Praxis
Sowohl auf dem Bein als auch am Gurt präsentiert sich die Gretsch absolut ausbalanciert. Trocken angespielt ist dieses Modell hörbar lauter als alle Solidbody-Gitarren, die ich in meinem Studio zum Vergleich heranziehen kann, was natürlich an den Hohlkammern im Korpus liegt. Zudem ist das unverstärkte Klangbild erstaunlich spritzig, bringt aber auch ein leichtes Scheppern mit, das von den Saiten-Enden hinter dem Steg herrührt. Ob sich die Störgeräusche im verstärkten Betrieb negativ auswirken, werden wir gleich hören. Der Hals liegt gut in der Hand und an der Werkseinstellung gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Die Wahl des 10er Saitensatzes ist für mein Gefühl sehr stimmig.
Für den Praxischeck klemme ich Gretschs Schimmel vor mein Engl Gig Master 15 Topteil, dessen Signal über einen 1x 12 Celestion G12 Greenback-Speaker zu Gehör gebracht wird. Los gehts im cleanen Kanal mit den drei Tonabnehmer-Positionen. Ich starte mit dem Halspickup.
Das klingt schon mal gar nicht schlecht, wirkt aber ein wenig belegt, besonders, wenn der Hals-Pickup im Spiel.
Ich gehe zurück zur mittleren Pickup-Einstellung und gebe dem Amp ein bisschen mehr Gain.
Erstaunlich, wie viel Semiakustik-Feeling hier im Sound mitschwingt. Mir gefällt die Kombination aus Semi-Solid-Korpus und den gewählten Pickups in diesem Setting schon besser. Das angesprochene Saitenklirren scheint übrigens kein Problem darzustellen.
Nun wollen wir hören, was das Bigsby-Vibrato zu bieten hat. Leider ist das etwas schwergängig, zudem muss man sehr aufpassen, die Stimmung zu halten. Besonders, wenn man den Hebel nach oben zieht, geht es nicht sauber zurück in seine Ausgangsposition. Bei einer stärkeren Betätigung nach unten verhält es sich ähnlich. Ein leichtes “Schimmer-Vibrato” wie im folgenden Beispiel ist dennoch machbar.
Ich gehe nun noch einmal auf den Halspickup und gebe ein bluesiges Melodiebeispiel zum Besten. Auch hier gibt sich unser Testkandidat absolut brauchbar. Dennoch fehlt mir, wie auch schon in den vorangegangenen Beispielen, immer ein wenig die Tiefe im Sound. Oder anders gesagt wirkt mir das Klangbild ein wenig zu steril.
Für dich ausgesucht
Im Zusammenspiel mit einem Distortion muss man etwas achtgeben, dass der Ton nicht anfängt zu matschen und undurchsichtig wird. Ihr hört abschließend noch ein Rhythmusgitarren-Beispiel im Drive-Channel mit deutlich mehr Gain.