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Gibson Les Paul Deluxe WR 2015 Test

Praxis

Sound/Bespielbarkeit

Der Hals der Deluxe liegt recht breit in der Hand und ist für mich, der mit normal großen Händen durch die Welt rennt, ziemlich ungewohnt. Es sei denn, man kommt prinzipiell eher von der Nylongitarre, die von Natur aus ein paar Millimeter mehr bietet. Mit den zusätzlich etwa drei Millimetern mehr, die Gibson der Les Paul schon am Sattel spendiert, soll unter anderem das Ziehen der Saiten und Hammer-Ons und -Offs erleichtert werden. Ich persönlich empfinde es eher als Hindernis, denn beim häufigen Wechseln von Instrumenten zum Beispiel bei einem Gig kann das meiner Meinung nach eine echte Hürde darstellen.
Was leider überhaupt nicht geht, ist das hohe Gewicht, das trotz Weight Relief 4,5 kg beträgt und damit eindeutig zu hoch ausfällt. Über die Vor- und Nachteile schwerer Instrumente kann man sicherlich streiten, aber ich bevorzuge die Ansprache leichter Instrumente, weil bei ihnen das Holz schlicht und ergreifend schneller in Schwingung gerät, vom Tragekomfort ganz abgesehen. Aber einen Vorteil hat das Ganze, denn dank des schweren Korpus ist die Deluxe nicht kopflastig – nun ja …
Die Einstellung und Verarbeitung des Instrumentes ist insgesamt auf hohem Niveau, es gibt keinerlei Grund zur Beanstandung, und wir begeben uns direkt in die Praxis.

Soundtechnisch präsentiert sich die Les Paul Deluxe 2015 sehr vielseitig
Soundtechnisch präsentiert sich die Les Paul Deluxe 2015 sehr vielseitig

Trocken angespielt zeigt sich die Deluxe mit einem gesunden, gleichmäßig ausschwingenden Sustain und einem ausgewogenem Klangbild. Ich habe auf dem Griffbrett keine Dead-Spots aus-machen können – ein Resultat der guten Einstellarbeit.
Deshalb jetzt direkt an den vorgeglühten Amp. Ich verwende einen JVM 410 Marshall in Verbindung mit einer Kammler 1×12″ Box mit einem Blue Bulldog. Abgenommen wird klassisch mit einem Shure SM57. Als Preamp kommt ein Tube Tech MP1a zum Einsatz, der das Signal an ein Avid HD i/o weitergibt. EQs oder Kompressoren gibt es keine, lediglich eine Prise Hall aus dem Amp, um nicht völlig nackt dazustehen.
Im folgenden Audiobeispiel habe ich alle drei Positionen durchgeschaltet, ich beginne am Hals-PU. Der Amp ist clean eingestellt.

Audio Samples
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Alle drei PU-Kombinationen Clean-Sound Normal

Die Gitarre klingt schon clean satt und fett, die Pickups gefallen mir ausgesprochen gut, da sie einerseits ein gutes Pfund an den Amp weitergeben, dabei aber immer noch das Holz des Instrumentes transportieren. Die Mittelstellung zeigt wie gewohnt ein drahtiges Klangbild und der Steg-Humbucker ballt die Mittenfaust, so wie wir es kennen und wie es sein soll.
Ich aktiviere jetzt die Split-Funktionen beider Tonabnehmer und spiele das Ganze noch einmal.

Audio Samples
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Alle drei PU-Kombinationen mit aktivierter Split-Funktion

Huch, da wird es ja richtig stratig! Normalerweise überzeugen mich Splitsounds nicht unbedingt, aber hier hat Gibson wirklich ganze Arbeit geleistet und das Instrument um drei weitere, vollwertige Klänge bereichert. Nicht schlecht!
Ich drehe den Gain des Amps etwas auf und spiele zwei Mal dieselbe Linie, wobei ich im zweiten Durchgang den Boost aktiviere.

Audio Samples
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Sound mit aktiviertem Boost Switch
Gibson_Les_Paul_Deluxe_WR_2015_011FIN

Wie erwartet, verdichtet sich der Sound und trägt auch länger. Trotzdem verändert sich der Grundsound nicht, sodass man den Boost als eine wirkliche Bereicherung bezeichnen kann und sich tatsächlich ein Pedal spart.
Jetzt geht es in den Crunch-Kanal. Im ersten Beispiel spiele ich den Steg-Humbucker normal, im zweiten Beispiel dann gesplittet.

Audio Samples
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Crunch Riff mit Steg-Humbucker normal Crunch Riff mit Steg-Humbucker gesplittet

Auch verzerrt machen die Split-Optionen Sinn. Anstatt wie üblich eher dünn und plärrig zu tönen, bekommt der Sound hier mehr Draht, ohne jedoch seine Grundcharakteristik zu verlieren.
Abschließend noch ein kleines Metallriff im vierten Kanal des JVM 410.

Audio Samples
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Metal Sound

Dafür ist mir die Gitarre dann doch ein wenig zu fett. Der Klang macht sich recht breit, sodass mir das Spritzige fehlt, das schnelle Zupacken bei den Anschlägen. Für das Riff zwischendurch aber sicherlich gut zu gebrauchen.

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Jakob sagt:

#1 - 10.02.2015 um 00:14 Uhr

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Danke für den Test. Ich möchte nur anmerken: ENDLICH verbaut mal jemand ordentliche Hälse! Dass überall immer nur diese 42 - 43 mm Griffbretter zu finden sind, benachteiligt einfach all jene, die eine alternative Spieltechnik haben, wie mich. Bisher konnte ich nur Gitarren mit geschraubten Hälsen spielen, für die ich extra Hälse eingekauft habe oder sogar habe machen lassen. Fantastisch, dass jetzt EIN Hersteller aus dem üblichen Scharverhalten ausschwenkt und ärgerlich, dass das sofort zu einer negativen Bewertung führt, nach dem Motto: bitte sofort wieder genau dasselbe tun, was alle anderen auch tun.

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