Zwei Gitarristen brachten ein unübliches Werkzeug in ein Atomkraftwerk mit – eine Gitarre. Die Musiker wollten dabei mal einen anderen Reverb als aus dem Pedal testen.
In Atomkraftwerke werden normalerweise keine Youtuber, Musiker oder Schaulustige gelassen. Schließlich handelt es sich um kritische Energieinfrastruktur mit großen Sicherheitsauflagen. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Das AKW Zwentendorf in Österreich. In den 70ern wurde das einzige AKW in der Alpenrepublik um 5,2 Milliarden Schilling (1,6 Mrd. Euro nach heutiger Kaufkraft) gebaut. Es wurde allerdings nie in Betrieb genommen, da nach dem Bau eine Volksabstimmung die Inbetriebnahme verhinderte. Damals stimmten 50,47 Prozent der Bevölkerung gegen das Atomkraftwerk.
In der Folge wurden Einzelteile an andere AKWs in Europa verkauft und das AKW wurde für Touren und Kulturveranstaltungen genutzt. Genau aus diesem Grund war es auch für die Youtuber und Gitarristen Paul Davids und Glenn Fricker möglich, diese einzigartige Location als Proberaum zu testen.
2 Gitarren, 2 Amps, 4 Mikrofone
Fangen wir mit Davids an. Der machte zuerst eine Tour durch die gigantischen Konstruktionen. Dabei schaute er sich im Kontrollraum um, der so wie Homer Simpsons Arbeitsplatz aussieht. Dann geht es weiter in den Raum, in dem normalen der Reaktor platziert wäre. Zuerst findet unten eine kleine Soundprobe statt, ehe es in den Raum direkt über dem nicht vorhandenen Reaktor geht. Zwei Amps, zwei Gitarren und ein mobiles Recording-Studio sind mit im Gepäck.
Zum Glück ist auch ein Tontechniker dabei, der neben den zwei Verstärkern auch vier Mikrofone im Raum platziert. Damit soll der volle Hall-Effekt eingefangen werden. “Ich erkannte die Bedeutung der Mikrofonplatzierung sehr schnell”, erzählt Davids. “Je nachdem wo man stand, klang das ganze komplett verschieden. Normalerweise hört man es aus dem Verstärker oder aus den Lautsprechern”, kommentiert David, der ganz gerührt von diesem Gefühl ist. “Hier bist du in Hall getränkt, du spürst ihn überall um dich herum… das ist sehr inspirierend.”
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Das Ergebnis kann sich hören lassen. Der Hall der Gitarren erinnert an ein Donnergrollen, welches nicht aufhören möchte. Wer weiß, vielleicht gibt es bald “Atomkraftwerk” in den Reverb-Einstelllungen.
Auf einmal stößt der Gitarrist Silvan dazu und die beiden spielen ein melodisches Instrumental-Stück. “Was für eine faszinierende Erfahrung”, resümiert Davids. Das ganze Video zu der Reise gibt es hier.
‘Master of Puppets’-Atomkraftwerk Version
Die Zuschauer zum Strahlen bringt auch Glenn Fricker, Soundprofi vom YT-Kanal ‘SpectreSoundStudios’. Ohne großes Tamtam stellt Fricker die Location vor und nach einer Minute hört man auch schon die ersten Töne. “Also das ist etwas, was ich ein großes tiefes Loch nennen würde”, scherzt der Gitarrist im Reaktorraum. Gespielt wurde der Klassiker ‘Master of Puppets’ von Metallica.
Tino Kitzmann sagt:
#1 - 09.03.2023 um 12:45 Uhr
Hallo, ich versteh was ihr in dem Artikel beschreibt, hat aber nix mit dem Hall-Effekt zu tun😉. Siehe auch Edwin Hall Beeindruckend natürlich dieses Projekt Danke Tino
NOX sagt:
#2 - 10.04.2023 um 14:29 Uhr
5 Mrd Schilling sind also 1.6 Mrd Euro ...🤦♂️