ohnehin schon eine hohe Ausgangsleistung haben. Die Les Paul Custom gibt in dieser Disziplin aber eine sehr gute Figur ab.
Ich habe jetzt einen etwas höher verzerrten Amp gewählt (Hughes & Kettner Duotone) und den Volume-Regler an der Gitarre zuerst auf 3, dann auf 10 eingestellt. Die Diskrepanz im Zerrfaktor ist dabei sehr hoch. Die Verzerrung geht weit zurück, während die Lautstärke recht stabil bleibt. Auch das ein Mittel, die große Klangvielfalt der Gitarre auszureizen.
Hier noch einmal ein Beweis für die gute Übertragung der Pickups, diesmal im Hi-Gain-Bereich. Auch bei hoch eingestellter Verzerrung am Amp kommen die Akkorde noch klar und deutlich.
Beim üblichen Hi-Gain-Akkordtest habe ich die Akkorde E,G,D,A,E hintereinander angeschlagen und sie sind klar und deutlich trotz hoher Verzerrung zu erkennen. Besonders die einzeln angeschlagenen Saiten beim letzten E-Dur Akkord sind im Klangdunst genau zu hören. Ausgezeichnet!
Die Obertonansprache ist einfach ein Traum. Artificial Harmonics kommen bei der geringsten Bewegung mit dem Pick. Das macht richtig Spaß.
Bei hohen Verzerrungen sollte man allerdings aufpassen – ich hatte es schon erwähnt – die Gitarre geht ab wie Feuer. Bei großer Lautstärke und viel Verzerrung spielt das Teil von selbst, wenn man die Saiten nicht richtig abdämpft und unter Kontrolle hat …
Auffällig ist bei der Les Paul Custom die geringe Einstreuungsempfindlichkeit der Tonabnehmer. Sogar bei weit aufgedrehtem Amp hält sich das tonabnehmerbedingte Brummen und Rauschen sehr stark in Grenzen. Damit sind wir auch schon am Ende unserer Reise angekommen, zum Abschluss gibt es noch eine Packung Heavy-Riff mit tiefer gestimmter E-Saite.
Auch hier gibt es nichts auszusetzen, die Bässe werden fett und knackig übertragen, sehr ausgewogener Sound.
s sagt:
#1 - 26.07.2014 um 16:37 Uhr
Hallo. Der Test ist schon älter, aber eine aktuelle LP Custom EB hat derzeit kein Ebenholz Griffbrett mehr.
Gruss S