GoPros im Bandkontext – Test

Praxis

Als ich die Bühnenmaße für unser anstehendes Konzert bekam, freute ich mich darauf, das Ganze mit den GoPros zu dokumentieren. Ich hatte mir  insgesamt drei verschiedene Perspektiven/Aufnahmen überlegt und mich zusätzlich von den Empfehlungen zu diversen Halterungen für Musikaufnahmen im GoPro-Katalog inspirieren lassen. Zunächst wollte ich ein Video vom Sänger machen und damit im Idealfall die gesamte Band-Performance einfangen. Ich probierte im Proberaum diverse Positionen der Kamera aus, auch mit dem „Ride Hero“-Zubehör, das sich zur Installation an Rohren/Stativen mit einem Durchmesser von 1,9 bis 3,5 cm eignen sollte. Irgendwie gelang es mir aber nie, den Kopf des Sängers auf 60% des Bildausschnittes zu sehen. Natürlich ist der Winkel sehr groß, aber ich versuchte mit nur einer Kamera die ganze Band einzufangen. Schließlich entschloss ich mich dazu, ein zusätzliches Stativ im Changeover schräg neben unseren Sänger aufzustellen und darauf die GoPro zu befestigen. Der Stativaufsatz ist im Lieferumfang enthalten.

Schon auf dem Weg zum Festival filmte ich ein paar Szenen im Bus. Mit diesen kleinen Dingern lässt sich die Atmosphäre im Tourbus optimal einfangen und das Material super für Tourblogs, o.ä. verwenden. Unmittelbar vor unserer Show hatte ich noch ein Video des Bassisten der Band Periphery gefunden und wollte ebenfalls zusätzlich zur Kopfplatten-Installation noch eine Kamera schräg unten an meinem Bass anbringen, so wie es auch im GoPro-Katalog empfohlen wird. Auch diese Variante probierte ich zunächst im Proberaum aus, kam dann aber zu dem Entschluss, dass mir die rechte Hand beim Anschlagen und der gesamte Korpus in Relation zum Rest viel zu groß im Bild war. Ich erweiterte also die Korpus-Installation (Klebehalterung) um den Schwenkhals, der von der Flex-Klemme abnehmbar und individuell einsetzbar ist. Das Bild gefiel mir auf Anhieb deutlich besser. Allerdings muss ich hier auf einen kleinen Nachteil hinweisen: Wer nicht nur Bass/Gitarre spielt und konzentriert abliefert, sondern evtl. auch mal den Oberkörper heftig bewegt oder einfach gerne auf der Bühne rumturnt und relativ mobil ist, muss davon ausgehen, dass der Schwenkarm entsprechend reagiert und die Kamera verrutscht. Die ursprüngliche Kameraposition konnte mit dem Schwenkhals leider nicht über einen ganzen Song eingehalten werden, trotzdem hier ein Eindruck der beiden Perspektiven Kopfplatte und Korpus:

Wir kamen an diesem Tag aufgrund einer langen Nacht am Vorabend verspätet an, was zur Folge hatte, dass ich nach verkürztem Changeover/Line-Check die folgenden Aufnahmen für Drums bei der befreundeten Band „Adam Angst“ machen musste, da mir die Zeit zwischen den Songs in unserem Set einfach fehlte. Also habe ich die Kamera dort ebenfalls auf einem Stativ schräg hinten am Drumriser installiert. Die zweite Kamera kam aus der Hand gefilmt hinzu. Auch hier zeigte sich, wie einfach man wirklich gute, repräsentative Aufnahmen von seiner Band einfangen kann. Derartige Videos in Kombination mit einer guten Live-Aufnahme – im Idealfall mit FOH-Mix – eignen sich hervorragend als Live-Video. Wenn die Band mit einer gewissen Energie spielt und performt, wird das Video garantiert nicht langweilig. Theoretisch reicht sogar eine einzige Kamera für ein gutes Live-Video, das beispielsweise für Promo-Zwecke, Booking-Anfragen, etc. genutzt werden soll. Im Folgenden also ein Ausschnitt von Drummer Johannes Koster, der den Song „Ja Ja, ich weiß“ von Adam Angst spielt.

Wem das Ganze zu langweilig ist und wer ein wenig zukunftsorientiertere Musikvideos machen will, der könnte sich auch gleich sieben GoPros auf einen Schlag zulegen – so wie die Beatsteaks. Die haben mithilfe der Agentur Bosepark aus Berlin eine 360-Grad Videoproduktion gemacht. Im Video zu „Meantime“, das bei einem Konzert der Beatsteaks in der Berliner Wulheide entstand, kann man wie bei Google Streetview die Performance der Band aus allen Winkeln beobachten. Dreht mein sein Smartphone beispielsweise nach oben, so sieht man den Himmel oder die Bühnenbeleuchtung von unten,  dreht man sich nach hinten so sieht man Schlagzeuger Thomas Götz in Action. Auf jeden Fall ein sehr innovatives und mehr als sehenswertes Musikvideo…

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Abschließend hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, einmal exemplarisch ein Live-Video zum Song „Auf den letzten Metern“ meiner Band Astairre zusammenzuschneiden. Dafür wurden insgesamt vier GoPros eingesetzt, die an vier unterschiedlichen Bühnenpositionen im Rahmen des Stadtfestes Lennestadt zum Einsatz kamen. Ausgehend von den bisherigen Eindrücken und unterschiedlichen Kamerapositionen arbeitete ich dabei viel mit den im Lieferumfang enthaltenen Stativaufsätzen. Ein Schwenkarm wurde auf Hüfthöhe am Mehrfachgitarrenständer befestigt und die Drumcam mit den aufklebbaren Instrumentenhaltern direkt über dem Drum-Wedge angebracht. Glücklicherweise spielt unser Trommler nur In-Ear und der Wedge war gut installiert, was beispielsweise bei Drumrisern nicht unbedingt selbstverständlich ist, vor allem in der Größenordnung der Festivals, auf denen wir diesen Sommer unterwegs waren. (Bei den Drum-Aufnahmen hatte ich zuvor oft ein wackeliges Bild, sobald wir gespielt haben.)
Ich habe jetzt mehrere Shows gefilmt und muss sagen, dass die Kameras wirklich immer einen guten Job gemacht  haben. Die Bedienung ist so simpel, dass man auch schnell in einem stressigen Changeover noch die Möglichkeit hat, mit einer Kamera die gesamte Show der Band einzufangen. Ich kann jeder Band nur empfehlen, sich zumindest eine GoPro zuzulegen und viel zu filmen. Innerhalb von zwei Wochen haben wir so unser Live-Set noch optimieren können und Kleinigkeiten in der Show bemerkt, diskutiert und geändert. Der Sound der Kamera ist natürlich abhängig von der Bühnenposition, in unserem Video verwenden wir einen Mitschnitt unseres Tontechnikers, allerdings ist der Sound der GoPro Music auf jeden Fall überraschend gut und reicht absolut aus, um sich selber zu kontrollieren (siehe Video 1-3). Von anderen Künstlern habe ich schon oft gehört, dass man sich nach der Show gemeinsam den Audio-Mitschnitt im Bus zur nächsten Show anhört. Allerdings ist es für die meisten kleineren Bands finanziell kaum machbar, immer einen eigenen Mischer dabeizuhaben. Durch die Verwendung einer GoPro bietet sich aber die Möglichkeit, mit minimalem Aufwand den eigenen Auftritt komplett festzuhalten, um sich anschließend sein eigenes Konzert ansehen und anhören zu können. In meinem Fall führte das dazu, dass ich jetzt am liebsten jede Show filmen und nachbesprechen würde. Man findet immer wieder Kleinigkeiten in der Bandperformance, die es wert sind, verbessert zu werden, und mit der GoPro ist unter anderem eben auch das auf unkomplizierteste Weise möglich.

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Ralf sagt:

#1 - 09.09.2015 um 12:54 Uhr

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Super Sache mit den Video-Beispielen! Meine GoPro Hero3 kam beim normalem bis schummrigen Bühnen und Proberaum Licht nicht über die Bildqualität meines Zoom Q3 hd Recorders hinaus. Aber der nimmt wesentlich besseren Ton auf. Hat sich da bei der 4er Version was getan?
Ich habe mir letztens einen Smartphone Halter gekauft, das iPhone 6 macht super Videos, und das habe ich ja eh immer dabei.

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