Mit der S-200 T-Bird hat Guild eine im wahrsten Sinne des Wortes schräge Gitarre im Programm, eine Replica der originalen S-200 T-Bird, die zwischen 1964 und 1968 gebaut wurde. Außer der Form ist es die klangliche Variabilität, die bei dieser Gitarre aus dem Rahmen fällt, und die Guild als die breiteste Klangpalette bezeichnet, die eine Guild-Gitarre bieten kann.
Die S-200 T-Bird ist eines der Instrumente, die zeigen, wie progressiv Gitarrenbauer schon vor über einem halben Jahrhundert an die Konstruktion von Gitarren herangingen. Ich denke dabei auch an Exemplare wie Flying V, Firebird, Explorer und andere. Was unser Donnervogel zu bieten hat und wie viel der damaligen Faszination er noch transportiert, soll unser Test herausfinden.
Details
Optik/Verarbeitung:
Geliefert wird die in Korea gefertigte Gitarre in einem robusten Gigbag, in dem sich zusätzlich ein Tremoloarm und Werkzeug zum Einstellen des Halsstabs befinden. Der bei unserem Testinstrument deckend schwarz lackierte Korpus besteht aus Mahagoni und besitzt eine recht eigene Formsprache. Wer übrigens die Maserung sehen will, der kann sich für eine Antique-Burst-Lackierung entscheiden, ein sehr attraktives transparentes Sunburst-Finish. Aber zurück zu unserer schwarzen Kandidatin, die wir weiter in Augenschein nehmen wollen.
Zwei LB (Little Bucker) Humbucker in Chromkappen haben ihren Platz auf dem ebenfalls eigenständigen, vierlagigen Schlagbrett gefunden und können mit einer ganzen Reihe Schalter und Potis eingestellt werden, deren Elektronik darunter Platz genommen hat. Bei den Pickups handelt es sich übrigens um Repliken der originalen S-200 aus den 1960er Jahren. Und Guild hat nicht nur optisch, sondern auch in Sachen Schaltung der Thunderbird einige interessante Features mit auf den Weg gegeben.
Die T-Bird besitzt zwei Modi, die sich mit einem Schiebeschalter unterhalb des Stegpickups anwählen lassen. Guild nennt die beiden Einstellungen ganz simpel 1 und 2, wobei im Mode 1 der Hals-Pickup aktiviert wird und die beiden kleineren, schwarzen Potis. Dabei handelt es sich jeweils um einen Tone und einen Volume-Regler. Im zweiten Modus werden beide Pickups angewählt, dazu stehen insgesamt drei weitere Schiebeschalter auf einem Extrapaneel bereit. Zwei schwarze Schalter erlauben ein individuelles An- und Ausschalten der Tonabnehmer, ein weiterer weißer Schalter aktiviert in der oberen Stellung einen Kondensator, laut Hersteller wird so ein hellerer Sound generiert.
Das klingt ausgesprochen interessant, es gibt allerdings auch einen kleinen Kritikpunkt, denn die drei Schalter sind allesamt recht scharfkantig und für meinen Geschmack etwas ungünstig positioniert, denn so ist eine Verletzung der rechten Hand, vor allem des Ring und Zeigefingers praktisch vorprogrammiert.
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Die Guild ist mit einem Vintage Tremar System bestückt, das in ähnlicher Bauweise auch auf einer Fender Jaguar zu finden ist. Unter dem Tremolo sorgt eine Feder für die nötige Spannung, dazu muss die Rückseite des Bodies nicht ausgefräst werden. Der mitgelieferte Tremoloarm wird mit einer Schraube in der dazu vorgesehenen Öffnung fixiert, ist dies geschehen, lässt sich das Tremolo butterweich bedienen.
Zwei Gurtpins an gewohnter Stelle samt Filzunterlagen dürfen ebenfalls nicht fehlen, ebensowenig wie die auf dem Schlagbrett zu findende Klinkenbuchse.
Der bereits erwähnte, einteilige Mahagonihals ist mit dem Korpus verleimt und besitzt ein Palisandergriffbrett, auf dem 22 Medium Jumbo Bünde akkurat eingesetzt und weiterverarbeitet wurden. Guild hat es sich nicht nehmen lassen und dem Hals ein Binding spendiert, das optisch sehr gut ins Gesamtbild passt. Block-Inlays auf dem Griffbrett und kleine Punkte in der Halskante sorgen für die nötige Übersicht, alle Arbeiten wurden, so weit ich das überblicken kann, gewissenhaft und sauber ausgeführt.
Weiter geht es in Richtung Kopfplatte. Dabei passieren die Saiten einen 43 mm breiten Knochensattel, der perfekt gefeilt ist und den Saiten nur so viel Platz einräumt, dass sei bei Bendings an Ort und Stelle bleiben und sich widerstandslos in den Kerben bewegen können, sehr gut! Der Dual Action Halsstab wird kopfplattenseitig mit dem mitgelieferten Schlüssel eingestellt, dazu muss lediglich die schwarze Kunststoffabdeckung entfernt werden. Es wäre inkonsequent von Guild gewesen, diesem Instrument ein “normales” Kopfplattendesign zu verpassen, von daher ist auch dieses passend zum Korpus und eigenständig genug, um mit dem schrägen Body mitzuhalten.
Fehlen nur noch die Mechaniken. Diese sind offen und stammen aus Grover-Fertigung. Die T-Bird besitzt eine Mensur von 628 mm und bringt satte 4155 Gramm auf die Waage, da empfiehlt sich ein breiter Gurt, will man nicht Stammgast beim Orthopäden werden.