Das wichtigste Merkmal von Shortscale-Bässen ist selbstverständlich die kurze Mensur. Damit einher geht in der Regel eine insgesamt kompakte Bauweise und im Idealfall auch ein niedrigeres Gewicht als bei einem erwachsenen Longscale-Bass, was sich verständlicherweise positiv auf die Handhabung auswirkt.
Der Shorty besitzt einen Mensur von 30,3“, und sein Korpus ist relativ handlich gebaut. Auf der Waage macht sich mein Testbass allerdings mit 3,9kg bemerkbar und liegt damit im Bereich eines durchschnittlichen Longscale-Viersaiters. Dazu kommt eine klare Kopflastigkeit, die auch auf den relativ weit rechts sitzenden vorderen Gurtpin zurückzuführen ist. Am Gurt drückt der G2220 leider stark auf die Schulter und fühlt sich dadurch eine Spur schwerer an, als er in Wirklichkeit ist.
Weichere Shapings wären toll!
Ich würde mir zudem durchaus ein paar Shapings oder zumindest eine leichte Abflachung an der oberen Korpuskante für den rechten Arm zur Verbesserung des Spielkomforts wünschen – wirklich gemütlich ist der kantige Korpus beim Spielen nämlich nicht!
Keinerlei Kritik habe ich hingegen bezüglich des Halses: Die Konstruktion fühlt sich äußerst stabil an und das schlanke Profil liegt wirklich toll in der Hand. Auch die Hochglanzlackierung auf dem Rücken empfand ich keineswegs als störend – der Lack fühlt sich natürlich nicht so geschmeidig wie ein dezentes Öl-Finish an, er vermittelt aber auch keinen unangenehmen Klebeeffekt.
Klasse Bespielbarkeit dank kurzer Mensur!
Ein dickes Plus für den Spielkomfort ist natürlich die kurze 30-Zoll-Mensur. Komplexere Akkordvoicings oder Licks mit weiten Intervallen gehen sehr leicht von der Hand, und man rast auf dem schlanken und kurzen Hals förmlich durch alle Lagen.
Für dich ausgesucht
Wie wir sehen, gibt es beim Thema „Spielkomfort“ Licht und Schatten: Der Gretsch-Shorty ist aus ergonomischer Sicht sicherlich kein Meisterstück, durch die kurze Mensur und den wirklich gelungenen Hals lässt er sich insgesamt aber absolut angenehm spielen und macht wirklich jede Menge Spaß. Ob der Spaßfaktor durch die klanglichen Fähigkeiten des G2220 noch höher wird, werden wir jetzt anhand der folgenden Audiobeispiele herausfinden!
Klangbeispiele Gretsch G2220
Den besten Sound liefert der Gretsch G2220 meiner Meinung nach, wenn man den Pickup-Wahlschalter nach links legt und somit den Halstonabnehmer in den Solobetrieb schaltet. Der Shorty klingt mit dieser Einstellung ganz erstaunlich mächtig und wunderbar warm, die Artikulation ist dabei dennoch sehr gut, sodass sich der Sound im Bandkontext bestens durchsetzen kann. Mit der gut abgestimmten Tonblende lässt sich der volle Sound dann sehr feinfühlig variieren. Komplett zugedreht bekommt der Preci-ähnliche Sound eine leichte Mittenbetonung, die für einen schönen Vintage-Charakter sorgt.
Wenn man beide Tonabnehmer scharf schaltet, kommen erwartungsgemäß mehr Hochmitten und Höhen ins Spiel. Der Shorty klingt trotzdem noch sehr ausgewogen und liefert einen tollen Allround-Sound mit bester Definition. Richtig schön bissig und attackstark zeigt sich der kleine Gretsch bei der Bearbeitung mit dem Plektrum, doch hört selbst!
Mit dem Stegtonabnehmer im Solobetrieb klingt der Gretsch G2220 schon ziemlich speziell. Der Singlecoil sitzt relativ nahe am Steg und kann deshalb nur begrenzt tiefe Frequenzanteile übertragen. Aus diesem Grund wirkt der Sound etwas nasal und die Tragfähigkeit lässt ein wenig zu wünschen übrig. Aber wer weiß: Für speziellere Anwendungsgebiete passt der schlanke und knochige Charakter vielleicht gerade wie die Faust auf’s Auge. Uncool ist der Sound definitiv nicht, wie ich finde!
SVT sagt:
#1 - 21.02.2023 um 11:01 Uhr
100€ mehr für anständige Body shapings und ein paar Humbucker hätten drin sein dürfen. Typisch Fender, sie machen aus "leistbar" immer gleich "billig", und das ganz ohne Not... :) Gretsch "Rumpelkisten" waren noch nie besonders ergonomisch aber das wirkt doch insgesamt etwas "lieblos"? Dennoch ein guter, einzigartiger Klang!