Praxis
Glockenklang gehen in Sachen Leistungsspezifikationen bei all ihren Amps eher konservativ vor und werben nicht (wie einige andere Firmen) mit Wattzahlen, die eher auf “gefühlten” Lautstärkeeindrücken denn auf Fakten beruhen. Im Klartext: Der Steamhammer bietet mit seinen 700 Watt ausreichend Leistung für sämtliche Beschallungssituationen, die für einen Bassisten relevant sind – und kann wirklich brachial laut werden!
Man darf sich nur nicht scheuen, den Volume-Regler komplett nach rechts zu drehen, denn der Steamhammer entfacht seine Power relativ gleichmäßig und wird auch im letzten Drittel des Reglerwegs noch einmal deutlich lauter – bei vielen Class-D-Tops bewegt sich hier leider nicht mehr viel, im schlimmsten Fall komprimiert der Amp und der Sound verliert Fundament und Durchsetzungskraft.
Davon kann beim Steamhammer wirklich keine Rede sein: der Headroom des Topteils ist wirklich beeindruckend und die Lautstärke lässt sich sehr feinfühlig dosieren. Ich habe den neuen Glockenklang-Sprössling für Clubgigs auch oft mit nur einer achtohmigen 12-Zoll-Box betrieben und kam auch mit lauteren Bands nie in Verlegenheit, untermotorisiert zu sein. Der Steamhammer performt also auch mit kleinem Besteck wirklich hervorragend!
Übrigens: Den Lüfter des Steamhammer habe ich in der gesamten Testphase nicht einmal gehört! Wer also wie ich auf Amps ohne Nebengeräusche steht, ist beim Steamhammer absolut an der richtigen Adresse.
Und wie sieht es mit dem Sound des neuen Class-D Amps aus deutscher Fertigung aus? Packt Glockenklang mit dem Steamhammer wirklich den Dampfhammer aus? Ja und nein, würde ich sagen. Denn im cleanen Betrieb klingt der Steamhammer sehr transparent und überzeugt mit den typischen Glockenklang-Tugenden. Der Sound ist über das gesamte Frequenzspektrum ultra ausgeglichen und besitzt eine gewisse Tiefe, die nicht viele Amps bieten.
Im Grunde wird jeder Bass exakt so wiedergegeben, wie er eben klingt. Im direkten Vergleich mit meinem Glockenklang Blue Sky wird allerdings deutlich, dass der Steamhammer den Sound nicht ganz so breit und ebenmäßig abbildet wie der ältere Class-D-Amp aus gleichem Hause. Der Bassbereich ist beim Steamhammer etwas kompakter und knackiger, und der obere Bereich klingt nicht ganz so luftig und offen wie beim Blue Sky. Der Steamhammer fühlt sich mit diesen Wiedergabeeigenschaften zudem eine Spur schneller und direkter an als mein Blue Sky.
Aber keine Angst: Wir reden hier über relativ subtile Unterschiede, die man vermutlich nur im Direktvergleich beider Amps ausmachen kann. Der Steamhammer ist nach wie vor ein reinrassiger Glockenklang und klingt grundsätzlich immer noch transparenter und detailreicher als die meisten anderen Class-D-Amps am Markt. Durch die Verwendung des ICE-Power-Moduls kommt der Steamhammer allerdings etwas wärmer, punchiger und gutmütiger rüber als die anderen Glockenklang-Amps. Ich kann mir vorstellen, dass sich viele Bassisten mit dem Steamhammer auf Anhieb wohler fühlen, als mit den gnadenlos ehrlichen und ultra hoch auflösenden älteren Glockenklang-Modellen.
Richtig positiv überrascht war ich von der Drive-Schaltung meines Testkandidaten. Diese wurde nämlich ungeheuer geschmackvoll abgestimmt und erweitert die Soundpalette des Amps tatsächlich ungemein. Besonders reizvoll fand ich die verschiedenen Voice-Regler-Einstellungen in Kombination mit einer moderaten Verzerrung – der Steamhammer klingt dann wie ein leicht übersteuerter Röhren-Amp.
Auf der linken Seite des Voice-Reglerweges liegen eher mittenlastige Vintage-Sounds im 70s-Gewand, und wenn man den Voice-Regler nach rechts dreht, wird der Steamhammer zunehmend zu einem mächtigen Röhrenboliden mit Ampeg-Charakter. Auch heftige Overdrives mit aufgerissenem Gain-Regler klingen bei der Glockenklang Drive-Schaltung allerdings noch immer organisch und warm. Super aggressive Overdrive-Sounds für Hardcore-Metalheads sollte man vom Steamhammer also eher nicht erwarten.
Noch mehr Klangflexibilität gibt es beim Steamhammer durch die hervorragend abgestimmte Vierband-EQ-Sektion mit ihren schaltbaren Mittenfrequenzen. Der Bassregler funktioniert links gedreht als Low-Cut bei 20Hz, mit dem sich fiese Dröhnfrequenzen in schwierigen Räumen gezielt ausfiltern lassen, und auf dem rechten Reglerweg werden die Bässe bei 60Hz ordentlich aufgeblasen – ohne aber zu matschen.
Die anderen Bänder arbeiten genauso effektiv – mit den beiden Mittenreglern und den jeweils zwei Einsatzfrequenzen bekommt man immer das richtige Werkzeug, um den Charakter des jeweiligen Basses gezielt herauszuarbeiten oder an den Raumklang anzupassen. Der Höhenregler sorgt bei Bedarf für mehr “Draht” im Sound, ohne jemals unangenehm harsch zu werden.
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In der Tat ist der Equalizer sehr einfach zu bedienen – weil er einfach immer gut klingt! Richtig klasse ist außerdem, dass der EQ und die Drive-Schaltung per Fußschalter aktiviert werden können. Der Sound des Steamhammer kann so für verschiedene Songs oder Spieltechniken blitzschnell angepasst werden. Oder man stellt mit dem Drive-Level Regler einfach eine höhere Lautstärke für den Solospot ein, die dann bei Bedarf per Fußtritt abrufbar ist. Zweifellos ein ultra praktisches Feature!
Audiobeispiele können natürlich nie den kompletten Spieleindruck eines Amps vermitteln, weil letztendlich nur die Vorstufe mit ihren Klangmöglichkeiten zu hören ist. Dennoch könnt ihr euch anhand der folgenden Clips einen ersten Einruck vom Steamhammer verschaffen. Wenn euch die Sounds gefallen, empfehle ich daher einen ausgiebigen Check im Musikhaus eures Vertrauens.