Die Grossmann SG-Box im bonedo-Test – Neben den amerikanischen Herstellern in unserem Iso Cabinets Testmarathon gibt es auch einen aus heimischen Gefilden, der im idyllischen Luftkurort Gernsbach im nördlichen Schwarzwald seiner Tätigkeit nachgeht. Sein Name ist Stephan Grossmann, und wir haben ihn weit weg vom schönen Oberrhein in einer etwas anderen Atmosphäre getroffen, nämlich in Frankfurt auf der Musikmesse 2013. Im traditionell erhöhten Geräuschpegel der Halle 4 und nach einer kurzen Demonstration konnte er uns sehr schnell davon überzeugen, die SG-Box unbedingt einmal in Ruhe für euch zu testen.
Viele Gitarristen und Studiobetreiber suchen immer noch nach Alternativen zu den Amp-Speakersimulationen, und das könnte sie sein. Vorausgesetzt, die Schallreduktion ist groß genug und der Sound nicht zu „boxy“. Trotz des hohen Umgebungspegels in der Messehalle konnte man erahnen, dass die Aktien dafür nicht schlecht stehen. Aber die feinen Details bringt der folgende Test an den Tag.
Details
Gehäuse/Optik
Die SG-Box ist zweiteilig konstruiert. Die untere Hälfte beherbergt die Gitarrenbox, bei der der Lautsprecher von oben eingelegt wird und somit auch nach oben abstrahlt. Damit der Schall reduziert wird, kommt darauf eine Abdeckung, vergleichbar einer Käseglocke. Stephan Grossmann bezeichnet diese Haube liebevoll als Aufnahmeraum. Dieser ist mit Schaumstoff ausgekleidet und wird bei der SG-Box einfach nur aufgelegt, nicht verschlossen oder zusätzlich gesichert. Das Ganze sieht auf den ersten Blick total simpel aus, ist auch irgendwie völlig logisch und sollte auch einfach zu realisieren sein … aber von wegen! In diesem System steckt eine Menge Forschungsarbeit und ganz so einfach ist es dann doch nicht. Zuerst einmal muss eine Lautsprecherbox aus dem entsprechenden Holz gebaut werden. Die Schallwand der SG-Box ist aus 18 mm Birkensperrholz gefertigt, Standard im Boxenbau. Der Lautsprecher gibt ordentlich Pegel ab, also benötigt man für die Haube auch entsprechendes Material und eine gute Isolierung, damit der Kasten den Namen Isolation Box auch mit Recht tragen darf. Hier kommt 22 mm dickes MDF zum Einsatz. Die SG-Box vibriert natürlich auch mehr oder weniger durch den erzeugten Schalldruck des Speakers, und um die Vibrationen nicht auf den Boden zu übertragen, steht die Kiste auf großen, weichen Gummifüßen.
In unserem Testgerät sind zwei Halterungen für Mikrofone angebracht, die Standardausführung ist allerdings nur mit einem Arm ausgestattet, der zweite kann für 25 Euro optional dazu bestellt werden. Dieses Geld sollte man auf jeden Fall investieren, denn man weiß ja nie … Die Halterung selbst besteht aus einem simplen Metallstreifen mit acht Löchern, an denen die Mikrofonklemme festgeschraubt werden kann. Auch hier wieder eine total einfache, aber absolut stabile Lösung – vor allem kann man durch diese Lochbefestigung bevorzugte Positionen immer wieder exakt reproduzieren. Der winkelförmige Arm ist an der Schallwand verschraubt und kann gedreht und über drei Löcher in seiner Nähe zur Membran verändert werden. Dadurch sind prinzipiell alle Positionierungen möglich. Mikrofone, die aufgrund ihrer Bauart nicht an den Halter passen, finden über einen mitgelieferten Adapter Anschluss. Auch hier wurde an alles gedacht.
Den Lautsprecher für die SG-Box kann sich der Kunde individuell aussuchen. In der Standardversion wird der Speaker festgeschraubt, aber der Clou ist das optionale FRESCO-System, das mit 50 Euro Mehrpreis zu Buche schlägt. Mit ihm lässt sich der Lautsprecher im Nu wechseln, denn er wird lediglich mit drei Schrauben und kleinen Metallwinkeln in seiner Position festgeklemmt. Löst man diese, kann der Lautsprecher abgehoben werden. Grossmann liefert spezielle Verbindungskabel, die einfach nur abgeklemmt werden müssen, und schon kann der nächste Kandidat zum Einsatz zitiert werden. Da wir wissen, dass auch der Lautsprecher einen maßgeblichen Einfluss auf den Sound hat, ist diese Option des schnellen Wechsels für den Recordingeinsatz Gold wert. Mit einem Metallring zur Verkleinerung des Lautsprecher-Ausschnitts ist es auch möglich, einen 10“ Speaker für Aufnahmen mit einem Bass-Amp einzubauen.
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Anschlüsse
Die beiden Mikrofonkabel laufen durch zwei Öffnungen in der Schallwand der Lautsprecherbox, die äußeren Anschlüsse für die Mikrofone und den Amp findet man an der Seitenwand der unteren Box. Auch hier wurde nicht gespart, ordentliche Neutrik-Stecker, eine gesicherte Klinkenbuchse und hochwertige Sommer-Kabel sind im Einsatz. Falls man nur ein Mikrofon einsetzt, gehört zum Lieferumfang eine Abdeckkappe, die man auf die nicht benutzte XLR-Buchse steckt, um eventuell austretenden Schall zu reduzieren.
Schalldämmung
Die SG-Box trägt den Namen Isolation-Box mit Recht. Der Hersteller spricht von 30 dB, und das stimmt in etwa auch. Meine Messungen bei offener Box und im Abstand von einem Meter lagen bei 100 dB. Mit aufgesetzter Haube zeigt das Pegelmessgerät dann nur noch 72 dB an. Vorstellen kann man sich das Ganze so, als ob eine Lautstärke in normalem Übungsraumniveau zur entspannten Zimmerlautstärke wird, nicht viel lauter als eine Akustikgitarre – absolut Mietshaus- und WG-tauglich also. Wen auch diese Lautstärke noch im Regieraum stört, der kann die Kiste ja auf den Flur oder ins Bad stellen. Für die Arbeit On The Road liefert Stephan Grossmann ein spezielles Flightcase, das die Schallreduktion noch weiter erhöht, laut Hersteller auf über 40 dB. Dafür wiegt der komplette Kasten aber auch 70 kg, natürlich mit Rollen.
Marc sagt:
#1 - 21.11.2013 um 22:50 Uhr
Diese Box ist das beste Recording Tool, was ich mir in den letzten 5 Jahren angeschafft habe. Daumen hoch!