Praxis
Meine erste Erwartung nach Anschalten des Glockenklang Blue Sky erfüllt sich umgehend. Ich höre nämlich „nichts“. Der leicht verzögerte Einschaltvorgang selbst spielt sich genau so nebengeräuschfrei ab wie die weitere Performance. Wohltuende Stille! Das allerdings ändert sich schlagartig, sobald ein Bass angeschlossen und mittels Peak-LED schon einmal visuell eingepegelt wird. Beginnt man nun, ihn ganz dezent und noch ohne EQ in Betrieb zu nehmen, und dreht den Volume-Regler nach rechts, liefert er bereits ordentlich Leistung an die für den Test angeschlossene Ampeg 4×10“ BXT Box (ein verschollenes Modell aus Ampegs Victor Wooten Endorsement-Tagen). Die Leistung ist so satt, dass es schon ab der Hälfte des Regelweges in Richtung Körperverletzung geht – und das clean, ohne hörbare Verzerrungen.
Die verwendete Box neigt generell zu leicht überbetonten Mitten, zumindest bei der Mikrofonabnahme. Im Raum selbst entfaltet sie sich breiter und angenehmer im Spektrum, als die Aufnahme vermuten ließe, hier veranschaulicht durch den Vergleich zwischen Speaker- und (pre-) DI-Signal:
Das nächste Beispiel zeigt die Kraft der Klangregelung. Dass der Stegtonabnehmer des verwendeten Jazzbass hier über das trockene DI-Signal etwas mehr Druck hat, kommt dank der sehr effektiven Tiefmitten und der semiparametrischen Mittenreglung über die Box sehr gut zur Geltung. Überhaupt ist die Klangregelung in der Auslegung der Filterfrequenzen sehr musikalisch gewählt und ungeheuer effektiv. Sehr praktisch ist dabei, dass man den EQ auch ausschalten kann, was A/B-Vergleiche zum trockenen Direktsignal ermöglicht, sodass man immer den Überblick behält, was gerade mit dem Signal geschieht:
Was ebenfalls überzeugt, sind Dynamik und Impulsfestigkeit des Glockenklang Blue Sky. Egal ob man sehr leise spielt, attackreich slapt oder fette Doublestops/Akkorde in Szene setzt: der Amp überträgt alles klaglos und selbst bei großen Lautstärken hört man keinerlei Verzerrungen.
Um die Klanggüte zu unterstreichen, habe ich den folgenden Balladenbass mit 5-Saiter und sehr viel Bassanteil und wenig Höhen eingespielt. Dennoch wirkt nichts verwaschen, auch nicht im Bereich der tiefen H-Saite (low b-string):
Einen sehr definierten, druckvollen und klaren Bass erreicht man mit ein und demselben Instrument und nur wenigen Eingriffen am EQ – das Ergebnis klingt vollkommen anders. Hier offenbart sich meiner Ansicht nach die ganze Stärke des Blue Sky. Er klingt warm, druckvoll und trotzdem kristallklar. Nicht so, wie man es oft bei Verstärkern dieser Gattung erlebt, dass sie ihren Charakter verlieren, wenn man sie dazu zwingt, hohe Leistung via Class-D Transistortechnik und Schaltnetzteil zu generieren:
Für dich ausgesucht
Glockenklang-Verstärker sind wegen ihrer hochwertigen Klangverarbeitung erfahrungsgemäß sehr beliebte Begleiter von Kontrabassisten. Es ist daher interessant, ob auch der Blue Sky eine mögliche Option für die Freunde des „Upright Bass“ darstellt. Urteilt selbst:
Zuletzt sei angemerkt, dass ich mich nicht getraut habe, meine Lautsprecher zu opfern und daher nicht an die Leistungsgrenze des Blue Sky ging. Der Headroom erscheint nahezu unerschöpflich, wobei ich keinen Zweifel hege, dass es Bühnensituation gibt, in denen auch diese Grenze locker erreicht werden kann. In diesem Fall sollte man aber auch daran denken, Boxen zu verwenden, die das Maß an Leistung und Impulskraft wirklich vertragen und nicht schon bei 400 Watt Dauerfeuer zu brennen beginnen.