Praxis
Mit G&L-Bässen verhält es sich wie bei anderen “Klassikern”: Hat man schon einmal einen solchen Bass in den Händen gehabt – und sei es Jahre her – so weiß man im Wesentlichen, was einen erwartet. Dementsprechend geht es hier weniger um die Erzeugung eines Überraschungseffektes, sondern eher um die Erfüllung einer Erwartung. Dennoch dürfte der G&L Tribute L-2000 TBS auch überraschen – spätestens diejenigen, denen diese Bässe bislang noch nie unter die Finger gekommen sind!
Was ich an allen eingangs erwähnten “Klassiker”-Bässen schätze, ist ihr unkompliziertes Design und ihr deutlicher Charakter. Dieser erleichtert die Kaufentscheidung wirklich ungemein, denn die Instrumente “verstecken” nichts. Entweder man mag sie, oder man mag sie eben nicht. Aber eigentlich ist immer für jeden etwas dabei.
Der G&L Tribute ist ein robustes Schraubhals-Arbeitstier. Mit seinem kräftigen C-Halsprofil ist er sicherlich nicht der filigranste Bass der Welt, und auch nicht mit seinem sehr eigenständigen Sound, den ich gerne mit “kernig bis knochig” bezeichnen. Zwar kann man ihm auch zarte Klänge entlocken, seine wahre Stärke liegt jedoch in der Durchsetzungskraft der Mitten.
Mithilfe des Höhenboosts der Tri-Tone-Elektronik offeriert er zusätzlich eine ordentlichen Portion Twang, und der Bassfrequenzbereich wirkt sehr straff und aufgeräumt. Mulm steht beim G&L Tribute L-2000 TBS nicht auf dem Programm!
Hören wir uns doch einmal nacheinander die Tonabnehmer und deren Kombination unter Berücksichtigung aller möglichen Schaltungsvarianten an, die ihr in dieser Reihenfolge hören könnt:
- Passiv parallel
- Passiv seriell
- Aktiv parallel
- Aktiv seriell
- Aktiv + Höhenboost, parallel
- Aktiv + Höhenboost, seriell
Interessant ist, dass man ungeachtet der Tonabnehmer- und Schaltungsauswahl wirklich immer ganz deutlich den Grundcharakter des G&L Tribute L2000TBS heraushört. Die Unterschiede zwischen dem Passiv- und Aktivbetrieb sind nicht übertrieben deutlich. Eher erweitert der aktive Modus den Soundradius, verändert ihn jedoch nicht in grundlegender Form, was ich als absolut positiv empfinde. Die Elektronik selbst färbt also weniger, als dass sie lediglich noch das unterstützt, was die Tonabnehmer bereits von sich aus liefern.
Im seriellen Modus wirkt der Sound etwas runder und kräftiger. Das kann man auch hervorragend für sanfte Basspassagen verwenden. Ich bin sehr begeistert von der detaillierten Auflösung im Sound. Man kann klar und deutlich die Akkorde hören und jede Saite getrennt wahrnehmen. Nichts verschwimmt, keine indifferenten Töne erscheinen, und der Bass reagiert hervorragend auf jedwede Dynamik im Anschlag, was ihm eine sehr ausdrucksstarke Note verleiht:
Für dich ausgesucht
Das folgende Beispiel zeigt zwei Einstellungen. Der erste Bass, der im rechten Kanal zu hören ist, verwendet den Steg-Pickup in aktiver Reihenschaltung, die Höhenblende leicht zurückgedreht. Der etwas später hinzukommende Slapbass verwendet die für diesen Spielstil prädestinierte Einstellung mit beiden Tonabnehmern im aktiven Parallelbetrieb zuzüglich eines Höhen-Boosts:
Auch die Liebhaber von Precision-artigen Rocksounds kommen hier voll auf ihre Kosten! Immer wieder muss ich herausstellen, wie der Bass seine Mitten positiv in das Klangbild stellt. Alle Sounds sind einfach praxisnah und leicht und schnell schaltbar. Die Abwesenheit einer Tonabnehmer-Balance bzw. separaten Tonabnehmerreglern erscheint mir in diesem Zusammenhang sogar als Vorteil, speziell bei Livegigs:
Da die Tonabnehmer im seriellen Modus etwas voluminöser klingen als im parallelen Betrieb, muss man beim Schalten zwischen den Einstellungen gegebenenfalls die Lautstärkeunterschiede mit dem Volumenpoti minimal ausgleichen. Als vorteilhaft empfand ich, beim Alleinbetrieb des Steg-Pickups die serielle Schaltung zu wählen, während beim Solobetrieb des Hals-Tonabnehmers die parallele Schaltung sehr effektiv wirkte.
Zuletzt muss ich zum allgemeinen Spielgefühl sagen, dass ich mich auf G&L-Bässen sehr zuhause fühle. Wenn man Schraubhälse gewohnt ist und die Robustheit schätzt, die mit dieser Konstruktionsweise einhergeht, so wird man sich sehr schnell an diesen Bass gewöhnen können. Precision-Fans werden daher definitiv keinerlei Anpassungsschwierigkeiten erleben!
calvato sagt:
#1 - 12.04.2017 um 16:30 Uhr
....ich selbst hab die 5-Saiter-Version (L-2500) und LIEBE ihn! Ja, der Hals ist durchaus "männlich", aber keiner meiner anderen Bässe (darunter auch ein MM Stingray) hat einen derartigen Druck, der immer definiert bleibt ohne zu matschen. Das Ding ist einfach monströs, vor allem für den Preis.....
Christian sagt:
#2 - 12.04.2017 um 17:03 Uhr
Also, soweit ich das auf den Bildern beim großen T erkennen kann, ist der Korpus aber mehrteilig geleimt. Demzufolge ist die "einteilige" Bezeichnung im Test etwas irreführend. Hätte mich auch gewundert, bei diesem Preis! Wie dem auch sei, ich wollte das nur angemerkt haben.
Nichts für ungut!
p.s.
Wie ist das eigentlich bei dem 5-Saiter?
Oliver - BONEDO Red. Bass sagt:
#2.1 - 13.04.2017 um 09:20 Uhr
Hallo Christian,da hast Du absolut recht. Ich habe das bei dem Testbass falsch beurteilt, denn die Teile waren wirklich derart hervorragend zusammengeleimt, dass ich meiner eigenen Beurteilung auf den Leim gegangen bin. Der Vertrieb bestätigt, dass der Korpus der G&L Tribute Serie dreiteilig ist. Genau so verhält es sich bei den 5-Saitern. Das gibt eine 1+ für Aufmerksamkeit! Was wären wir ohne unsere Leser. Vielen Dank !Oliver - BONEDO Red. Bass
Antwort auf #2 von Christian
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChristian sagt:
#2.1.1 - 13.04.2017 um 17:15 Uhr
Wie ist das derzeit eigentlich? Will man einen Korpus aus einem Stück Holz, muß man wohl ins vierstellige Preissegment schielen. Sehe ich das richtig? Mal ganz abgesehen davon, ob das nun einen hörbaren Unterschied macht...Mir ist das nur aufgefallen, dass es eigentlich, sofern man nicht in die Tausender gehen will, heutzutage unmöglich ist, einen einteiligen Korpus zu kriegen. Das war mal anders, oder?Oder ist das etwa nur ein hölzerspezifisches Phänomen (Esche) mit der Leimerei?Fragen über Fragen.....
Antwort auf #2.1 von Oliver - BONEDO Red. Bass
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