Fazit
Ein kühles Blondes vom Fass zu ordern hat doch immer etwas Erhabenes. Allerdings vermag allein der Gedanke daran, eine Snare „vom Fass“ in seine Sammlung einzureihen, den geneigten Trommelfanatiker wohl in noch größere Rauschzustände zu versetzen, als es der geliebte Gerstensaft jemals schaffen würde. Die beiden Gretsch Stave Snares aus Oak und Cherry sehen wirklich fantastisch aus, nicht zuletzt, weil sie optisch urig und puristisch gehalten wurden. Was die beiden Testkandidatinnen auf der klanglichen Ebene zu bieten haben, ist dabei ebenso interessant, wenn auch sehr speziell. Nicht nur die Fassbauweise selbst, sondern die beachtliche Wandstärke von über zwei Zentimetern kann allem Anschein nach besonders eins sehr gut: laut und knackig! Gespickt durch fleißige Obertonmanöver lassen sich besonders in mittlerer bis hoher Stimmung oberamtliche Backbeat-Raketen zünden, die aber eher durch Prägnanz als durch vollen Ton und gesunden Bauch abheben. Dabei ist auffällig, dass die Snares in Bezug auf die grundsätzliche Tonhöhe schon von Haus aus hoch hinaus wollen und der Tonumfang der Kessel nach unten hin stark begrenzt ist. Im Vergleich zum eher knochig-konkret klingenden Oak-Modell stellt sich das Cherry-Fässchen als etwas reichhaltiger im Ton, gleichzeitig aber anspruchsvoller in puncto Tuning heraus. Man sollte sich von der eher gediegenen Optik dieses schmucken Pärchens auf jeden Fall nicht täuschen lassen: Diese Fässer haben richtig Biss. Prost!
- top Verarbeitung
- klasse Optik
- spezieller, druckvoller Klang
- begrenzter Stimmumfang
- wenig Klangfülle
- Hersteller: Gretsch
- Bezeichnung: Stave Oak Snare / Stave Cherry Snare
- Kessel: Kessel aus 30 Fassdauben (Eiche oder Kirsche), 2,2 cm Wandstärke, 45° Gratung
- Größe: 14“ x 6,5“
- Finish: Satin Natural
- Hardware: Chrome, dreifach geflanschte Spannreifen (10-Loch)
- Felle: Remo Coated Ambassador / Clear Hazy Ambassador
- Herkunftsland: Thailand
- Preis: EUR 534,30 (UVP)
Martin sagt:
#1 - 24.02.2015 um 17:21 Uhr
Ich habe das Cherry-Modell im Laden ausprobieren können. Ansonsten beruhen meine hands-on Erfahrungen mit Fassbau-Kesseln auf meiner eigenen 13x6 SSD-Buchensnare und vereinzelten Antestversuchen in diversen drum-Läden. Fazit: Bei so extrem dicken Kesseln ist die Machart (Fassbau, Block, aus dem Vollen à la Craviotto oder xx-Lagen schichtverleimt) und schon überhaupt die Holzart weitestgehend egal. Der Kessel ist so steif, dass er fast nichts mehr zum sound beiträgt. Der "Grundton" ist im Bereich von Claves angesiedelt und damit jenseits realistischer Fellstimmungen. Bauch? Fehlanzeige. Unterschiede ergeben sich nur durch die Art von Gratung, Snarebed und Kesseltiefe (tief = ringy), und natürlich die Fellwahl. Aber auch da handelt es sich um Nuancen, mehr nicht. Kennst du eine, kennst du alle. Der Rest: Marketing.
Wenn man diesen Hackstock-sound mag oder braucht, sind solche Dickerchen eine gute Wahl. Wenn man eine vielseitige snare will, oder seine Bandscheiben noch ein wenig länger erhalten will, nicht.