PRAXIS
Die Robot Les Paul kommt in einem stabilen und gut gepolsterten Formkoffer. An Zubehör gibt es ein kleines Handbuch, in dem die verschiedenen Funktionen der Powertune-Einheit kurz und sehr gut verständlich beschrieben werden. Weiterhin gehört noch ein Ladegerät für die Akkus des Powertune-Systems zum Lieferumfang.
Kümmern wir uns zunächst um die “Pflicht”: die Basis-Sounds. Zu diesem Zweck habe ich die Gitarre an einen clean eingestellten Fender Twin Reverb angeschlossen und alle drei Pickup-Kombinationen hintereinander durchgespielt.
Zuerst der Hals-Tonabnehmer (Audio: Neck). Der Ton ist sehr warm, mit ordentlichen Bässen. Ganz im Gegensatz zum Steg-Pickup, der mit einer ausgeprägten Brillanz glänzt (Audio: Bridge). Die Kombination beider Tonabnehmer, wie soll es auch anders sein, liefert den Mittelwert. Das Ergebnis ist ein warmer Ton mit einer Portion schimmernder Höhen. (Audio: Middle).
Vom Grundcharakter her tendiert die Robot Les Paul in Richtung „moderne Rock-Gitarre“, mit satten Mitten und hohem Ausgangspegel der Tonabnehmer. Das fällt schon beim clean eingestellten Amp auf. Dreht man den Gain-Regler am Verstärker nämlich etwas weiter auf und wählt den Steg-Pickup, fängt der Sound allmählich an zu zerren. Sehr gut für Sounds, deren Verzerrungs-Grad über die Anschlagsdynamik gesteuert werden soll. Zur Demonstration habe ich die Gitarre gleich mal auf Drop D gestimmt.
Bei einer Gitarre mit Stimm-Automation wird natürlich genau hingesehen. Erbsenzählen ist angesagt. Ist das Ding denn tatsächlich präzise??? Ja, ist es!! Alle Saiten sind nach dem automatischen Stimmvorgang wirklich hundertprozent in Tune. Ich hatte zwar anfänglich etwas Probleme mit der tiefen E-Saite. Wurde sie auf D gestimmt, war der Ton immer ein paar Cent zu hoch. Aber das lag nicht an einer fehlerhaften Funktionsweise des Powertune-Systems, sondern an dem von mir aufgezogenen neuen Saitensatz. Nachdem ich ein paar Runden auf der Gitarre gedreht hatte, waren die neuen Saiten eingespielt und alles lief wie vorgesehen.
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Die nächste wichtige Frage, die es zu klären galt, war: wie lange dauert es denn nun genau, wenn man z. B. vom Standard-Tuning nach DADGAD umstimmt. Immerhin werden hier ja drei Saiten einen Ganzton herunter gestimmt. Die Antwort: Genau 16 Sekunden hat es gedauert, dann war das Instrument hundertprozentig umgestimmt. Allerdings sollte man darauf achten, dass man die Saiten im Stimm-Modus nicht zu hart anschlägt, sonst dauert es etwas länger, bis das System die Tonhöhe exakt analysiert hat.
Das nächste Audio zeigt den angezerrten Sound des Steg-Pickups mit etwas zurückgedrehtem Tone-Regler und dem eben angesprochenen DADGAD-Tuning.
Eine sehr beliebte Stimmung im Blues ist das Open G-Tuning. Hier werden die Saiten so gestimmt, dass leer gespielt ein G Dur Akkord klingt (DGDGBD). Keith Richards hat mit dieser Tuning-Variante einige Stones-Songs aufgenommen- allerdings mit einer Tele. Hier ist die etwas fettere Variante mit der Robot Les Paul im Stones-Style. Klingt auch sehr gut (Audio: Open G).
Wenn man die Höhen am Amp etwas weiter aufdreht, lassen sich mit dem Halspickup amtliche Funk-Rock Crunch-Sounds, mit bissiger Verzerrung im Höhenbereich, realisieren. Hier macht sich der moderne Charakter des Instruments positiv bemerkbar. Fast hätte ich es vergessen: nach einem kurzen Dreh am “Tone-Poti” hat sich die Gitarre vor der Aufnahme komplett um einen Halbton tiefer gestimmt. It’s magic! (Audio:Minus 1).
Jetzt noch mal ein Beispiel mit einem Clean-Sound (beide Pickups), der durch einen entsprechend harten Anschlag leicht in die Zerrung gerät. Open E war das Tuning meiner Wahl (E Major).
Auch bei höherem Verzerrungsgrad behält die Les Paul ihre Transparenz und Durchsetzungsfähigkeit. Das gilt auch, wenn das Instrument tiefer gestimmt wird. Die Drop-Tunings lassen sich mit der Gitarre übrigens grundsätzlich sehr gut spielen, Der 010er Saitensatz macht das Ganze problemlos mit und auch die tiefe E-Saite (046) schlabbert nicht übermäßig in der Gegend herum. Der Anschlag kommt definiert und knackig rüber (Dadgad Crunch).
Open-Tunings laden selbstverständlich zum Spielen mit dem Bottleneck (Slide) ein. Das ist bei einer Gitarre mit sehr niedrig eingestellter Saitenlage etwas schwierig, da für ein wirklich energetisches Slide-Spiel eine höhere Saitenlage von Vorteil, ist. Ansonsten läuft man Gefahr, dass man die Saiten bei etwas härterem Druck auf die Bundstäbchen drückt – und dann ist es vorbei mit dem Slide-Sound. Bei der Robot Les Paul gab es das Problem nicht, denn die Werkseinstellung von Hals und Saitenlage lässt sowohl „normales“ Greifen als auch das Bearbeiten der Saiten mit dem Bottleneck zu. Hier der Beweis in Double-Drop-Tuning (DADGBD, Audio: Double Drop).
Nun kommen wir zur Hi Gain Abteilung und den entsprechenden Tests zur Dynamik und Akkordverständlichkeit. Wir beginnen mit der dynamischen Bandbreite des Volume-Potis. Am Amp wird ein Hi Gain Sound eingestellt und zuerst mit herunter gedrehtem Volume-Regler gespielt, der dann voll aufgedreht wird (Audio: Dyna Poti). In diesem Setting spürt man den hohen Output der Pickups recht deutlich. Die Verzerrung bei zurückgenommenem Volume an der Gitarre ist immer noch recht hoch.
Kommen wir zur Überprüfung Anschlagsdynamik. Beim gleichen Hi Gain Sound wie im vorigen Beispiel wird zuerst leicht mit den Fingern, dann hart mit dem Pick angeschlagen. Die unterschiedlichen Nuancen des Spiels sollten genau übertragen werden (Audio: Dyna Pick).
Auch in dieser Disziplin kann man den Pickups sehr gute Noten bescheinigen, Trotz hoher Verzerrung wird alles sehr gut übertragen. Die Transparenz lässt keine Wünsche offen. Das gleiche gilt auch für die Akkordverständlichkeit. Die Akkorde E, G, D, A wurden bei hoher Verzerrung angeschlagen und sind nach wie vor als solche zu erkennen.
Mittasch Dieter sagt:
#1 - 10.07.2021 um 00:14 Uhr
Tremolo Robot Gitarre
Hallo an alle, gibt es diese Gitarre auch mit Tremolo?
Wenn nicht, dann wäre meine Erfindung bzw. patentierte Erfindung eines Tremolos hier einsetzbar.