Die Gretsch G2420T Streamliner ist Teil einer langen Instrumentenbau-Tradition, die der Mannheimer Auswanderer Friedrich Gretsch bereits 1873 in Brooklyn begründete. Vor allem in den 50er und 60er Jahren erlebte die Marke eine Blütezeit, die maßgeblich von der amerikanischen Gitarrenlegende Chet Atkins angeschoben wurde. Vor allem in der Country- und Rockabilly-Szene machten Gretsch-Gitarren Karriere, aber sie auf diese Genres zu beschränken, wäre schlicht falsch, denn auch Musiker wie der Beatle George Harrison, Malcolm Young von AC/DC, Chris Cornell von Soundgarden, Billy Duffy von The Cult oder auch Bono – um nur einige wenige zu nennen – griffen und greifen immer wieder gerne zu den markanten Instrumenten aus Scottsdale in Arizona.
Zum heutigen Test hat sich die G2420T Streamliner eingefunden, die aus dem eher unteren Preissegment kommt, zumindest, wenn man sie mit der legendären White Falcon oder den Brian Setzer oder Chet Atkins Modellen vergleicht. Aber zumindest äußerlich scheint sie alles mitzubringen, was eine echte Gretsch ausmacht. Stellt sich die Frage nach ihren musikalischen Seiten.
Details
Optik/Verarbeitung
Die Streamliner wird in einem Karton geliefert, in dem sich neben einigen Einstelltipps lediglich ein Inbusschlüssel zur Justierung des Halsstabes befindet. Die Gitarre gehört zur Gattung der Hollowbody-Gitarre, als Korpusmaterial kommt laminiertes Ahorn zum Einsatz, lackiert wurde die schmucke Gitarre in einem glänzenden “Gold Dust”. Der Lack ist solide aufgetragen, hier und da sind einige Unregelmäßigkeiten zu erkennen, was aber nur bei genauem Hinschauen auffällt. Optional ist die Streamliner aber auch in einem Two-Tone-Sunburst und mit einer festen Brücke zu haben. Die beiden klassischen F-Löcher dürfen natürlich auch nicht fehlen, sie geben dem Instrument den klassischen Look. Ein weißes, tadellos eingearbeitetes Bindung umrahmt die große Gitarre, die mit ihren 3132 Gramm durchschnittlich schwer ist.
Gretsch hat eigens für diese Serie die Broad’Tron Humbucker entwickelt, die laut Hersteller einen hohen Output, straffe Bässe, kehlige Mitten und kristallklare Höhen liefern sollen. Ob diese Aussagen nicht nur auf dem Papier stehen, sondern sich auch in der Praxis zeigen, werden wir erfahren. Beide Humbucker haben ihren Platz in schwarzen Rähmchen gefunden und sind wie üblich in der Höhe justierbar. Jeder Pickup verfügt über einen eigenen Lautstärkeregler, für beide stehen zudem ein Master Tone- und ein Master Volume-Poti bereits, die allesamt goldene Kunststoffknöpfe tragen und sich perfekt in das gelungene Erscheinungsbild des Instrumentes einfügen. Ein Dreiweg-Schalter lässt die üblichen Pickupschaltungen zu, also Position eins Hals, Position zwei beide Humbucker und Position drei Steg. Das schwarze Pickguard lässt sich entfernen, allerdings bleibt dann dort ein kleines Loch in der Zarge, wo es mit einer Schraube am Korpus fixiert ist.
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Als Tremolo hat Gretsch ganz klassisch ein Bigsby spendiert, das nicht nur für mich untrennbar zu einer Gretsch gehört. Auch wenn der Saitenwechseln manchmal Nerven kostet, weil die Ball-Ends in einen kleinen Metallstift eingehängt werden müssen, liefert das Tremolo anschließend das legendäre und heiß geliebte “Schimmern”. Vom Bigsby aus laufen die Saiten über eine Adjusto-Matic Brücke, bei der sich die Reiter einzeln in ihrer Position justieren lassen. Die Brücke ruht auf einer Palisanderbasis.
Weiter geht es mit dem Hals, der die Mensur von 628 mm vervollständigt. Dieser besteht aus Nato, dem Holz des Johannisbrotbaums, das klanglich Mahagoni ähneln soll. Die Rückseite ist wie der Korpus in Gold lackiert und mit einem Binding versehen. Als Griffbrettmaterial kommt ganz klassisch Palisander zum Einsatz, weiße Blockeinlagen weisen auf die Position hin, genau wie die kleinen schwarzen Punkte an der Griffbrettkante. Gretsch hat bei der Streamliner 22 Medium-Jumbo-Bünde in das Griffbrett eingelassen, eine Arbeit, die tadellos verrichtet wurde. Keinerlei Grate oder Unregelmäßigkeiten sind bei den auf Hochglanz polierten Bundstäbchen auszumachen. Der Hals besitzt laut Gretsch ein “U-Shape”, das sich für mich sehr gut anfühlt. Bevor die Saiten auf die Kopfplatte treffen, laufen sie über einen 43 mm breiten Sattel aus Kunststoff. Von dort geht es dann weiter zur schwarz lackierten, angewinkelten Kopfplatte und zu den dort wartenden geschlossenen Mechaniken. Der Halsstab wird ebenfalls am Sattel justiert, dazu muss jedoch eine mit drei Schrauben befestigte Plastikkappe entfernt werden. Zum Anbringen eines Gurtes stehen zwei Gurtpins bereit, die mit Filz unterlegt sind. Insgesamt kann man die Verarbeitung der in Indonesien gefertigten Gitarre als grundsolide bezeichnen, also dem Verkaufspreis von knapp über 500 Euro absolut angemessen.