Rückenschmerzen und Verspannungen kennen nicht nur Gitarristen. Das Spielen eines Instrumentes ist in der Regel mit einer bestimmten Haltung verbunden, und schon kleinste Fehler, die sich über längere Zeit einschleichen, können auf Dauer ernsthafte gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Was vielleicht als unangenehmen Ziehen im Rücken beginnt, kann irgendwann existenzielle Ausmaße annehmen, wenn dadurch sogar die Ausübung des Berufs gefährdet ist. Nicht umsonst gibt es inzwischen an einigen großen Kliniken Abteilungen, die sich auf die Behandlung dieser typischen “Musikerkrankheiten” spezialisiert haben.
Damit es nicht so weit kommt und wir wegen einer ungesunden Haltung an der Gitarre den Spaß am Musizieren verlieren, haben wir im heutigen Workshop ein paar Tipps zusammengestellt, wie ihr vor allem Rückenschmerzen entgegenwirkt und ihnen im Idealfall vorbeugt, um auch in Zukunft unbeschwert und schmerzfrei der schönsten Beschäftigung der Welt nachgehen zu können.
Zu Beginn des Artikels sei noch gesagt, dass Rückenschmerzen sehr vielfältige medizinische Ursachen haben können und es daher in jedem Fall empfehlenswert ist, bei andauernden akuten Problemen einen Arzt aufzusuchen.
Die richtige Haltung als Basis
Im Sitzen zu üben erscheint erst einmal die bequemere Variante zu sein und wird daher von vielen Spielern bevorzugt.
Dabei empfiehlt sich eine möglichst aufrechte Sitzhaltung, bei der der Rumpf nicht eingedreht wird und die Muskulatur der Lendenwirbelsäule den stützenden Part übernimmt. Solltet ihr feststellen, dass eure Lendenwirbelsäule dieser Aufgabe über längere Zeit nicht gewachsen ist, helfen gezielte Übungen zur Kräftigung der Muskulatur. Auf dieses Thema kommen wir später noch genauer zu sprechen. Damit die Wirbelsäulen-Muskulatur zwischendurch auch entlastet wird, kann es helfen, mit dem Gesäß bis an die Stuhllehne zu rücken und so die Muskulatur etwas zu stützen. Natürlich sollte die aufrechte Sitzhaltung auch in diesem Fall im Fokus bleiben.
Dennoch: Egal wie ergonomisch die Sitzhaltung ausfällt – eine längerfristig eingenommene einseitige Haltung führt automatisch zu Verspannungen und Schmerzen.
Besonders Einsteiger neigen häufig dazu, sich weit über das Instrument zu beugen, damit sie möglichst nah die Arbeit der linken Hand am Griffbrett verfolgen können. Dies sorgt neben einem Rundrücken auch für eine unausgewogene Haltung im Schulter und Nackenbereich und führt schnell zu Verspannungen. Als Alternative ist es daher ratsam, die Gitarre etwas anzuwinkeln, um einen besseren Blick auf die Finger zu bekommen.
Um die eigene Haltung regelmäßig kritisch in Augenschein zu nehmen, macht es übrigens Sinn, vor einem großen Spiegel zu üben.
Spielern der klassischen Gitarre wird zu Beginn im Unterricht häufig eine Fußbank empfohlen, die zwar der Haltung der rechten und linken Hand am Instrument entgegenkommt, dafür aber für einen Beckenschiefstand sorgt.
Möchte man die Gitarrenhaltung anpassen, sollte man daher ruhig auch einmal andere Hilfsmittel, beispielsweise in Form einer kleinen Stütze für den Oberschenkel oder eines sogenannten Dynarette-Kissens ausprobieren. Beide Hilfsmittel ermöglichen dem Spieler, neben einer optimierten Haltung des Instrumentes, auch die Füße gleichmäßig auf dem Boden abzustellen. Aber auch ein Gitarrengurt kann im Sitzen dafür sorgen, dass der Gitarrenhals zur besseren Bespielbarkeit nach oben gerichtet ist.
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Entspannt Üben
Nur allein die Haltung für Schmerzen verantwortlich zu machen, wäre aber zu kurz gegriffen. Häufig ist es die Kombination aus schlechter Haltung und angespanntem Einsatz am Instrument, die das Ganze erst zum wirklichen Problem machen. Jeder Spieler, der schon einmal über längere Zeit ausgiebig geübt hat, kennt die Situation: Ist man vertieft in eine schwere und herausfordernde Passage, die immer und immer wieder geübt werden muss, vergisst man schnell seine Haltung und spannt zudem die Muskulatur unverhältnismäßig an, was am Ende für Schmerzen und Verspannungen sorgt.
Auch wenn es ohne Frage eine Menge Disziplin erfordert, ist es absolut ratsam, beim Üben immer ein Auge auf den eigenen Körper zu haben und zur Unterstützung regelmäßig Pausen einzulegen. Helfen kann dabei ein Wecker, der beispielsweise nach zehn Minuten klingelt und damit signalisiert, kurz aufzustehen und zur Entspannung umherzulaufen.
In Bewegung bleiben
Um Verspannungen und Schmerzen zu vermeiden ist es ratsam, wie schon angedeutet, in regelmäßigen Abständen die Position zu wechseln. Übt man also beispielsweise zehn Minuten im Sitzen und anschließend zehn Minuten im Stehen, sorgt das für Abwechslung und beansprucht unterschiedliche Muskelgruppen. Auch beim Üben im Stehen ist es natürlich ebenfalls wichtig, auf die Haltung acht zu geben. So sollte ein Rundrücken genau so vermieden werden wie ein Hohlkreuz. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es nicht weiter tragisch ist, eine Übungseinheit in puncto Position flexibel und dynamisch zu gestalten, indem man sich mit dem Instrument zwischendurch auch mal gemütlich auf die Couch “fläzt”. Das A und O einer gesunden Haltung ist es, in Bewegung zu bleiben und nicht über einen längeren Zeitraum in einer starren Position zu verharren.
Mit der Musik körperlich “mitzugehen” kommt übrigens nicht nur dem spielerischen Ausdruck zugute, sondern ist auch in diesem Zusammenhang ratsam.
Schwere Instrumente meiden
Das Üben mit dem Instrument am Gurt kann, wie schon erwähnt, sowohl im Sitzen als auch im Stehen für eine ausgeglichene Haltung sorgen. Schwere Instrumente sollte man dabei meiden, besonders dann, wenn man sowieso schon von Rückenschmerzen und Verspannungen geplagt ist. Ebenfalls belastend für die Schulter können kopflastige E-Gitarren sein. Es macht also Sinn, gegebenenfalls schon beim Kauf des Instrumentes auf diese Punkte achtzugeben.
Einen Ausgleich schaffen
Uns Instrumentalisten geht es nicht anders als Menschen, die im Büro lange vor dem Computer sitzen. Wenn man über einen längeren Zeitraum dieselben Bewegungen ausführt und seine Muskulatur damit nur sehr einseitig oder gar nicht beansprucht, sind Rückenschmerzen quasi vorprogrammiert. Wer seinem Instrument also regelmäßig Zeit widmet, sollte sich unbedingt einen Ausgleich suchen. Ob dabei nun Kurse im Fitness-Center, die Joggingrunde nach dem Aufstehen oder Yoga die richtige Wahl sind, muss jeder für sich selbst herausfinden.