Praxis
Die Gitarre kommt im schwarzen Formkoffer, auf dem ebenfalls die Totenkopf-Grafik von Slash abgebildet ist. Innen ist das Kistchen mit weißem Kunstfell ausgelegt, damit die gute Paula auch sicher transportiert werden kann. Die werksseitige Voreinstellung von Halskrümmung und Saitenlage ist ok, Letztere präsentiert sich recht flach über die gesamte Halslänge, und mitunter schnarren ein paar Töne in den tieferen Lagen etwas. Wer überwiegend mit Vollverzerrung spielt, wird davon wenig Notiz nehmen. An der Einstellung der Oktavreinheit gibt es nichts auszusetzen, aber bei den Bünden hätte man sich hinsichtlich der Polierung etwas mehr Mühe geben können. Die fühlen sich noch rau an und bieten erst nach einigen Einspielstunden das erwartet gute Spielgefühl. Auch am Sattel hakt es leicht, die G-Saite bleibt beim Stimmen ab und zu in der Sattelkerbe hängen.
Bei den Pickups waren die guten alten Gibson PAF-Tonabnehmer Vorbild. Laut Hersteller wurden ein paar extra Umwicklungen mehr verarbeitet, um einen fetteren Ton am Halspickup und knackigen Crunch am Steg zu erzeugen. Das wird selbstverständlich postwendend untersucht und hier sind die drei Pickup-Kombinationen, erst einmal unverzerrt.
1 – Steg-Pickup
2 – Steg- & Hals-Pickup
3 – Hals-Pickup
Die Tonabnehmer geben ordentlich Gas und bringen die Vorstufe des Amps schon früh ins Schwitzen – Zerrsound gibt es also schon beizeiten, aber etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet. Trotzdem reagieren sie sehr feinfühlig auf die Lautstärke und übertragen jede kleine Veränderung am Anschlag. Sie sind keine Plattmacher und man kann sehr ausdrucksstark mit ihnen arbeiten, aber sie fördern andererseits auch gnadenlos die kleinsten Fehler ans Tageslicht. Der Halstonabnehmer überzeugt mit einem recht wuchtigen Ton mit muskulösen Bässen, während der Steg-Pickup recht spritzig daherkommt.
Der Tone-Regler sorgt für die übliche Feinabstimmung, wovon auch der Meister selbst des öfteren Gebrauch macht. Im Gegensatz zu vielen anderen Tone-Potis, die eine drastische Klangveränderung erst im letzten Viertel von sich geben, geht es bei der Vermillion Les Paul etwas früher zur Sache. Das Poti senkt die Höhen ab 2 kHz, und um die Klangveränderung im Verlauf des Regelweges deutlich zu machen, habe ich im folgenden Beispiel den Tone-Regler immer um zwei Einheiten nach unten gedreht, erst 10, dann 8, und so weiter…
Logisch, dass die Gitarre erst bei den verzerrten Sounds ihr volles Leistungspotenzial an den Tag legt. Die Pickups und auch die Potis sind eindeutig auf diese Disziplin justiert, und deshalb geht dort noch mehr die Sonne auf. Für leicht angezerrte Sounds muss der Gain-Regler am Amp oder am Zerrpedal schon weit heruntergeregelt werden, aber mit der Anschlagsdynamik hat man ein weiteres As im Ärmel, denn mit ihr lässt sich sehr viel beeinflussen. Hier ist ein leicht angezerrter Sound mit dem Hals-Pickup.
Der Steg-Pickup erzeugt den leicht brizzeligen Slash-Sound in Verbindung mit einem Marshall Amp. Während „normale“ Les Pauls bei dieser Einstellung in den Höhen etwas zurückhaltender sind, packt die Vermillion Les Paul schon etwas härter an.
Das Volume-Poti muss weit zurückgedreht werden, um die Verzerrung zu bändigen. Für jemand, der einen rotzigen Ton bevorzugt, ist das natürlich eine sehr gute Voraussetzung, denn es bieten sich zwischen 10 und 2 eine Menge Feineinstellungen hinsichtlich des Zerrgrades. Die Lautstärke nimmt nicht drastisch ab, sodass man wirklich gut mit dem Volume-Poti und einem verzerrten Amp arbeiten kann. Für das nächste Beispiel habe ich zuerst den Volume-Regler an der Gitarre auf 3 und später auf 10 gestellt.
Für dich ausgesucht
Auch für HighGain-Sounds und fettes Downtuning-Riffing gibt es selbstverständlich grünes Licht. Der Steg-Pickup ist hier der Spezialist. Die Bässe sind knackig und mit schnellem Antritt, und durch die leichte Höhenbetonung erhalten wir noch ein Quäntchen mehr Durchsetzungskraft.
Zum Abschluss noch ein Leadsound in drei Variationen, einmal der Hals-Tonabnehmer mit Tone auf 6 und danach auf 10, im dritten Durchgang folgt der Stegpickup mit Tone auf 10. Der Halstonabnehmer hat bei verzerrten Sounds ebenfalls gute, durchsetzungsfähige Höhen, die natürlich für Solosounds extrem wichtig sind.
Schotte sagt:
#1 - 26.11.2013 um 13:49 Uhr
Für welch schlechte Verarbeitungsqualität Gibson so viel Geld verlangt ist eine Frechheit und nichts weiter!
Da liegen bei anderen Herstellern im gleichen Preissegment (Duesenberg, Nik Huber, PRS etc.) WELTEN dazwischen!