Der Faraday Limiter des Plugin-Newcomers Goodhertz wird mit dem smoothen Sound von hochwertigen Ein- und Ausgangsübertragern beworben, der sich zur Klangveredelung von Bussen wie auch Einzelspuren bis hin zu Gesang eignen soll.
Mit dem Begriff Limiter assoziiert man heute schnell die technische Variante, die häufig auf einem (Master-)Bus lediglich vor Pegelspitzen schützt und die letzten dB an gewünschter Lautheit herausholen soll. Zu dieser Gattung zählt der Faraday Limiter nicht! Was man mit dem Freeware-Plugin anstelle dessen so anstellen kann und ob sich die Installation auch wirklich lohnt, klären wir im folgenden bonedo-Test.
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Details + Praxis
GUI
Wie bei den anderen Plugins des Herstellers ist auch die Benutzeroberfläche des Faraday Limiters äußerst puristisch. Wobei, puristisch ist fast noch übertrieben. Goodhertz-Plugins lädt bzw. kauft man nicht, weil sie toll aussehen, sondern man toleriert zunächst das Aussehen, um im Nachhinein festzustellen, dass die Bedienbarkeit inklusive der großzügigen Regelwege viele Vorteile gegenüber den meisten fotorealistischen Oberflächen bietet.
Parameter
Die Parameter des Faraday Limiters erinnern mit variabler Ratio (2:1, 4:1, 8:1, 20:1) und regelbaren Zeiten für Attack und Release eher an einen Kompressor oder einen Limiter im Sinne eines Urei 1176 als an einen „technischen“ Limiter, der beispielsweise als hinteres Glied einer Mastering-Kette verwendet wird. Die Sounddesign-Intention erkennt man dann spätestens an den „Vibe“-Parametern „Color“ und „Warmth“, welche der gezielten Verfärbung und Sättigung des Signals dienen.
Klang
Musik sagt mehr als 1000 Worte, doch bevor ihr euch die Audiobeispiele anhört, möchte ich hierzu anmerken, dass ich bewusst etwas übertriebene Einstellungen am Faraday Limiter vorgenommen habe, um seinen Charakter möglichst plakativ darzustellen. Vorwegnehmen kann ich seinen durchweg gutmütigen und musikalischen Charakter, der auch in den ersten Audiobeispielen zum Vorschein kommt, in welchen der Faraday Limiter in der Summe eines synthetischen Logic-Arrangements für eine sehr starke Verdichtung (Threshold -24dB!) sorgt. Im ersten Audiobeispiel ist der Faraday Limiter auf Bypass.
Da die Einzelspuren der vorhergehenden Audiobeispiele teilweise schon recht „crunchy“ und obertonreich sind, ist die unterschiedliche Färbung der jeweiligen Files durch den Faraday Limiter eher nuanciert wahrzunehmen. Auffallend hingegen empfinde ich den abrundenden, organischen Charakter, der trotz meiner extremen Einstellung vorherrscht und offensichtlich der Übertrager-Emulation zuzuschreiben ist. In Audiobeispiel 04 sorgt die Anhebung des Seitensignals (M/S) für einen etwas räumlicheren Höreindruck. Im Folgenden hören wir einen Drum-Groove zunächst auf Bypass und dann mit zwei, auf Presets basierenden und etwas moderateren, aber immer noch kräftigen Einstellungen.
Zu guter Letzt hören wir den Faraday Limiter auf einer ungesäuberten Gesangsspur zunächst auf Bypass, gefolgt von zwei plakativen aber je nach Produktionsästhetik nicht unüblichen Einstellungen mit zunächst heller und dann warmen Färbung. Auch hier macht er einen sehr guten Job!
Was gefällt?
Der Goodhertz-Slogan „Simple interfaces & good audio“ geht auch beim Faraday Limiter voll auf! Die Fähigkeit, selbst bei starker Kompression nicht an Musikalität und Lebendigkeit einzubüßen, ist bemerkenswert und hat das Zeug dazu, einige meiner Standard-Kompressoren und -Limiter in den Vorruhestand zu versetzen. Zudem hat der Sound des Faraday Limiters wirklich dieses wohlige „gewisse Etwas“, das man mit hochwertigen Übertragern verbindet.
Was gefällt nicht?
Die Beschränkung auf AU/AAX 64Bit begrenzt natürlich die Zielgruppe, wobei Goodhertz bereits an weiteren Versionen arbeitet. Wenn man auf hohem Niveau meckern möchte, ist an dem Plugin selbst von meiner Seite aus eigentlich nur eine Kleinigkeit auszusetzen: Eine narrensichere, intelligente Pegelanpassung, wie man sie von einigen – eher technischen – Limitern kennt, ist leider nicht an Bord und hemmt ein klein wenig die Experimentierfreude. Bei aktivierter Funktion „Constant Gain“ wird das Signal bei der Absenkung des Thresholds merklich leiser, weil hier kein Pegel aufgeholt wird. Ist diese Funktion inaktiv, wird das Signal lauter und droht schnell, zu übersteuern. Nun ja, ein 1176 Limiting Amplifier bzw. Emulationen davon verhalten sich in dieser Beziehung aber auch nicht anders und verlangen nach manueller Anpassung des Outputs. Von daher ist dieser Punkt eher ein konstruktiver Verbesserungsvorschlag als wirklicher Kritikpunkt!
Fazit
Der Faraday Limiter ist kein weiteres technisches Mastering-Tool mit Brickwall-Limiting, Dithering und Co. Er ist stattdessen ein fantastisches Kreativ-Werkzeug, das sich vielseitig und unkompliziert zur Klangformung einsetzen lässt und das aufgrund seines organischen Sounds einen Stammplatz in jeder Plugin-Sammlung verdient! Es ist ein geschickter Schachzug des Herstellers, das Plugin als Freeware anzubieten, weil es definitiv neugierig auf weitere Goodhertz-Produkte macht. Volle Punktzahl für den Faraday Limiter, die er auch als kostenpflichtiges Plugin verdient hätte.
PRO:- Vielseitiger Einsatz als Kompressor und Limiter
- Überzeugende Soundeigenschaften
- Kreative, analoge Färbung des Signals
- Übersichtliche Bedienung
- Freeware
- (Bisher nur als Audio Unit 64Bit für OS X und AAX (Pro Tools 11/12) verfügbar)
- Limiter PlugIn AU 64Bit (OS X 10.7+) / AAX (OS X, Windows 7/8)
- Emulierte Ein- und Ausgangsübertrager
- Ratios 2:1 / 4:1 / 8:1 / 20:1
- Attack und Release regelbar
- Link wahlweise L/R oder M/S mit weiteren Regelmöglichkeiten
- HQ-Mode (Oversampling)
- Sidechain-HPF (20 bis 250Hz)
- Variable Färbung des Signals
- Kostenlos auf der Webseite des Herstellers https://goodhertz.co/order
- Vielseitiger Einsatz als Kompressor und Limiter
- Überzeugende Soundeigenschaften
- Kreative, analoge Färbung des Signals
- Übersichtliche Bedienung
- Freeware
- (Bisher nur als Audio Unit 64Bit für OS X und AAX (Pro Tools 11/12) verfügbar)
Mark Schinte sagt:
#1 - 06.05.2015 um 10:07 Uhr
Benutze ihn in Logic und bin sehr zufrieden!
Manu ChaosCoon sagt:
#2 - 25.02.2016 um 10:40 Uhr
Hm also iwie seh ich auf der Seite vom Hersteller nur ne 15 Tage Trial und den Preis, von Kostenlos seh ich da iwie nix.
Felix Klostermann sagt:
#3 - 25.02.2016 um 12:07 Uhr
Hallo Manu ChaosCoon,
da hast du wohl leider recht. Der Limiter scheint wohl so gut zu laufen, dass sich Goodhertz nun entschieden hat, das PlugIn nur noch kostenpflichtig anzubieten. Uncool, ich weiß - wir werden das hier entsprechend dann auch abändern. Vielen Dank für deinen Hinweis!