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Gibson Thunderbird 2018 Limited Run Test

Praxis

Zuerst fällt sofort das angenehme Gewicht des Testkandidaten auf: 3,9 kg sind für ein Instrument aus Mahagoni doch sehr moderat. Damit sollten längere Proben oder Gigs kein Problem darstellen. Das war aber auch schon alles, was es über Ergonomie zu berichten gibt. Rundungen und Shapings für Arm oder Bauch sucht man nämlich nach wie vor vergebens. Im Sitzen spielen ist möglich, aber nicht unbedingt komfortabel: Die erste Lage rückt relativ weit vom Körper weg und der Daumen der Anschlagshand findet eigentlich nur auf dem Halstonabnehmer wirklich Halt, da konstruktionsbedingt der Abstand der Saite zum Body und den Pickups deutlich größer als gewohnt ist. Klar kann man den Thunderbird mit etwas Eingewöhnungszeit so spielen, aber man merkt doch relativ schnell, dass dies nicht seine Schokoladenseite ist.

Ich weiß, das klingt jetzt im ersten Moment alles etwas negativ, ist es aber ganz und gar nicht. Der Thunderbird wurde nämlich eigentlich ausschließlich zu einem Zweck ersonnen: Um an einem langen Gurt in Kniehöhe zu hängen. So und nicht anders, und dazu am besten noch mit Plektrum gespielt! Man braucht sich einen Thunderbird nur anzuschauen und weiß sofort, auf was man sich einlässt. Hat man andere Erwartungen, ist man selbst schuld! Dieser Gibson spielt von Anfang an mit offen Karten und zeigt, was er ist: eine kompromisslose Rock-Maschine!

Noch liegt er friedlich schlummernd in seinem flauschigen Case ...
Noch liegt er friedlich schlummernd in seinem flauschigen Case …

Also aufstehen, den Gurt auf maximale Länge stellen, das Pick aus der Hosentasche und ab geht’s. Aufgrund der Position der Gurtpins kommt in dieser Haltung der Hals automatisch der Greifhand entgegen und es wird doch deutlich bequemer. Man darf hier natürlich keine von modernen Edelbässen gewohnte Bespielbarkeit erwarten, dazu sind das Design und die Konstruktion des Thunderbirds schlicht zu kompromisslos. Aber in Bezug auf einen richtig eigenständigen Charakter gibt es wohl wenige Bässe, die ihm das Wasser reichen können, und deshalb verzeiht man ihm gerne ein paar Schwächen. Zumindest ich tue das!

Insgesamt ist der Gibson Thunderbird 2018 sehr ordentlich verarbeitet, bei manchem Spaltmaß vielleicht nicht auf höchstmöglichem Niveau – also auch hier ein Hauch Rock’n’Roll. Die Befürchtung, dass Gibson aufgrund der derzeit komplizierten Lage den Rotstift in Sachen Qualität ansetzt, bestätigt sich beim Thunderbird somit nicht.
Der typische Thunderbird-Sound wird ja gerne mit Worthülsen wie “röhrend” oder “fauchend” beschrieben. Hören wir also mal, wie der 2018er Limited Run klingt und ob er die Gene seiner Vorfahren in sich trägt. Stilecht beginne ich mit Plektron, zunächst beide Pickups:

Audio Samples
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Beide Pickups, Plektrum-Style

Jetzt hört ihr den T-Bird Rhythmn (also den Hals-Pickup) alleine:

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Hals-Pickup, Plektrum-Style

Und so klingt der T-Bird Lead solo:

Audio Samples
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Steg-Pickup, Plektrum-Style
Der Gibson Thunderbird ist eine kompromisslose Rockmaschine mit eigenständigem Sound und Charakter.
Der Gibson Thunderbird ist eine kompromisslose Rockmaschine mit eigenständigem Sound und Charakter.

Wie man gut hören kann, eignet sich der Bridge-Pickup nicht unbedingt für den alleinigen Betrieb, da er schlicht zu weit von den Saiten entfernt ist, um ein entsprechendes Signal abzugreifen. Ich musste im Mix schon ordentlich die Lautstärke nachregeln. Das liegt an der grundsätzlichen Konstruktion des Thunderbirds, ist auch so gewollt und auch Bestandteil seines charakteristischen Tons: Der T-Bird Lead dient alleine dazu, dem T-Bird Rhythmn etwas mehr Definition zu liefern.
Auch mit Drop-Tuning macht der Thunderbird eine gute Figur, hier wieder beide Pickups zusammen:

Audio Samples
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Beide Pickups, Drop Tuning

Und hier der T-Bird Rhythm alleine:

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Steg-Pickup, Drop Tuning

Und so klingt der Thunderbird mit Fingern gespielt. Wieder starte ich mit beiden Tonabnehmern:

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Beide Pickups, Fingerstyle

Hier der T-Bird Rhythm solo:

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Hals-Pickup, Fingerstyle

Und noch einmal das Ganze mit fast komplett geschlossener Höhenblende:

Audio Samples
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Hals-Pickup, geschlossene Höhenblende

Um einen kleinen Eindruck zu geben, wie brachial der Thunderbird mit einem Vollröhrenamp und Box klingen kann, gibt es hier eine kleine Kostprobe. Durch seinen hohen Output übersteuert er wunderbar den Preamp:

Audio Samples
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Basssound mit übersteuertem Preamp

Wo Thunderbird draufsteht, ist auch Thunderbird drin. Ich weiß nicht, ob beim 2018er-Modell auch etwas an den Pickups verändert wurde. Wenn ja, sind es subtile Updates, denn er klingt nach wie vor genau so, wie man es sich erhofft. Alle Sounds sitzen drückend und sehr präsent im Mix. Die Bandbreite ist nicht allzu groß, dafür aber zu jeder Zeit absolut authentisch. Einzig der Bridge Pickup ist im Solo-Betrieb nicht wirklich brauchbar. Der Abstand zu den Strings ist einfach zu groß, um ein tragfähiges Signal abzugreifen. Aber ein solches liefert der Thunderbird auf andere Weise, ob mit beiden Pickups oder allein mit dem T-Bird Rhythmn. Mit seinem kräftigen Output eignet sich der Thunderbird 2018 auch bestens dafür, Amps oder Verzerrer in den roten Bereich zu bringen.

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