Gretsch zählt definitiv zu den großen Urgesteinen der Gitarrenmanufaktur und den ersten Herstellern von E-Gitarren überhaupt. Gegründet von dem Mannheimer Friedrich Gretsch, der Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika auswanderte, stellte die Firma bereits 1939 mit Synchromatic und Electromatic zwei E-Gitarrenlinien her. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Gretsch zu einer starken Konkurrenz für Fender und Gibson, auch aufgrund bekannter Endorser wie Chet Atkins und später auch George Harrison. Mittlerweile finden sich unzählige Promis unter den Gretsch-Usern, zu denen Malcolm Young (Ex-AC/DC), Martin Gore (Depeche Mode) oder Neil Young gehören, um nur einige zu nennen.
Aktuell teilt sich das Gretsch-Produktportfolio in die günstigere Streamliner-Serie, die Professional-Line, die Customshop- und die mittelpreisige Electromatic-Serie. Die Instrumente der letztgenannten Produktlinie werden in Korea hergestellt und auch unser Testobjekt, die Electromatic G5420T in Fairlane Blue, hat dort ihren Ursprung.
Mein Kollege Thomas Dill hatte der Electromatic G5420T in einem eingehenden Test bereits auf den Zahn gefühlt, doch Gretsch ist in der Entwicklung hart am Ball geblieben und liefert uns ein kleines “Facelift” zu diesem sehr beliebten Modell.
Mal sehen, womit das brandaktuelle “Gretchen” aufwarten kann.
Details
Korpus
Wie das Vorgängermodell besitzt auch unsere aktuelle G5420T einen Hollowbody-Korpus aus fünfschichtigem Ahorn mit einem Cutaway, der auch das Spielen in höchsten Lagen ermöglicht. Die Korpusdicke betragt 70 mm, wobei die Decke gewölbt und mit zwei großen F-Löchern versehen ist. Ein optischer Unterschied zur vorherigen Ausgabe der Gitarre findet sich im Binding, denn das gleicht einer vierlagigen Farb-“Lasagne” aus Aged White und Schwarz, die wirklich rund um das Instrument tadellos verarbeitet ist. Lediglich an der Kopfplatte zeigt sich ein leichter Verarbeitungsfehler, der allerdings vernachlässigbar ist. Da Gretsch ohnehin eine sehr ausgefallene Farbwahl im Stil der 50er Jahre anbietet, darf es nicht verwundern, dass das Fairlane Blue des Testmodells tatsächlich ein knalliges Metallic-Blau ist, das jedem alten Chevrolet aus jener Zeit Ehre gemacht hätte. Auch Orange Stain und Aspen Green, die beiden außerdem verfügbaren Farben, kommen direkt aus der Petticoat-Ära.
Auf der Gitarre befinden sich neben der verchromten Hardware ein Schlagbrett aus silbernem Plexi mit dem “Gretsch Electromatic”-Logo und natürlich das klassische Tremolo, eine Lizenzausgabe des Bigsby B60. Die Saiten laufen hier über eine Stahlwelle und werden mit dem Ballend auf einem kleinen Stahlstift befestigt. Hier sind Tonhöhenveränderungen bis zu einer kleinen Terz auf- und abwärts zu bewerkstelligen – ob das allerdings ratsam ist, werden wir später noch erörtern. Als Steg verwendet Gretsch die bewährte Adjustomatic Bridge, die aus einer Metalleinheit mit Saitenreitern und einem Palisandersockel besteht, der, wie bei vielen Hollowbodymodellen, nur durch die Saitenspannung auf der Decke festgehalten wird. Daher sollte man den Saitenwechsel nur paarweise durchführen, damit sich der Steg nicht verschiebt, sonst ist die Bundreinheit schnell hinüber, die sich übrigens an den Saitenreitern feinjustieren lässt. Die Saitenlage selbst wird mithilfe zweier Rändelmuttern festgelegt. Für die Gurtbefestigung stehen zwei Endpins bereit, die “Knurled Strap Retainer Knobs”, die den Gurt bombensicher festklemmen. Übrigens befindet sich im Lieferumfang kein Gigbag oder Koffer, lediglich zwei Imbusschlüssel liegen dem Gretschkarton bei.
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Pickups und Elektrik
Die G5420T ist mit zwei identischen Gretsch “Blacktop Filtertron”-Pickups ausgestattet, einem Tonabnehmertyp, der seinen Ursprung bereits in den 60er Jahren hatte und zwischendurch mit Alnico-Magneten ausgestattet wurde. Allerdings entwickelte Gretsch 2010 einen neuen Keramik-Filtertron, der erstmals im Tim-Armstrong-Modell und ab 2011 in allen Electromatic-Modellen zu finden ist. Die Ausgangsleistung dieses Pickups ist im mittleren Bereich angesiedelt. Geschaltet wird über einen Standard-Dreiweg-Kippschalter. An Potis finden wir zwei Volume-Potis, getrennt für Steg- und Halspickup, ein Master-Ton und ein Master-Volume, wobei Letzterer nach Angabe des Herstellers im Gegensatz zum Vorgängermodell eine Treble-Bleed-Funktion hat, die dem Höhenverlust beim Herunterdrehen des Volumenpotis entgegenwirkt. Alle Potis sind mit den Gretsch “G-Arrow”-Knöpfen versehen.
Hals
Am Hals finden wir sicherlich die größten Neuerungen dieses G5420T Facelifts. So wurde die Kopfplatte gegen eine “Late 50’s 6120 Style”-Platte mit Binding ausgetauscht, die Perlmutt-Hump-Blocks der alten Modelle wurden durch Perlmutt-Thumbnails ersetzt und der Kunststoffsattel im aktuellen Modell vom höherwertigen Nubone-Graphtech-Sattel abgelöst. Ansonsten besteht der Hals mit einem 12″ Radius aus Ahorn mit einem aufgeleimten Palisandergriffbrett und 22 Medium-Jumbo-Bünden. Mich persönlich hat die schon fast schlanke Form überrascht, die eine wirklich sehr bequeme Bespielbarkeit gewährleistet. Das Instrument verfügt übrigens über eine 625 mm Mensur.