Praxis
Als ich den Kiloton zum ersten Mal aus dem Tolex-Koffer nahm und die ersten Töne darauf spielte, war ich auf Anhieb von der Boutique-mäßigen Haptik und der erstklassigen Verarbeitungsqualität des Instrumentes beeindruckt. Der schmale und schlanke Hals mit dem geschmeidigen Satin-Finish lässt sich traumhaft leicht spielen, und durch die Plek-Behandlung der Bundierung klingt jeder Ton absolut sauber, obwohl die Saitenlage ab Werk sehr niedrig und komfortabel eingestellt wurde.
Am Gurt hängt der 4,1kg schwere Kiloton super stabil und hervorragend ausbalanciert, sodass von Kopflastigkeit keine Rede sein kann, was sicher nicht zuletzt den super leichten Stimmmechaniken geschuldet ist. Lange Gigs konnte ich mit meinem Testbass ohne Schulterschmerzen oder Ermüdungserscheinungen in der linken Hand absolvieren, obwohl man das Exemplar nicht wirklich als Fliegengewicht bezeichnen kann.
In Sachen Qualität und Spielkomfort gehen meine Daumen für den Kiloton also steil nach oben und es wird jetzt wirklich Zeit, den jüngsten G&L-Sprössling am Verstärker zu checken. Wer jetzt übrigens denkt, dass ein passiver Bass mit nur einem Tonabnehmer beim Thema Sound schnell abgefrühstückt ist, der täuscht sich gewaltig, denn mit dem MFD-Humbucker geht dank der drei Spulen-Verschaltungsmöglichkeiten wirklich so einiges.
Für den ersten Clip habe ich alle drei Schaltmöglichkeiten der Spulen nacheinander aufgenommen – im ersten Durchlauf steht der Switch auf Parallel-Betrieb, darauf folgt der Split-Modus, und zuletzt hört ihr den MFD-Pickup im seriellen Betrieb. Erwartungsgemäß geht die Reise schon deutlich in Richtung des klassischen Music-Man-Sounds, der Kiloton besitzt aber durchaus seinen eigenen Charakter und klingt insgesamt nicht so aggressiv wie der Klassiker aus Ernie Balls Bassschmiede.
Positiv fällt außerdem auf, dass der MDF-Pickup den Sound trotz seines kräftigen Output-Signals in allen Schalterstellungen transparent und artikuliert abbildet. Im parallelen Betrieb klingt der Kiloton für meine Ohren sehr ausgewogen und smooth: das Fundament ist solide, die Mitten werden ebenmäßig wiedergegeben, und der Höhenbereich strahlt unaufdringlich.
Die Klangrichtung verändert sich überraschend deutlich, wenn man den Humbucker mit dem Switch im Cockpit des Kiloton splitted. Der Sound wird nun wesentlich knochiger und in den Mitten etwas schlanker. Gleichzeitig kommt aber auch eine dezente Preci-ähnliche Klangfärbung ins Spiel. Das ist bei genauerer Betrachtung eigentlich auch kein Wunder, denn im Split-Modus ist beim MFD-Humbucker die vordere Spule aktiv, sodass erfreulicherweise viel Tiefmitten- und Bassanteile abgegriffen werden. Der Kiloton klingt deshalb auch im Singlecoil-Betrieb sehr punchy und ist in der Lage, ein solides Fundament für einen tragfähigen Begleitsound in der Band zu liefern.
Schaltet man die Spulen des MFD-Tonabnehmers in den seriellen Betrieb, macht der Kiloton seinem Namen alle Ehre. Der Output des Humbuckers wird deutlich stärker und ein kräftiger Mittenboost sorgt
Für weitere Klangnuancen hat G&L dem Kiloton eine passive Tonblende spendiert, die in der Tat auch ordentlich zupackt. Im nächsten Clip hört ihr einen kräftigen Fingerstyle-Sound, für den ich den Pickup in den seriellen Betrieb geschaltet und die Blende nur zu etwa 50% aufgedreht habe:
Im Singlecoil-Betrieb kann man mit der Tonblende sogar noch weiter gehen – selbst mit nahezu geschlossener Blende erhält man einen praxistauglichen Sound mit deutlichen Konturen.
Für dich ausgesucht
Für einen amtlichen Slapsound habe ich den parallelen Modus des Pickups verwendet und die Blende (natürlich) zu 100% aufgedreht. Dieser Daumensound kann sich durchaus hören lassen – gerade wenn man bedenkt, dass es sich beim Kiloton ja um einen passiven Bass handelt!