Praxis
Praxis und Sound
Die SG Standard 2016 T HC wird im einem spartanischen Gigbag geliefert, den ich persönlich nur in Notfall verwenden würde. Einen Koffer sollte man also ernsthaft in Betracht ziehen, wenn man die Gitarre öfter transportiert. Unser Testinstrument ist sehr gut verarbeitet und ab Werk nahezu top eingestellt, wenn es auch – wie in den meisten Fällen – bei der Oktavreinheit etwas hapert, was aber kein großes Ding ist. Schließlich kommt man um eine individuelle Einstellung der Bundreinheit spätestens dann nicht herum, wenn man die Saiten, die Saitenstärke oder die -marke wechselt. Die Bespielbarkeit ist gut und der Primärklang ausgeglichen, das Ganze mit einer leicht hölzernen und knackigen Note. Also ran an den Speck und auf ins Studio. Die beiden Humbucker können mit recht hohen Wicklungszahlen aufwarten, wodurch sie sich vorrangig für verzerrte Sounds eignen. In den cleanen Einstellungen sind die Sounds dagegen für meinen Geschmack einen Tacken zu harsch und überdecken den ausgeglichenen Primärklang.
Im ersten Soundbeispiel hört ihr den Steghumbucker, dessen mittig komprimierter Klang den Charme der Gitarre am cleanen Amp nicht optimal transportiert.
Auch in der Mittelposition klingt die Gitarre clean gespielt erstaunlich statisch. Als Referenz habe ich immer wieder meine knapp zehn Jahre alte SG hinzugezogen, die mit Gibson P-57 Classic Pickups bestückt ist. Obwohl sich die beiden Gitarren in punkto Primärklang nicht viel tun, können die 57 Classic Pickups die cleanen und angezerrten Sounds der Gitarre viel besser abbilden.
Dagegen gefällt mir der Halspickup recht gut, wenn es um cleane Klänge geht. Obwohl auch er mit einem fetten Output gesegnet ist, repräsentiert er den Charme der SG besser. Hier ist die Wiedergabe etwas offener als in der Bridge-Position und ein gut dosierter Twäng wird geboten, wodurch sich der Sound sogar teilweise für Funky-Licks eignet.
Kommen wir zum verzerrten Bereich, in dem die Gitarre absolut punkten kann. Wegen des mittig komprimierten und lauten Outputs der Pickups eignet sich die SG Standard 2016 T besonders für die härtere Gangart. Ab AC/DC-Zerre aufwärts kommt man hier schnell auf seine Kosten. Einzig die Werkssaiten haben mir das Leben schwer gemacht, weil einige von ihnen beim Einspielen der Audios rissen.
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In der Zwischenposition wird der Ton zwar insgesamt undifferenzierter, er bleibt aber immer noch einigermaßen knackig. Aber auch der einzigartige und leicht holzige Twäng der Gitarrenkonstruktion kommt hier nicht wirklich gut zur Geltung.
Wie ich eingangs schon erwähnte, spielt die im Gegensatz zur Les Paul leicht veränderte Position der Pickups eine klangliche Rolle. So neigt der Halstonabnehmer auch mit viel Verzerrung nie zu einer mulmigen oder zu fetten Wiedergabe. Hier klingt es ausgeglichen und etwas knackiger als bei einer Les Paul.
Zum Schluss gibt’s noch ein Soundbeispiel mit einer weiteren Schippe Gain, was die Gitarre dank ihres knackigen Grundsounds gut verkraftet. Überhaupt hatte ich beim Einspielen das Gefühl, dass hier die Zielgruppe eher Metallfacharbeiter und Heavyrocker sind, während die knalligen Pickups Blueser und Soundfetischisten eher abschrecken könnten.
Fretfinger sagt:
#1 - 21.07.2016 um 07:28 Uhr
Na, da kann man doch froh sein, ein älteres Modell zu besitzen, mit Koffer und deutlich weniger als drei Korpusteilen. Schon krass, was bei Gibson heute "Standard" ist. Da lohnt sich doch eher ein Blick auf den gut bestückten Gebrauchtmarkt ...