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Gibson SG Standard 2019 Ebony Test

Praxis

Bespielbarkeit und Sound

Wie immer spiele ich eine Testgitarre vor dem eigentlichen Test ein paar Stunden im Wohnzimmer ein, um mir einen ersten Eindruck vom Instrument zu verschaffen. Dabei benutze ich in der Regel keinen Verstärker, um nicht zu sehr vom Primärklang und dem natürlichen Schwingungsverhalten abgelenkt zu werden. Diese Vorgehensweise kann ich übrigens nur wärmstens empfehlen, denn wenn man eine E-Gitarre sofort mit viel Verzerrung testet, hört man unter Umständen die Feinheiten nicht mehr heraus, die letztlich für einen ausgewogenen und transparenten Sound verantwortlich sind. In punkto Bespielbarkeit gibt es hier nichts zu meckern. Die Slim-Taper-Halsform ist für eingefleischte Gibsonspieler wie der leckere Braten bei Muttern und dementsprechend fühlt man sich auch sofort wie zuhause. Allerdings war die Werkseinstellung der Gitarre nicht gerade das Gelbe vom Ei, und so war nicht nur die Bundreinheit und die Höhe der Saiten jenseits von Gut und Böse, sondern auch die Höhe der Pickups. Der Stegtonabnehmer war ab Werk so hoch eingestellt, dass die Saiten zeitweise beim Greifen in hohen Lagen auf der Kappe auflagen. Aber mit einem Schraubendreher und einem Stimmgerät bewaffnet wird man schnell Herr der Lage.

Kommen wir zum Primärklang der Gitarre. Rein akustisch gespielt kommt der typisch holzige Twäng der SG-Konstruktion gut zur Geltung. Der Ton ist perkussiv mit ausgeprägten oberen Mitten, während das Sustain in einem gesunden Mittelfeld angesiedelt ist. Die kräftigen Pickups sind für meinen Geschmack in den oberen Mitten ebenfalls einen Tacken zu überpräsent, was mit dem Sound eines klassischen PAF-Pickups nicht wirklich viel zu tun hat. Aber gut, die Gitarre will auch keine Replik des Urmodells aus den 60er Jahren sein. Hier hat man es mit einem reinrassigen Rocker zu tun und so versteht sich die Neuauflage des gehörnten Klassikers am besten mit einem weit aufgerissenen High-Gain-Amp. Leichte Abstriche muss man dagegen bei den cleanen Sounds machen, die im Gegensatz zu meiner Referenz-SG komprimierter und statischer daherkommen. Hier zuerst einmal der Stegpickup am cleanen Amp.

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Clean: Steg-Pickup

Die Zwischenstellung tendiert in Richtung des berühmten Telecastersounds, allerdings bleibt der Obertonbereich wegen der verwendeten Hölzer und der kürzeren Mensur naturgemäß etwas bedeckter. Der Ton ist knackig und perkussiv, mit einem leicht holzigen Twäng.

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Clean: beíde Pickups

Der Halspickup bringt einen völlig matschfreien Ton, der wegen seiner leicht nach hinten versetzten Position einen etwas anderen Sound liefert als sein Pendant auf einer Les Paul. Das leichte Vibrato, das ihr hier bei den Audios hört, habe ich übrigens mit einem dezenten Heranziehen des Halses erzeugt.

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Clean: Hals-Pickup
Die Gibson SG Standard 2019 klingt etwas brachialer als das Vorbild und setzt sich druckvoll im Bandkontext durch.
Die Gibson SG Standard 2019 klingt etwas brachialer als das Vorbild und setzt sich druckvoll im Bandkontext durch.

Kommen wir zu den High-Gain-Sounds. Dank der komprimierten und mittenbetonenden Pickups setzt sich die Gitarre auch im härtesten Gefecht mit einem tobenden Drummer und einem muskulösen Bassisten problemlos durch. Meine Befürchtung, dass sie zu harsch klingen könnte, hat sich nicht bestätigt, auch wenn es dem Primärklang im Vergleich zu meiner alten SG an Wärme fehlt. Hier der Bridgepickup am High-Gain-Amp.

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High-Gain: Steg-Pickup

Wenn beide Pickups aktiviert sind, bleibt der Ton weitestgehend transparent. Im Gegensatz zu den cleanen Sounds klingt die Gitarre am High-Gain-Amp umso besser. Wer dem Sound jetzt noch etwas mehr Kraft geben möchte, sollte die dünnen Werkssaiten gegen einen 010er Satz tauschen.

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High-Gain: beide Pickups

Auch wenn der Halstonabnehmer naturgemäß etwas fetter klingt als sein Kollege in der Stegposition, kommt auch hier der Sound am High-Gain-Amp spritzig und matschfrei angeflogen. Nur bei Chords in den tiefen Lagen klingt es etwas undifferenzierter, was aber in den besten Familien vorkommt.

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High Gain: Hals-Pickup
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Profilbild von Christian Marx

Christian Marx sagt:

#1 - 12.11.2019 um 13:20 Uhr

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hallo, ist bei dem test nicht aufgefallen, daß die tonabnehmer sehr mikrofonisch sind? es gibt im netz sogar ein video, wo der gitarrist in die gitarre spricht und schreit, was der amp dann überträgt.jedenfalls mußte ich die tonabnehmer wachsen, damit das pfeifen bei high gain sounds verschwindet.

    Profilbild von Robby Mildenberger

    Robby Mildenberger sagt:

    #1.1 - 13.11.2019 um 19:25 Uhr

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    Hallo Christian,
    ein mikrofonisches Verhalten ist mir nicht aufgefallen, denn sonst hätte ich es im Test erwähnt. Die beiden Tonabnehmer-Modelle 490R und 490T sind schon ab Werk gewachst, weshalb es mich wundert, dass sie in deiner Gitarre Probleme gemacht haben. Übrigens kenne ich die beiden Pickups recht gut, denn ich habe sie eine Zeit lang auf meiner Tourgitarre gespielt und hatte auch da nie Probleme mit Mikrofonie.Es gibt aber noch einen einfachen Trick:
    Wenn eine Gitarre trotz gewachster Tonabnehmer zum Pfeifen neigt, kann es helfen, wenn man ein passend zurechtgeschnittenes (weiches) Stück Schaumstoff unter den Pickup legt, um den Hohlraum auszufüllen.Viele Grüße Robby

    Antwort auf #1 von Christian Marx

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