Praxis
Das Oak-Modell: In Nullkommanix im knackigen Tuning
Direkt aus dem Karton geholt, klingen die beiden Testkandidaten erstmal weniger schön als es ihr schmuckes Äußeres zunächst vermuten lassen würde. Allerdings ist die Reise von Thailand nach Deutschland gewiss kein Zuckerschlecken und würde wohl auch dem amtlichsten Fine-Tuning zu schaffen machen! Da mir der Klangcharakter von Eichenholz grundsätzlich vertraut ist, widme ich mich zunächst dem Stave Oak Modell. Eiche gilt als hartes Holz, was eine relativ geringe Absorbierung der hohen Frequenzen und somit einen stark projizierenden Klangcharakter zur Folge hat. Nach wenigen Umdrehungen der Stimmschrauben zeigt sich das Eichenfass bereits in einer ziemlich knackig-knochigen mittleren Stimmung. Den grundsätzlichen Klangcharakter würde ich spontan als trocken mit relativ starker Projektion beschreiben, wobei die Snare mit einer sehr guten Teppichansprache gesegnet ist, jedoch etwas Fülle im Ton vermissen lässt.
Hohes Tuning zaubert den Kessel klein
Die beachtliche Kesselstärke von über zwei Zentimetern ist wohl der Grund dafür, dass es sich beim Spielen der Snare so anfühlt, als würde man auf einem Baumstumpf kloppen – abgesehen von den Spannreifen schwingt hier gefühlt gar nichts! Nachdem ich mich an dieses anfangs befremdliche Spielgefühl gewöhnt habe, gebe ich eine gute Portion mehr Spannung auf die Felle, was nahezu den Eindruck erweckt, dass der Kessel einem Schrumpfzauber zum Opfer gefallen ist. Mit verbundenen Augen würde man nun wohl vom Klangcharakter her eher auf eine kleine Side-Snare schließen. Die Kesselmaße von 14“ x 6,5“ machen sich allerdings dann doch in der beachtlichen Lautstärke bemerkbar, verziert mit einem sehr ambitionierten Obertonverhalten. Besonders mit entspanntem Snareteppich macht die Snare jetzt richtig Spaß und lädt zu Solo-Frickeleien ein.
Der Tonumfang ist nach unten hin begrenzt
Bei dem Versuch, der Oak Stave Snare einen tief-schmatzenden Backbeat-Sound zu entlocken, scheinen die eigenständigen Klangeigenschaften des dicken Fassbaukessels leider etwas ins Wanken zu geraten. Um die außer Kontrolle geratenen Obertöne in den Griff zu kriegen, bediene ich mich einer gepflegten Prise an Dämpfungsmaterial, woraufhin mir die 30 Fassdauben mit tendenziell wenig Ton und Bauch antworten. Ferner ist auffällig, dass man die Snare gar nicht wirklich tief gestimmt bekommt, ohne dass das Schlagfell gänzlich Wellen schlägt – hat das kleine Fässchen etwa heimlich Helium getankt?
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Das Cherry-Modell ist nicht nur optisch dunkler
Das Cherry-Modell zeigt sich in Sachen Klangverhalten und Spielgefühl im Zuge des Testverfahrens relativ ähnlich zu seinem helleren Freund, der Eiche – die haben sich wohl abgesprochen! Gewisse Unterschiede sind auf der klanglichen Ebene natürlich zu verzeichnen, wenn auch nicht so eindeutig wie auf der optischen. Im höheren Tuning beansprucht die Kirschbaum-Kandidatin etwas mehr Zeit, bis sie so ausgewogen und konkret wie ihre blonde Schwester klingt. Im tieferen Tuning kann sie hingegen mit etwas mehr Ton und Bauch über die Zielgerade wirbeln.
Martin sagt:
#1 - 24.02.2015 um 17:21 Uhr
Ich habe das Cherry-Modell im Laden ausprobieren können. Ansonsten beruhen meine hands-on Erfahrungen mit Fassbau-Kesseln auf meiner eigenen 13x6 SSD-Buchensnare und vereinzelten Antestversuchen in diversen drum-Läden. Fazit: Bei so extrem dicken Kesseln ist die Machart (Fassbau, Block, aus dem Vollen à la Craviotto oder xx-Lagen schichtverleimt) und schon überhaupt die Holzart weitestgehend egal. Der Kessel ist so steif, dass er fast nichts mehr zum sound beiträgt. Der "Grundton" ist im Bereich von Claves angesiedelt und damit jenseits realistischer Fellstimmungen. Bauch? Fehlanzeige. Unterschiede ergeben sich nur durch die Art von Gratung, Snarebed und Kesseltiefe (tief = ringy), und natürlich die Fellwahl. Aber auch da handelt es sich um Nuancen, mehr nicht. Kennst du eine, kennst du alle. Der Rest: Marketing.
Wenn man diesen Hackstock-sound mag oder braucht, sind solche Dickerchen eine gute Wahl. Wenn man eine vielseitige snare will, oder seine Bandscheiben noch ein wenig länger erhalten will, nicht.