Praxis
Dem Tablet und Algoriddim DJAY 2 für iPad gebühren heute die ersten Praxiszeilen, die beinhalten, dass die Inbetriebnahme wirklich kinderleicht ist. Ich stecke einfach das Lightning-Kabel in den iOS-Player und das Mini-USB-Ende ins Audiointerface. Mein Testkopfhörer, ein Sennheiser HD8 Mix, wandert in die 3,5-Millimeter-Buchse und der Playout Channel wird mit meiner derzeitigen Referenzanlage HK Audio Lukas Nano 600konnektiert. Da lässt sich schon ordentlich Dampf mit machen. Dann deaktiviere ich den Standby-Mode des iPads und fahre die App hoch, die das richtige Routing für Master und Preview automatisch vornimmt. Schnell landen zwei Titel in den Decks und die Begutachtung der Soundqualität steht an. In diesem Punkt kann man der technischen Planungsabteilung aus Tennessee (oder besser gesagt den integrierten DA-Wandlern) „Solidität“ attestieren, denn der Sound aus dem Stereo-Cinch-Ausgang ist weder kreischend noch muffig, sondern ehrlich, neutral und durchaus gefällig.
Allerdings kann die Ausgangslautstärke nicht mit manch anderem Konkurrenten mithalten, beispielsweise mit dem bereits erwähnten Traktor Audio 2 (schon gar nicht, wenn es mit dem Netzteil betrieben wird, siehe Screenshots und Audiobeispiel). Das ist insofern relevant, als dass es ja durchaus Beschallungsgerätschaften gibt, die ohne Input Gain auskommen und somit DJ Connect stärkere pegeltechnische Grenzen gesetzt sind als dem Berliner Konkurrenten. Als Workaround kann man einen zwischengeschalteten Mixer oder eine Aktiv-PA mit Eingangslautstärkenregelung einsetzen, zumal dann auch sicherlich noch ein Mikrofonkanal zur Moderation abfällt. Am heimischen HiFi-Receiver oder an den Desktop-Multimedia-Lautsprechern dürften diese Aspekte wohl eher entfallen. Ähnlich verhält es sich mit dem Kopfhörerausgang, der ein transparentes Signal ausspielt, das aber jenseits eines „Clubmixer-Pegels“ oder wiederum eines NI Audio 2 liegt. Auch hier verweise ich auf die Grafik. Sämtliche der nachstehenden Audiobeispiele wurden mit einem Focusrite Forte an den entsprechenden Ausgängen und gleichen internen Einstellungen abgegriffen.
Kommen wir nun zu den Nickeligkeiten und da wäre als Erstes einmal der Refresh-Bug beim versehentlichen Trennen des Interfaces vom iPad zu nennen: Sporadisch treten nach versehentlichem Trennen und anschließendem Neuanschluss Störgeräusche auf, die sich nur durch einen Neustart des iPads lösen lassen und nicht einfach durch einen Programmstart. Zudem kam es in der Mixsession, wenn auch nur sehr vereinzelt, nach einer längeren Pause zu einem unerklärlichen „digitalen Knistern“, das unter Umständen durch ein iOS-Update gelöst werden könnte. Was mir ebenfalls aufgefallen ist: Zwar hat der Lautstärke-Encoder keinen integrierten Button (was im Übrigen schade ist, könnte man doch so vielleicht umschalten, um Master- und Preview-Pegel zu regulieren oder zwischen Master und Cue umzuschalten, was zudem durch LEDs gekennzeichnet werden könnte), doch wenn man ihn mal beim Einstellen der Kopfhörerlautstärke herunterdrückt, fällt vereinzelt der Kopfhörerpegel leicht ab. Ich muss „nachdrehen“. Das Spielchen kann man fast bis zur Stille fortsetzen, sollte aber zur Schonung des Plastikstifts vermieden werden. Davon abgesehen macht das Teil aber was es soll, nämlich eine Vorhörmöglichkeit für den DJ ermöglichen, von der das Publikum, das über den Master-Out beschallt wird, nichts mitbekommt. Und das sich alles wie von selbst mit Algoriddim Djay, was ohnehin für mich eine derbesten DJ-Apps für das iPadist, einrichtet, ist natürlich gerade auch für den Laien toll. Hätten Griffin jetzt noch einen Mikrofoneingang für die Moderation oder einen Line-Input zur Verwendung mit weiteren Apps spendiert – das dies für knapp 100 Euro zu realisieren ist, zeigt Focusrite iTrack Solo – gäbe es an dieser Stelle Szenenapplaus. Ist aber nicht, also haken wir das Thema ab und schreiten weiter.
Akkuleistung DJ Connect mit iPad
Der nächste wichtige Punkt auf der Tagesordnung: Wie lange hält ein aktuelles iPad/iPhone durch, wenn ich mit dem Connect eine Kiez Bar beschallen möchte, mit meinen Buddys eine Party am Baggersee abreißen will oder musikalischer Herrscher über das Sommerfest oder die Weihnachtsfeier auf dem Betriebsgelände bin. Das hängt sicherlich von einigen individuellen Faktoren, der jeweiligen iPad-Generation, dem verwendeten iOS und der Beschaffenheit der integrierten Batterie selbst ab, daher ist die nachfolgende Messung nicht zu verallgemeinern. Mein iPad4/iOS7-Test ergab, dass man bei 75 Prozent Display-Helligkeit und deaktiviertem Standby-Modus für 4 Stunden Spielzeit etwa 50 Prozent Akkuladung verbrät. Im sommerlichen Outdoor-Vergnügen bei 100 Prozent Helligkeit fällt die Entladung mit 10 Prozent pro 30 Minuten Spielzeit schon deutlich höher aus, sodass ich nach 4 Stunden schon die 20 Prozent Marke erreicht habe. Noch ein wenig mehr Akku-Reserven verbrennt das iPad, wenn ihr dann noch WLAN einschaltet und euch beispielsweise aus dem Spotify-Account Musik über euer Drahtlosnetzwerk in Algoriddims DJ-App streamt. Und hier kommt dann natürlich ein Manko besonders zum Tragen, nämlich dass es keinen Netzanschluss gibt, der das Interface versorgt und gleichzeitig das iPad lädt. Beim iPhone 5/ iOS7 kam ich der Vollständigkeit halber auf gut 90 Minuten Spielzeit bei 50 Prozent Akkuverbrauch.
Am iMac Der nächste Ausflug geht zum iMac, bei dem sich die Inbetriebnahme ebenso komfortabel gestaltet wie beim Tablet, zumindest was Algoriddims Djay angeht (siehe Screenshot). Wer möchte, kann natürlich auch mit Traktor das bei Controlleristen beliebte Master/Preview-Routing einrichten und loslegen. Technisch gesehen wäre es natürlich auch möglich, zwei separate Kanäle auf den DJ-Mixer auszugeben, allerdings zeigte sich dort der gemessene Pegel des Kopfhörerausgangs gut 3 dB leiser … und mehr als mal ausprobieren würde ich dieses Szenario nicht, denn dafü gibt es andere Audiolösungen. Nichtsdestotrotz ist DJ Connect auch geeignet, um mit Garage Band, Wave-Editoren und anderen Audioprogrammen auf Tuchfühlung zu gehen, aber ich will aufrichtig sein: Für den professionellen Einsatz würde ich auch hier eher zu Gerätschaften greifen, mit denen man auch mal ein paar Sounds einspielen und aufzeichnen kann. Wer sein DJ Connect mit einem „handfesten“ Controller kombinieren möchte, der unterliegt am Rechner natürlich keinerlei Einschränkungen, von der Anzahl der USB-Schnittstellen mal abgesehen. Beim iPad ist dies nicht ganz so einfach, denn zum einen ist ein USB-Hub mitzuführen und zum anderen muss die Hardware auf Djay abgestimmt sein. Hier wäre der „Interface-lose“ Einsteiger-Controller Numarks IDJ Live 2 zu nennen oder für den professionelleren Anspruch und in Kombination mit Djay das Beatpad von Reloop. Nur lassen sich diese nicht so einfach in die Hosentasche stecken.
Windows und Android
Diesen Part kann ich sehr kurz halten, denn weder funktioniert das Interface an einem Smart Phone wie dem Galaxy S4 mit Cross DJ, noch kann ich es unter Windows 7 mit ASIO4ALL in Betrieb nehmen, da es vom System nicht automatisch eingebunden wird und ein Treiber ebenfalls nicht zur Verfügung steht.
Pjem sagt:
#1 - 21.09.2014 um 12:48 Uhr
Danke für den Test doch habe ich eine Frage, ist es grundsätzlich möglich dieses Interface auch zu nutzen um mit einem iPhone/iPad meine Sets mitzuschneiden?Momentan verwende ich das Camera Connection Kit in Verbindung mit einem U-CONTROL UCA202 und der App Tascam PCMRec MK II.Im Grunde gehts mir genau um den umgekehrten Weg, Musik in das iPhone/iPad zu bekommen und nicht aus dem Gerät.
Peter sagt:
#2 - 26.09.2014 um 10:21 Uhr
Hallo Pjem,nein, das ist nicht möglich. Es hat null Eingänge. Wie wäre es denn mit dem Alesis IO-Dock? Gruß
Pjem sagt:
#3 - 04.10.2014 um 04:10 Uhr
Hallo Peter,leider ist mir das zu groß und zu teuer um es überall mit rum zu schleppen wenn ich irgendwo auflege und gerne mein Set mitschneiden möchte.Das U-Control und der der kamera Connector sind dann um einiges kleiner, aber ich würde gerne etwas haben was noch kleiner ist und vielleicht weniger Bastelei benötigt.Grüße