Praxis
Praxis und Sound
Als Testgitarre kam meine 77er Stratocaster mit Kloppmann-Pickups zum Einsatz. Nach dem Anbringen der beiden Klettverschlüsse auf dem Schlagbrett ist man in der Lage, den Controller bequem aufzusetzen und ebenso schnell wieder zu entfernen. Seine Bedienung ist intuitiv und dank der Minitaster kann man sich auch ohne Basisstation schnell durch die Presets manövrieren. Dabei ist man dank der drahtlosen Übertragung von der Basisstation unabhängig. Wer allerdings völlig losgelöst über die Bühne fegen möchte, kommt um die Anschaffung eines Gitarrensenders nicht herum,
Geht es um den Umgang mit dem Wireless Controller, dann bedarf der einiger Eingewöhnungszeit. Nach dem Anbringen auf meiner Strat kam er mir beim Spielen immer wieder in die Quere. Wer es, wie ich, gewohnt ist, den kleinen Finger der Anschlagshand hin und wieder auf dem Schlagbrett unterhalb der E-Saite aufzusetzen, der kommt unwillkürlich immer wieder aufs Touchpad und aktiviert versehentlich irgendwelche Sounds. Je nachdem, wie heftig man gerade zugange ist, kann es auch durchaus vorkommen, dass man gleich den ganzen Controller von der Gitarre fegt.
Kommen wir zu den Soundbeispielen. Mit seinen acht frei konfigurierbaren Effektblöcken ist das Gerät ein idealer Sparringspartner für Klangtüftler und Effekt-Fetischisten. Neben einer Armada unterschiedlichster Digitaleffekte werden die Verzerrungen zwar analog erzeugt, können aber ebenfalls digital gesteuert und abgespeichert werden. Bevor ich euch einige der Werkspresets vorstelle, gibt es zuerst einmal ein Referenz-Audiofile ohne das Revpad. Den Sound am Amp und auch die Pickup-Einstellung an der Gitarre habe ich beim Einspielen der Audiobeispiele nicht verändert.
Im folgenden Soundbeispiel hört ihr das Preset 01C, das auf den Namen Touch Trem hört. Hier kommt ein Tremoloeffekt ins Spiel, sobald man mit dem Finger auf das Touchpad drückt, der wieder verschwindet, sobald man ihn hochhebt.
Ähnlich wie mit einem Expressionpedal lassen sich auch mit dem Controller unterschiedliche Effekte weich ein- und überblenden, indem man über das Touchpad streicht. Im Preset 01D kann man zwischen einem klischeehaften Cleansound mit Chorus und Delay stufenlos in einen verzerrten Leadsound überblenden. Auf der linken Seite, also in Höhe des Neckpickups, ist der Ton clean und auf der rechten Seite dann komplett verzerrt. Bei diesem Preset bleibt die Soundeinstellung genau da stehen, wo man das Touchpad zuletzt berührt hat. (Freeze-Mode)
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Preset 02A hört auf die Bezeichnung Touch To Slice. Hier ist das Touchpad in zwei Bereiche unterteilt. Auf der rechten Seite wird der Sound rhythmisch zerhackt, während er auf der linken Seite zusätzlich noch mit einem Filter bearbeitet wird.
Beim Preset Bonanza wird das Signal abwechselnd verlangsamt und dann wieder beschleunigt, sodass ein gewaltiges Eiern entsteht. Beim Streichen über das Touchpad verändert sich die Geschwindigkeit, während die Amplitude immer gleich bleibt. Das Ganze klingt ganz schön wild und erinnert an einen kaputten Schallplattenspieler.
Im nächsten Audiobeispiel kommt ein Harmonizer-Effekt zum Zuge, der das Audiosignal immer dann um eine Quarte erhöht, wenn man den Controller berührt. Der Effekt erinnert an Tapping, wobei es mir persönlich leichter fällt, wenn ich ganz normales Tapping spiele. Im Gegensatz zum traditionellen Tapping kann man hier auch ganze Akkorde um eine Quarte gleichzeitig erhöhen, durch rhythmisches Klopfen auf dem Controller lassen sich dabei interessante Muster realisierend.
Wer Guthrie Govan Licks auch ohne Üben spielen möchte, ist mit dem Revpad an der richtigen Adresse. Dank ausgeklügelter Harmonizer- und Arpeggio-Algorithmen kann man wunderbar pfuschen. Hier ist der Controller in zwei Zonen unterteilt. Die rechte Zone spielt ein Pentatonik-Lick, während die linke Zone aus dem eingespielten Ton ein rasantes Moll-Arpeggio zaubert. Die rasanten Licks sind hier also nicht gespielt, sondern ein Resultat ausgeklügelter digitaler Berechnungen.
Wenn man mit den Finger auf dem Touchpad hin- und herwischt, lässt sich mit dem Preset “Touch Wah” ein guter Wah-Wah-Sound erzeugen. Das Ganze erfordert allerdings einiges an Übung, denn wegen des ständigen Kontakts zum Controller mit dem kleinen Finger der Anschlagshand geht zumindest mir die rhythmische Kontrolle beim Anschlag flöten.
Das Preset Touch Dive klingt richtig böse und hart. Das Gute an diesem Effekt ist die Tatsache, das er für sich alleine steht. Man spielt also ein Lick, lässt den letzten Ton stehen und berührt dann den Controller. So kommt der Effekt am besten zur Geltung.
In diesem Audiobeispiel funktioniert es genau umgekehrt. Beim Berühren des Controllers schraubt sich der Ton allmählich um eine Oktave nach oben. Wenn man den Finger dann vom Controller wegnimmt, ist der Sound sofort wieder auf der originalen Tonhöhe. So lassen sich ziemlich abgefahrene Effekte erzielen. Die dabei entstehenden, künstlich klingenden Artefakte geben dem Ton einen sehr interessanten Synthesizer-artigen Beigeschmack.
Im Filter Dive Modus wird der Ton beim Berühren des Controllers sofort um eine Oktave nach unten transponiert und gleichzeitig mit einem Filter bearbeitet. Bei diesem Soundbeispiel habe ich nach jedem angeschlagenen Ton den Controller mit dem kleinen Finger der Anschlagshand berührt und sofort wieder losgelassen, wodurch dieser abgefahrene Effekt zustandekommt.
Das Touch Vibe Preset versorgt den Ton mit einem künstlichen Vibrato. Das Ganze klingt zwar sehr unnatürlich und eher nach einem Synthesizer, aber dafür hat dieser Sound auch einen ganz besonderen Reiz.