Früher habe ich meine nagelneue Lederjacke ans Auto gebunden, um ihr den richtigen Look zu verpassen, und fast jede DAW hat einen Bitcrusher an Bord, um Audiosignale zu vermüllen. Droht das absolute Banausentum? Ach was! Wie sagte schon Oskar aus der Sesamstraße: Ich mag Müll! Und ich den Lossy von Goodhertz.
Brian Eno findet in der Anleitung zum Lossy eine kulturwissenschaftlich relevantere Erklärung für das Phänomen: „Was immer wir an neuen Medien zunächst grauenvoll finden – wir werden es später lieben und uns danach zurücksehnen.“ Recht hat der Mann, Lofi-Effekte sorgen in vielen Produktionen für die richtige Würze. Lossy geht dabei klanglich noch einen Schritt weiter, indem es in Echtzeit liebenswerte Eigenheiten der Datenkompression à la MP3 und Streaming nachbildet.
Details + Praxis
Zur gezielten Degradierung von Audio- oder Instrumentenspuren stehen in Lossy acht im Prinzip selbsterklärende Parameter zur Verfügung. Darunter : Loss Amount, Loss Speed, Loss Gain sowie je ein High- und Lowpass-Filter. Der Weighting-Parameter bestimmt, ob die Datenkompression nach psychoakustischen Gesichtspunkten erfolgen soll.
Die „Advanced Parameter“
Am besten hören wir gleich mal rein, was man mit Lossy so anstellen kann. Im ersten Hörbeispiel wird ein Drum-Loop durch verschiedene Einstellungen gejagt.
Im Detail:
Für dich ausgesucht
- Bypass
- Spontane Einstellung mit Filter, Datenkompression sowie Gate für dezenten Staccato-Groove
- Preset 96 kbps
- Preset 64 kbps
- Preset 32 kbps
- Basiert auf Preset „Singing glasses“ mit niedriger Loss-Speed
Nun hören wir eine akustische Gitarre:
- Bypass
- Basiert auf Preset „Bad Video Streaming“
- Eigene Einstellung mit Filter (320 Hz; 3200 Hz; 32 dB/oct.) und dezenter Datenkompression
- Basiert auf Preset „Digital Garbage“
- Automatisierte Low- und High-Cut-Filter (96 dB/oct.) ohne Datenkompression
Im abschliessenden Hörbeispiel werden Vocals nach folgendem Ablauf entwertet:
- Bypass
- Basiert auf Preset „Cellphone Muzak“
- Preset 64 kbps
- Basiert auf Preset „Singing Glasses“
- Filter (270 Hz; 4 kHz; 48 dB/oct.), ohne Datenkompression
GUI
Nicht nur der Name Lossy erinnert an Kosmetikprodukte, auch die Bedienoberfläche ist farblich wie eine Haar- oder Gesichtspflege gestaltet. Tatsächlich aber greift Lossy Logik und Layout der übrigen Goodhertz-Plug-ins auf und lässt sich daher hervorragend bedienen. Weiter so!
Übrigens: Goodhertz Lossy sowie alle bisher erschienenen Plug-ins des Herstellers sind ausschließlich unter OSX (ab 10.7) als 64-bittiges AU- und AAX-Plug-in lauffähig. VST-Versionen sind in Arbeit. Nachdem man sich hier ein Kundenkonto eingerichtet hat, lassen sich alle Plug-ins im Bundle herunterladen und für eine 15-tägige Testphase aktivieren.
Was gefällt?
Lossy besticht durch einen gelungenen Feature-Mix. Die Kombination aus flexiblen Filtern und fein einstellbaren Digitalartefakten plus Gate machen Lossy zu einem effektiven Kreativwerkzeug. Im Handumdrehen lassen sich beispielsweise aus Drum Beats schöne Add-on Loops erzeugen, für die man sonst mehrere Plug-ins benötigt hätte.
Was gefällt nicht?
Ich muss noch auf die VST-Versionen warten.
Fazit
Wer häufig in modernen Musikstilen unterwegs ist, greift zumeist nicht nur einmal auf Lofi-Effekte zurück. Da bietet Lossy eine neue, frische Farbe, die sich dank sinnvoll abgestimmter Features musikalisch und mixtechnisch sehr gut einsetzen lässt. Mit knapp 45 Euro eine klare Empfehlung!
PRO:- Rundum-sorglos-Paket für authentische, digitale Lofi-Artefakte
- Hochwertige und vielseitige Filter
- Präzise Einstellmöglichkeiten für das richtige Maß an digitalem Schmutz
- Nur AU/AAX, 64 Bit
- Kreative Digital-Artefakte für OSX (ab 10.7) / AU/AAX 64 Bit
- Datenkompression (0 – 100 Prozent)
- Hoch- und Tiefpass (jeweils 6 bis 96dB/oct, stufenlos)
- Dry/Wet Regler
- Gate
- Drei Stereo-Modes: Stereo, Joint Stereo, Mono
- Weighting (frequenzabhängige Datenreduktion): Perceptual, Flat
- 49,- USD
- Rundum-sorglos-Paket für authentische, digitale Lofi-Artefakte
- Hochwertige und vielseitige Filter
- Präzise Einstellmöglichkeiten für das richtige Maß an digitalem Schmutz
- Nur AU/AAX, 64 Bit