Praxis
Typischer Gretsch-Sound
Hat man als Instrumentenhersteller eine so lange und erfolgreiche Historie wie Gretsch vorzuweisen, ist es nachvollziehbar, dass man auch bei neuen Produkten versucht, die Verursacher der Legendenbildung für das Marketing zu verwenden. In diesem Fall sind das natürlich die Erzeugnisse der 50er- und 60er-Jahre, die sich nach wie vor höchster Beliebtheit erfreuen und deren Wiederverkaufswert im Grunde täglich zu steigen scheint. Die Ästhetik des Designs entführt uns in genau diese Zeit und lässt vermuten, dass auch klanglich der damals vorherrschende Sound Pate stand. Tatsächlich sorgen die relativ dünnen Ahornkessel in Verbindung mit der klassisch abgerundeten 30 Grad Gratung und den Gußspannreifen für einen warmen, sehr voluminösen Klang, der mich stark an mein geliebtes, altes Round-Badge-Kit erinnert. Die Toms entwickeln ein erstaunliches Sustain, das stets kontrollierbar bleibt. Besonders in leichterer Spielweise und hoher Stimmung ergibt sich ein toller, luftig-leichter Sound. Kraftvoller bedient, kann es in offener Stimmung, insbesondere bei schneller Schlagfolge, gerne mal etwas bollerig werden. Vornehmlich in tieferen Stimmlagen entfaltet sich ein recht mächtiger, schwingungsvoller Klang, der sich bei Bedarf mit ein wenig Dämpfung zäumen lässt, wenn es mehr in Richtung veritabler Rocksound gehen soll.
In allen Stimmlagen eine gute Figur
Maßvoll eingesetzte Dämpfung verkürzt sich zwar das Sustain und verringert sich die Lautstärke, doch die Grundcharakterisik des Sounds bleibt bestehen, was ein deutlicher Hinweis auf die hohe Qualität der Verarbeitung ist. Die Gußspannreifen und die leichtgängigen Schrauben gewährleisten eine gute Stimmbarkeit. Neben der guten Performance in jeder Stimmungslage zeichnen sich die Kessel darüber hinaus durch eine große dynamische Spannbreite aus. Streichelt man die Schlagflächen mit flauschigen Mallets, sprechen die Trommeln auch bei den sanftesten Schlägen sauber an und noch viel wichtiger: Sie klingen sauber aus. Hier schwingt nur, was schwingen soll.
Flexible Snare
Obwohl sich die Snare ob ihrer Tiefe von 6,5 Zoll nach dem optischen und stilistischen Empfinden des Rezensenten nicht so recht in die Bop-Kit-Konfiguration einfügen mag, hat sie dafür sehr gute Allroundfähigkeiten. Ausgestattet mit einem angenehm vollen, singenden Ton, sensibler Teppichansprache und ordentlichem Klangvolumen taugt sie sowohl für den knackigen Backbeat als auch für das dynamische Spiel mit Rolls und Ghostings. Der einfache Hebelstrainer funktioniert einwandfrei, was ebenfalls für alle anderen beweglichen Hardwareteile gilt.
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Nicht nur optische Diskrepanz zwischen Snare und Bassdrum
Bleibt noch, einen prüfenden Blick auf die 18″-Bassdrum zu werfen. Grundsätzlich besticht auch diese durch einen ausgewogenen Klang, der sehr differenziert und ohne übertriebenen Kick daherkommt. Warm und rund wäre die richtige Bezeichnung, was sowohl für geringe als auch für stramme Fellspannung gilt. Wenn es dagegen so richtig fett knallen soll, ist man einigermaßen aufgeschmissen. Rein größenbedingt fehlt es ihr, besonders im Verhältnis zur im Vergleich riesigen Snare, ein wenig an Durchschlagskraft. Durch die jeweils mit einem Dämpfungsring ausgestattete Befellung ist es zudem kaum möglich, einen offenen, sustainreichen Sound zu erzeugen, der sich doch so wunderbar in ein offen gestimmtes Set einfügen würde. Dieses Problem sollte sich aber mit einfachen, dünnen Fellen beheben lassen, denn der Grundklang der Bassdrum ist hervorragend.