Mit der Gretsch Brooklyn Stahlsnare haben wir heute einen klassisch aussehenden Vertreter im modernen Allroundmaß von 13 x 7 Zoll im Test. Die Brooklyn-Serie stellt die obere Mittelklasse des in den USA gefertigten Portfolios dar.
Im besagten New Yorker Stadtteil wurden ab 1883 die ersten Gretsch Drums gefertigt, auch bei den 302 Double Flanged Hoops, die auf den Trommeln montiert sind, handelt es sich um Neuauflagen eines traditionsreichen Designs. Was die verchromte, zudem relativ bezahlbare Stahlsnare auszeichnet, erfahrt ihr hier.
Details & Praxis
Die Snare ist kein Fliegengewicht
Die Snaredrum wird zweifach kartoniert und zusätzlich in dickes Papier verhüllt angeliefert. Ein Schild weist mich darauf hin, dass ich es hier mit „That Great Gretsch Sound“ zu tun habe. Als Zubehör findet sich außerdem ein klassisch aussehender Vierkant-Stimmschlüssel im Karton. Die Snare erscheint mir für eine 13er erstaunlich gewichtsintensiv, die Waage zeigt 5,7 Kilogramm an. Das liegt sicher daran, dass der Kessel im Vergleich zu vielen Konkurrenzmodellen mit einer Wandstärke von zwei Millimetern deutlich kräftiger ausfällt. Auch die Anbauteile sind – wie üblich bei Gretsch – ziemlich massiv. Der Kessel ist an einer auf der Innenseite gut sichtbaren Naht sauber verschweißt, die Außenseite ist sehr hochwertig verchromt. Typisch für viele Gretsch-Modelle ist, dass der Kessel ohne mittlere Sicke gefertigt wird, stattdessen gibt es die umlaufende Zierprägung, die ich schon von meinem Test der Gretsch COB Snares her kenne. Die Fellauflagekante ist von außen verrundet gestaltet und fällt dann nach innen im 30-Grad-Winkel ab.
Die Hardware ist in vielen Belangen identisch zu den teureren USA Metallsnares
An der Trommel sind insgesamt 12 Einzelböckchen mit flexibler Gewindeaufnahme montiert. Ich bin neugierig, wie sich dieser Umstand auf das Stimmverhalten auswirkt?! Die reduzierte Anzahl an Böckchen (die meisten 13er Modelle haben eine 8er-Teilung) führt normalerweise dazu, dass der Kessel mehr schwingt, was einem offeneren und resonanten Ausklang entgegenkommt. Auf der anderen Seite können Feinstimmung und Stimmstabilität zum Problem werden. Mehr dazu weiter unten im Praxisteil.
Ebenfalls ein alter Bekannter ist die klassische Lightning-Abhebung mit dem ausladenden Hebel. Die Einstellung der Teppichspannung erfolgt am massiven Butt End mittels eines komfortabel dimensionierten Einstellrades. Nicht ganz so edel wirken die starren Plastikbänder, mit denen der 20-spiralige Teppich aus Stahl befestigt wird. Bei den meisten USA-Modellen setzt Gretsch ansonsten auf breite 42-Spiraler. Die Snarebeds unseres Brooklyn-Modells sind allerdings so breit gestaltet, dass hier auf Wunsch auch breitere Teppichmodelle Platz finden würden.
Die Trommel ist mit Remo USA-Fellen mit Permatone-Aufdruck bestückt, diese entsprechen den bekannten Ambassador Coated bzw. Ambassador Snare Side Modellen. Während die weiter oben angesprochenen Gretsch COB Snares mit Gussspannreifen ausgestattet sind, kommen bei der Gretsch Brooklyn 302-Hoops zum Einsatz. Dabei handelt es sich um drei Millimeter starke, zweifach geflanschte Reifen aus Stahl. Ihr Design geht zurück auf Gretsch-Trommeln der 1950er Jahre. Die Reifen sind im Prinzip gestaltet wie Single Flanged Hoops, durch die etwas höhere Auflagekante fühlen sie sich unter dem Stock auch etwas anders an als Standardreifen. Die 302 Hoops sind schwerer als handelsübliche 2,3-Millimeter-Versionen, aber leichter als Gussreifen. Während alle Anbauteile mit Gummi unterlegt sind, müssen die Stimmschrauben mit einfachen Metallunterlegscheiben vorlieb nehmen. Jetzt hören wir mal, wie die Trommel so tönt.
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Mehr InformationenDer Stimmumfang ist überraschend hoch, …
13er Snares haftet ja zuweilen der Ruf an, nicht flexibel genug zu sein. Für diesen Umstand gibt es beim Brooklyn Steel Modell keine Grundlage. Von ganz tiefen, nassen Sounds, bis hin zu hochgepitchten „Brett“-Klängen ist quasi alles drin. Die 302 Hoops ermöglichen kräftig-durchdringende Rimclicks, Rimshots haben viel Power und klingen trotzdem integriert.
… allerdings stimmt sich die Trommel nicht von selbst.
Mit der geringen Stimmböckchenanzahl muss man schon eine Weile – und vor allem mit der nötigen Sorgfalt – drehen, denn jede kleinste Umdrehung an den sechs Spannschrauben hat großen Einfluss auf den Gesamtklang. Da nicht alle Stimmschrauben an unserem Testmodelll gleichmäßig laufen, habe ich zusätzliche Plastikunterlegscheiben installiert, dieses kann ich nur empfehlen, denn es erspart viel Zeit und Nerven. Allerdings wirkt sich die geringe Stimmböckchenanzahl nicht negativ auf die Stimmstabilität aus, auch bei Ultra-Brutalo Rimshots verstimmt sich die Snare nicht schneller als andere 13“-Modelle mit dreifach geflanschten Reifen, die ich hier zum Vergleich habe. In tiefen und mitteltiefen Stimmungen hat die Trommel einen schönen Bauch und klingt eher weich, allerdings ist das Nachrascheln des Snareteppichs in diesen Lagen immer ein bisschen Thema. Wer auf ein super präzises Ausklangsignal steht, sollte mit einer anderen Teppichbefestigung und / oder Dämpfung experimentieren.
Die Teppichansprache ist ansonsten fein aufgelöst, Pressrolls lassen sich ab dem äußeren Rand spielen. Auch der Dynamikumfang von ganz leise bis laut gespielt kann überzeugen, wobei ich Backbeat-Musik aller Art ganz klar als Steckenpferd der Trommel bezeichnen würde. Ab einer mittleren Stimmung wird die Trommel etwas spritziger, der im Vergleich zu Messing oder Aluminium immer etwas direkter klingende Stahl-Charakter kommt hier voll zur Geltung. Der Ausklang des tiefen Kessels, besonders ohne Dämpfung gespielt, ist aber weiterhin dominant vorhanden. In hohen und sehr hohen Stimmungen überwiegt dann der knackige Anteil im Signal, insbesondere mit Rimshots gespielt. Die Snare kann hier im Bereich Hip-Hop oder Reggae absolut abliefern, ohne dass sie zu kurz oder leblos klingt. Somit bieten sich von knalligen Side-Snare-Klängen bis hin zu mitteltiefen Pop- und Blues-Sounds eine Menge Optionen an.