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Gruselige Sounds für Keyboarder

Ob Krimi, Thriller oder Halloween: Spooky Sounds und Phrasen haben eine enorm emotionale Wirkung. Dabei lassen sich meist schon sehr wirkungsvoll mit Cluster-Akkorden, dem Tritonus – einem Intervall das drei Ganztöne umspannt – oder einzelnen Tönen in sehr hoher oder tiefer Lage nervenkitzelnde Spannung beim Hörer erzeugen. Natürlich kann man so einige Filmpartituren studieren und verschiedene bewährte Arrangiertechniken kennenlernen, das aber wollen wir nicht. Uns geht es mehr um den Aspekt der Klangfarbe. Denn bereits mit bestimmten Sounds lassen sich unsere beiden Ohren sofort in Schrecken versetzen.

Gruselige Sounds für Keyboarder (Foto: Shutterstock/von dimid_86)
Gruselige Sounds für Keyboarder (Foto: Shutterstock/von dimid_86)
Inhalte
  1. Intro
  2. Das instrumentale Gruselkabinett
  3. Erste Tipps fürs Synthesizer-Programming
  4. Spielfertige Sounds für Halloween
  5. Gruselige Szenen im Spielfilm und bei TV-Serien
  6. Software: Angebote/Freeware

Intro

Horror ist Genre-übergreifend: Gespenstische Klänge und angsterregende Stimmungen lassen sich in vielen Stilistiken einbringen, wie diese drei Hörbeispiele – vom Funky Beat bis zur Orchester Suite – andeuten.

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PluginGuru Unify: “BPM SPLIT Jamin With The Crew” PluginGuru Unify: “BPM SPLIT Never Coming Back Alive” PluginGuru Unify: “BPM_TEXT „Long Dead Orchestra”
Alle Besitzer des Host-Plugins Unify von PluginGuru kommen in den Schock einer kostenfreien Library mit dem Titel „UniSCREAM“, die mit vielen und verschiedenen Sounds für Halloween aufwartet. (Screenshot: Matthias Sauer)
Alle Besitzer des Host-Plugins Unify von PluginGuru kommen in den Schock einer kostenfreien Library mit dem Titel „UniSCREAM“, die mit vielen und verschiedenen Sounds für Halloween aufwartet. (Screenshot: Matthias Sauer)

In der Popmusik ist Michael Jacksons „Thriller“ von 1982 das wohl prominenteste Beispiel. Es zeigt eindrücklich, dass bereits wenige Sounds und Phrasen genügen, um ein typisches Pop-Song-Arrangement gruseliger klingen zu lassen. Ein Jahr später erschien das Soundtrack-Album „Halloween“ zur gleichnamigen Horrorfilm-Serie. John Carpenter ist nicht nur verantwortlich für Drehbuch und Regie, sondern komponierte auch die Musik. Man kann sich sehr gut an seinen Werken orientieren oder eigene Wege fürs Produzieren Angst einflößender Klänge und Phrasen finden.

Youtube Video: John Carpenter – HALLOWEEN Theme

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Das instrumentale Gruselkabinett

Zunächst stellt sich die Frage nach dem passenden Instrumentarium. Welchen Musikinstrumenten kann man schaurige Töne entlocken? Unter den elektronischen Klangerzeugern ragt vor allem die Thereminvox hervor. Mit ihren unheimlichen Glissandi und Vibrati erzeugt sie sirenenartigen Klänge jeder Art. Anstelle von Presets aus dem Synthesizer sollte dazu einmal ein Moog Theremini oder die iOS-App ThumbJam probieren. Damit lassen sich die Portamento-Effekte viel intuitiver gestalten. Eine gute Alternative sind Synthesizer mit einem Ribbon-Controller, so etwa die erste Keyboard-Version des ASM Hydrasynth oder auch der sehr kompakte wie preiswerte Korg Monotron Delay Analog Ribbon Synthesizer.

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iOS-App ThumbJam: Theremin-Sound via Touchscreen des iPhones gespielt PluginGuru Unify: Interpretation der Thereminvox
Fotostrecke: 2 Bilder Korg bietet für die iPad-App und Gadget 2 eine Sound Expansion namens „Halloween“. (Screenshot: Matthias Sauer)

Akustische Instrumente kommen ebenfalls in Betracht. Klassischerweise verwendet man Streichinstrumente und spielt sie so, dass sie heftig tremolierende, zitternde Passagen hervorbringen. Monströs und kraftvoll ist die Kirchenorgel, aber auch Klavier und Cembalo sind geeignete Tasteninstrumente. Man sollte ihre Klänge modifizieren und insbesondere verstimmte Klänge verwenden. Streicher und Tasteninstrumente sind in zahlreichen Preset-Sammlungen zu erhalten. Überraschenderweise gibt es auchkostenfreie Software-Instrumente, die mit Sounds für Halloween überzeugen: Spitfire Audio Labs ist eines dieser Software-Produkte.

Spannungsvolle Akustiksounds zum Nulltarif bietet Labs von Spitfire Audio. (Screenshot: Matthias Sauer)
Spannungsvolle Akustiksounds zum Nulltarif bietet Labs von Spitfire Audio. (Screenshot: Matthias Sauer)

Schließlich sind auch Chöre, einzelne Sprech- und Singstimmen und vokale Phrasen ein Garant fürs akustische Gruseln. Manche Vocals, die im Original etwas zu brav klingen, sollten noch mal ausgiebig durch den „Effektwolf“ gedreht oder zumindest angezerrt werden. Überhaupt sollte man zu „cleane“ Sounds vermeiden und besser auf einen schmutzigen wie sphärischen Lo-Fi-Charakter achten. So gesehen ist ein Mellotron für den Basisklang oft eine gute Wahl. Erfreulicherweise gibt es heute einige Software-Instrumente, die dieses historische Tonband-Sampler-Keyboards emulieren.

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Korg Module Expansion: “Heartless_Strings” PluginGuru Unify: “BPM_SPLIT Attention Seeker” Korg Module Expansion: “Clocktower Piano” PluginGuru Unify: “BPM SPLIT Haunted Pipe” PluginGuru Unify: “KEY CreePiano” Korg Module Expansion: “Inner_Voices” PluginGuru Unify: “PHR_Screams” GForce M-Tron Pro: “Violins”

Erste Tipps fürs Synthesizer-Programming

Am klassischen Synthesizer oder am virtuell-analogen Software-Pendant kommt man schneller an Sounds mit Grusel-Faktor heran als man vermutet. Es lohnt sich erst einmal, diese speziellen Sounds auf eigene Faust zu erstellen.

  • Tipp 1: Portamento verwenden für einstimmige Phrasen als auch für Akkorde.
  • Tipp 2: Chord Memory für Cluster-Akkorde nutzen (unser Akkord hat die Töne C, Cis, D, F, Fis, H, C). Falls verfügbar gern User Sales für schräg klingende Tonleiter nutzen.
  • Tipp 3: Mit Pitch-LFO heftige und schnelle Vibrati erzeugen.
  • Tipp 4: Wabernde Sounds mit Filter-LFO bei viel Filterresonanz hervorrufen.
  • Tipp 5: Einmal mehr „Noise“ verwenden als üblich. Nehmen wir einfach den emulierten Klassiker Roland Juno-60 von Arturia als Beispiel und hören wie diese fünf einfachen Tipps akustisch wirken.
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Synth-Basic-Tipp 01: Glissando verwenden. Synth-Basic-Tipp 02: ChordMemory für Cluster-Akkorde nutzen. Synth-Basic-Tipp 03: Pitch-LFO für heftige Vibrato programmieren. Synth-Basic-Tipp 04: Filter-LFO mit viel Resonanz einsetzen. Synth-Basic-Tipp 05: Mit Noise-Generator für Schmutz sorgen.
Schon mit einfachen Analog-Synthesizern wie dem Roland Juno-60 lassen sich Sounds mit Grusel-Faktor programmieren. (Screenshot: Matthias Sauer)
Schon mit einfachen Analog-Synthesizern wie dem Roland Juno-60 lassen sich Sounds mit Grusel-Faktor programmieren. (Screenshot: Matthias Sauer)

Zwischendurch kann man sich mit der Random-Funktion (einige Synthesizer bieten dieses Feature) vergnügen und zufällige Soundkreationen auswerten. Meist kommen bizarre und skurrile Sounds heraus, die schon in Richtung „Horror“ tendieren. Wer viel Erfahrung beim Synth-Programming hat, wird Wobble-Sounds oder andere Klänge aus dem Dubstep angehen, einfache Synthesizer-Pads mit Athmos und Sound-Effekte kombinieren oder komplexere Lead-Stacks kreieren. Erlaubt ist, was gruselt. Wie schon erwähnt, der perfekte Halloween-Sound ist schmutzig und verträgt eine ordentliche Prise an Delay und Reverb. Im Kaufberater „Lo-Fi Sound für die DAW“ stellen wir empfehlenswerte Tools vor.

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PluginGuru Unify: “PAD Eternally Dark” PluginGuru Unify: “PAD_Bats” PluginGuru_Unify: “LEAD Spooky Cat Full Moon” PluginGuru Unify: “PAD Falling Out Of My Dream”
Sounds im Hochglanz-Format lassen sich mit FX-Plugins wie UJam Finisher Retro sehr einfach auf LoFi trimmen. (Screenshot: Matthias Sauer)
Sounds im Hochglanz-Format lassen sich mit FX-Plugins wie UJam Finisher Retro sehr einfach auf LoFi trimmen. (Screenshot: Matthias Sauer)

Spielfertige Sounds für Halloween

Natürlich hat nicht jeder Lust und Zeit fürs Sounddesign. Wenn’s schnell gehen soll, sind kommerzielle Produkte nützlich. Auf dem iPad lohnt sich das Sound Expansion Pack „Halloween“ für Korg Module, das auch innerhalb der iDAW Korg Gadget 2 läuft. Es bietet 30 Sounds mit Instrumenten und Atmosphären. Weitere Expansion für Korg Module stellen wir in unserem Feature vor.
Unbedingt kennen sollte man „UniSCREAM“ von PluginGuru. Dies ist eine erschreckend vielseitige Bonus-Library für Unify, die überwiegend von der User Community erstellte Patches enthält. Im letzten Jahr ging dieses Projekt an den Start und wird pünktlich vor jedem nächsten Halloween aktualisiert. Es lohnt sich also, bei PluginGuru vorbeizuschauen oder sogar bei dieser Aktion mitzumachen. Hier findet sich der direkte Download Linkzu PlugInGuru UniSCREAM 2021.
Die „Horror Box 2“ ist ein Software-Instrument von Electronic Soundlab, das mit rund 180 Presets schaurige Attitüden in die Musikproduktion bringen möchte. Ein ähnliches Ziel verfolgt „Soundiron Sick 1“ für NI Kontakt. Wenn gruselige Audio-Dateien im WAV-Format erwünscht sind, erhält man bei Boom Library das passende „Cinematic Horror Bundle“. 
Nicht zuletzt finden sich auch Sound Packs für Synthesizer mit einem Content, der für Halloween passt. Zum Beispiel offeriert The Audio Bar seine „Haunted XFER Serum Presets“ und Xenos Soundworks schockiert angenehm mit „NI Massive 70s and 80s Retro Horror“.
Das Set „Synth Spooks“ hat James Dyson für Modal Electronics Cobalt8/8x/M programmiert. Enthalten sind 32 kostenfreie Soundscapes und andere Sounds für den Analog-Synthesizer von Modal Electronics. Amüsant ist das Preset „Cat in a bottle“, denn per Aftertouch lässt sich das Katzengejammer einblenden.

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Gruselige Szenen im Spielfilm und bei TV-Serien


Wie geht man schließlich im Bereich der Filmmusik vor? Sicherlich gibt es hier mehr als einzelne Presets zu hören, die man einfach einer Szene unterlegt. Eine schlüssige Antwort liefert Filmkomponist Andreas Moisa. Er beschreibt sein Vorgehen in der Praxis.

In der Praxis greifen Produzenten gern auf Streicher-Biblliotheken zurück, so auch Andreas Moisa. (Foto: Andreas Moisa)
In der Praxis greifen Produzenten gern auf Streicher-Biblliotheken zurück, so auch Andreas Moisa. (Foto: Andreas Moisa)

„Wenn es gruselig und spannend werden soll, bediene ich mich guter Sample-Bibliotheken mit Cluster-Effekten wie beispielsweise der Project SAM Symphobia-Reihe, der VSL Synchron FX Strings I oder Spitfire Audio Albion. Eigene Cluster und Atmosphären baue ich mir aus der Schichtung von lebendigen Klängen, wie Tremolos oder Sustain-Sounds, die über einen längeren Zeitraum in Bewegung bleiben. Das funktioniert etwa mit den Sospiro Strings von Ben Osterhouse oder mit Spitfire Audio Evolutions. Mit diesen Zutaten produziere ich in verschiedenen Schichten einen Spannungsverlauf, bis etwas Emotionales und Angsteinflößendes entsteht. Es geht darum, die passende Intensität und das richtige Timing zu finden. Streicher sind dabei der universellste Sound. Das Ganze mische ich noch mit tiefen Bässen oder glasartigen Klängen aus Software-Synths wie u-he Zebra 2 oder Spectrasonics Omnisphere. Natürlich fahren auch Chöre und Choreffekte gut unter die Haut.“

Zum Schluss

Grusel-Sounds für Halloween müssen gefeiert werden. Gerade Musiker mit einem Faible für ungewöhnlichere Sounds können dieses Spektakel jährlich zelebrieren. Gut macht sich eine Kombination aus alltäglichen Instrumenten mit dissonanten Klängen und atonalen Phrasen. Gruselig werden bedeutet außerdem sich bei wilden Experimenten auf sein Gefühl zu verlassen. Geheimnisvolle Klänge lassen sich bei Klavier, Synthesizer und vielen anderen Musikinstrumenten entdecken. Ein letzter Tipp: Wer an Halloween um die Häuser zieht, kann auf dem Touchscreen seines iPhones mit dem Theremin-Sound der ThumbJam-App wischen und klanglich viel Aufmerksamkeit erregen.

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