Praxis
Eine echte Stimmungskanone
Auf dem Ständer platziert, kann nun das Auschecken von Sound und Spielgefühl beginnen: Als erstes peile ich eine mittlere, also quasi neutrale Stimmung an, um den natürlichen Sound, den die Snare produziert, zu erforschen. Die Stimmschrauben drehen butterweich und geräuschlos, kein Verklemmen oder „unstetes“ Drehgefühl ist zu bemerken. Nach kürzester Zeit lässt sich ein homogenes Tuning-Bild erzielen. Beim Resonanzfell erarbeite ich mir ebenfalls eine gleichmäßige Stimmung, die etwas über dem Top-Fell liegt. Lediglich die vier Schrauben, die den Teppich einrahmen, stimme ich etwas tiefer, um so für noch etwas mehr Empfindlichkeit der Snares zu sorgen. Mit diesem Ansatz entlocke ich der Trommel nun die ersten Töne. Und: die „Hawk“ macht sofort richtig Laune. Der Sound ist natürlich und offen, aber dennoch singt die Snare nicht unangenehm. Obertöne sind da, wirken sich aber überhaupt nicht störend aus, ganz im Gegenteil. Ich fühle mich sofort an die zur Zeit so besonders angesagten Vintage Snares erinnert. Ein satter und kontrollierbarer Sound, der nicht abgewürgt klingt und der dieses weiche Eintauchgefühl des Sticks vermittelt.
Die Teppichansprache ist exzellent, leise Buzz Rolls sind von allen Positionen der Trommel möglich. Dementsprechend ist dynamisch auch so einiges möglich: Gefühlvolles, leises Spielen geht genauso verlustfrei über die Bühne wie beherztes Nageln, wie man es vom Foo Fighter Hawkins erwartet. Mit nicht anliegendem Teppich zeigt sich ein ähnlich angenehmes Bild, das Instrument klingt offen und produziert einen schönen, für einen Stahlkessel ungewöhnlich weichen Ton. Auf jegliche Art der Zähmung durch Dämpfung kann getrost verzichtet werden, es sei denn, man will per se einen besonders trockenen Sound. Und der lässt sich durch ein wenig Muffling kinderleicht erzielen. In diesem Falle kommen zwei bis drei Gel-Pads zum Einsatz und verpassen der Trommel so einen perfekten Dämpfer, um verbliebene und eventuell störende Obertonfrequenzen gänzlich aus dem Klangbild zu filtern und das Sustain besonders kurz zu halten. Nach diesem durchweg positiven Ersteindruck greife ich erneut zum mitgelieferten Stimmschlüssel und drehe gegen den Uhrzeigersinn, es geht also ab in tiefere Gefilde. Bei einer Tiefe von 6,5 Zoll ist einiges an Volumen und Umfang zu erwarten, und auch diese extremere Stimmung steht der „Hawk“ sehr gut. Medium- oder Slow Tempo Songs sind das bevorzugte Terrain unserer Kandidatin in dieser Stimmung. Hier zeigt die Snare ihren dicken Bauch, aber ohne dass dieser „über den Gürtel herausquillt“; lediglich die Länge des Snare-Schnarrens will nun, je nach Geschmack, mit der Drehschraube an der Abhebung eher länger oder doch etwas kürzer definiert werden.
Tiefe Stimmung
Mittlere Stimmung
Schließlich schlagen wir noch die Richtung „High & Funky“ ein. Ich stimme fast ans Maximum nach oben, ziehe die Schlagfell-Spannschrauben so an, dass kaum noch Luft zum Drehen nach oben ist – und siehe da, eine geile funky Snare knallt mir ins Ohr. Naturgemäß ist dieses „High“ nicht so hoch wie das einer Piccolo-Snare, aber die Stimmbandbreite von Taylors Waffe weiß durchaus zu überzeugen. Und auch bei diesem Tuning sind keine unangenehmen Obertöne im Spiel; die Trommel singt ihr Lied, ohne dass dieses penetrant im Gehörgang nervt. Auch mit minimal höher gestimmtem Reso-Fell bleibt die Teppichansprache sensibel und über alle Bereiche des Anschlags präsent. Klasse! Mit den Moon-Gels lassen sich Sustain und Obertöne noch weiter reduzieren, und ich erreiche einen furztrockenen und dennoch lebendigen Klang.
Zum Schluss gehe ich aufs Ganze und knalle das Top-Fell quasi bis zum Anschlag an und kitzle so einen weitere Sound-Variante aus der Snare – einen „Almost-Drum-&-Bass“-Sound. Insgesamt also ein erstaunlich variables Ergebnis für einen 14“ x 6,5“ Rock-Eimer.