Die Gretsch 14“ x 6,5“ Oak Stave und Cherry Stave Snares schauen zum bonedo-Test herein. Zum 130-jährigen Firmenjubiläum konzipiert der Traditionshersteller unter anderem gleich acht neue Snare-Modelle, von denen wir die Oak und Cherry Stave Versionen für diesen Test ausgewählt haben. Zwar sucht man bei unseren beiden Testkandidatinnen vergeblich nach einer silber lackierten Kesselinnenseite, doch ist es die Kesselbauart selbst, mit der Gretsch hier wieder einmal gekonnt den alten Zeiten frönt. Die beiden Schnarren sind nämlich Vertreter der althergebrachten Fassbauweise, die man dieser Tage nicht allzu oft sieht.
Wir schreiben das Jahr 1883, als Friedrich Gretsch aus „Mannem“ seine kleine Instrumentenwerkstatt in Brooklyn/New York eröffnete. Ob er damals schon wusste, dass sein Name einmal generationsübergreifend Musikgeschichte schreiben wird, bleibt ein Geheimnis. Ganz sicher ist aber, dass seine Trommeln und Klampfen heutzutage – weit mehr als ein Jahrhundert später – vor allem Pate für eine ganz besondere Mission stehen: Tradition! Das Festhalten an den „good ol’ days“ zieht sich nämlich wie ein roter Faden durch die Produktpalette des renommierten Herstellers, während man besonders im höheren Preissegment oft auf die längst etablierten Markenzeichen wie den „Silver Sealer“-Schutzlack, oder die 30 Grad-Gratung zurückgreift. Die Firma Gretsch verspricht bezüglich unserer beiden Fässchen vor allem „einzigartige Sounds“. Ob das stimmt und wie viel das wiederum mit dem sagenumwobenen „Great Gretsch Sound“ zu tun hat, verraten wir euch in diesem Test!
Details
Als mich die beiden Pakete erreichen, vermute ich aufgrund des ungewöhnlich amtlichen Gewichts zunächst Backsteine oder gar den alten Brockhaus-Band vom Großvater im Inneren der Kartons. Ein gekonnter Schnitt mit der Schere genügt, um das Geheimnis zu lüften. Es handelt sich um Snaredrums – um ziemliche Brummer wohlgemerkt! Einmal ausgepackt, erkennt man schnell, dass die beiden Gretsch-Fässer bezüglich ihrer Konstruktion, bis auf das verwendete Holz, absolut identisch sind. Die 14“ x 6,5“ großen Kessel setzen sich aus jeweils 30 Fassdauben zusammen, die ihnen eine Wandstärke von stolzen 2,2 Zentimetern bescheren. Nicht überraschend also, dass die – für Gretsch eher untypische – 45 Grad steile Gratung hier ziemlich pompös ausfällt, während sie mit einem großzügigen Gegenschnitt dem Fell eine Auflagefläche von drei Millimetern bietet. Das Snarebed ist relativ breit und auffällig ausgefräst. Optisch könnten die beiden Hölzer unterschiedlicher nicht sein, wobei das Satin Natural Finish sowohl dem hellen Oak- als auch dem dunklen Cherry-Modell ein sehr puristisch-nobles Antlitz verleiht.
Die Snares kommen mit Remo USA Fellen ins Haus
Unter den drei Millimeter dicken, dreifach geflanschten Spannreifen sitzen ab Werk Coated Ambassador Schlag-, sowie Hazy Ambassador Resonanzfelle der Firma Remo, die jeweils von zehn Stimmschrauben fixiert werden. Die Unterseite der Snares ziert ein 20-spiraliger Stahlteppich, der, abgesehen von der Aufschrift „Taiwan“, nichts weiter über seine Herkunft verrät. Dieser asiatische Eierschneider ist durch Plastikbändchen an der funktional gradlinig, jedoch optisch sehr schwungvoll gehaltenen Snare-Abhebung angebracht. Alle Hardware-Teile sind verchromt und machen insgesamt einen sehr massiven Eindruck. Die Einzelspannböckchen mögen dem geübten Gretsch-Bestauner übrigens bekannt vorkommen, werden sie doch unter anderem für die Trommeln der renommierten USA Custom Serie verbaut.
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Die Snares werden in Thailand produziert
Im Inneren der Kessel verweist ein kleiner güldener Sticker auf die Herstellung per thailändischer Hand. Wir haben es hier also nicht mit Instrumenten aus den heimischen Gefilden der amerikanischen Firma Gretsch zu tun! Das Airhole zeugt vor allem im Kesselinneren von viel Liebe zum Detail und wird außen vom schlicht schwarz gehaltenen Gretsch-Badge umrahmt.
Martin sagt:
#1 - 24.02.2015 um 17:21 Uhr
Ich habe das Cherry-Modell im Laden ausprobieren können. Ansonsten beruhen meine hands-on Erfahrungen mit Fassbau-Kesseln auf meiner eigenen 13x6 SSD-Buchensnare und vereinzelten Antestversuchen in diversen drum-Läden. Fazit: Bei so extrem dicken Kesseln ist die Machart (Fassbau, Block, aus dem Vollen à la Craviotto oder xx-Lagen schichtverleimt) und schon überhaupt die Holzart weitestgehend egal. Der Kessel ist so steif, dass er fast nichts mehr zum sound beiträgt. Der "Grundton" ist im Bereich von Claves angesiedelt und damit jenseits realistischer Fellstimmungen. Bauch? Fehlanzeige. Unterschiede ergeben sich nur durch die Art von Gratung, Snarebed und Kesseltiefe (tief = ringy), und natürlich die Fellwahl. Aber auch da handelt es sich um Nuancen, mehr nicht. Kennst du eine, kennst du alle. Der Rest: Marketing.
Wenn man diesen Hackstock-sound mag oder braucht, sind solche Dickerchen eine gute Wahl. Wenn man eine vielseitige snare will, oder seine Bandscheiben noch ein wenig länger erhalten will, nicht.