Es gibt da dieses Adjektiv, welches offenbar in nahezu jedem Marketingkonzept für Snaredrums auftauchen muss. Es heißt „versatile“, lässt sich am besten mit vielseitig übersetzen und meint, dass die beworbene Trommel für alle musikalischen Situationen geeignet ist. Abgesehen davon, dass viele Drummer Spaß daran haben, sich lieber mehrere Spezialisten zu halten als mit einem Modell alles zu spielen, behält das Konzept des Alleskönners doch große Attraktivität, besonders unter Kollegen, die sich eben keine erlesene Sammlung leisten können oder wollen. Zu denen gehört Gretsch-Endorser und Online-Schulenbetreiber Mike Johnston sicherlich nicht, für sich und seine Schüler wollte er trotzdem ein Signature-Instrument haben, mit dem sich tatsächlich jede musikalische Aufgabe schnell und gut klingend meistern lässt. Herausgekommen ist unser heutiges Testobjekt, die Brooklyn Standard 14×5,5 Snaredrum.
Verschiedene bewährte Zutaten aus dem Gretsch-Portfolio wurden hier zu einer Snaredrum kombiniert, die der unbedarfte Betrachter vermutlich einfach als schwarze Holzsnare mit Standardmaß identifizieren würde. Ein Blick in die Spezifikationen zeigt jedoch, dass sich das Instrument mit etlichen Details von anderen Trommeln dieser Bauart abhebt. So gibt es beispielsweise eine spezielle Gratung, einen klassischen Innendämpfer und weitere Hardware-Merkmale, die dem übergeordneten Zweck höchster Vielseitigkeit zuarbeiten sollen. Ob sich die Entwicklungsmühen gelohnt haben, lest ihr auf den folgenden Zeilen.
Details
Eine doppelte 45 Grad-Gratung hebt die Standard von den normalen Brooklyns ab
Da steht sie vor mir, die Snaredrum, die überall funktionieren soll. Sonderlich spektakulär kommt sie eigentlich nicht daher mit ihrer matten Metallic-Lackierung („Black Satin Metallic“), dem 14×5,5 Normalmaß und den gefällig geformten Spannböckchen. Dass es sich jedoch nicht einfach um eine normale (fast hätte ich Standard geschrieben) Brooklyn Snaredrum handelt, zeigt bereits ein wichtiges Detail der Kesselbearbeitung. Während die sechslagige Ahorn/Pappel-Materialkomposition ebenso übereinstimmt wie die Kesseldicke von guten acht Millimetern, geht Gretsch bei der Gratung einen radikal anderen Weg. Statt der typischen 30-Grad-Abschrägung wählt man bei der Standard eine doppelte 45-Grad-Bearbeitung. Beibehalten wurde hingegen die bekannte, silberne Innenlackierung namens „Silver Sealer“. Ganze drei Aufkleber informieren hier zudem über Serie, Seriennummer und Bezeichnung.
Verstellbarer Innendämpfer und „302“-Hoops
Auch bei der Hardware gibt es einige deutliche Unterschiede zu den Serien-Brooklyns. Der augenfälligste besteht in den insgesamt acht Gretsch Tubelugs, welche Fans der Marke von den New Classic Snares und verschiedenen Signature- und „Full Range“-Modellen kennen. Gleichstand herrscht wiederum bei der Lightning-Abhebung mit getrenntem Abwurfhebel und Teppichspannungseinstellung. Dreht man die Trommel um, fallen gleich zwei typische Gretsch-Details ins Auge. Das wäre einerseits der überbreite 42er Teppich, den man an nahezu allen USA-Snares verbaut. Noch spezieller ist jedoch der längliche, von außen verstellbare Innendämpfer mit zwei Filzkissen. Aber auch hier dürften Gretsch-Kenner nur wissend nicken, denn das Teil ist ebenfalls seit Jahrzehnten im Einsatz, auch der Autor dieser Zeilen kennt sie von seinem Kit aus den 70ern. Seit ein paar Jahren bietet Gretsch diesen Dämpfer bei einigen Kits und Snares wieder an. Da kommt Vintage Flair auf! Zum klassischen Erscheinungsbild tragen jedoch auch die „302“ genannten Spannreifen bei. Zwei statt drei Flansche lassen die Hoops oben gerade auslaufen, satte drei Millimeter Stärke sollen für fokussierte Rimshots und -clicks sorgen. Die Felle kommen von Remo USA und erinnern trotz „Permatone“-Aufdruck stark an Ambassador coated beziehungsweise Snare Side Modelle.