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Kompressor – Gitarren-Effekte richtig einsetzen – Workshop

Der Kompressor-Effekt steht bei Gitarristen häufig in der zweiten Reihe, denn seine klanglichen Auswirkungen sind nicht so drastisch wie bei einem Fuzz oder Delay. Ursprünglich in der Studio-Technik beheimatet, bearbeitet er die Dynamik eines Signals. Seine grundsätzliche Arbeitsweise ist schnell beschrieben: Leise Töne werden lauter gemacht, laute Töne gedämpft. Vor allem bei moderaten Einstellungen ist sein Wirken kaum hörbar. Dass trotzdem großes Potenzial in ihm steckt und er ein wichtiger Klangbearbeiter sein kann, zeigt dieser Workshop.

Kompressor Effekt – das Wichtigste in Kürze

  • bearbeitet die Dynamik eines Audiosignals
  • leise Töne können lauter gemacht werden, laute Töne im Pegel begrenzt werden
  • der Kompressor Effekt hat seinen Ursprung in der Studio-Technik

Eigenschaften des Kompressor-Effekts

Wie bereits erwähnt, liegt der Haupt-Einsatzbereich eines Kompressors im Angleichen von Lautstärkepegeln. 

Bei Aufnahmen sorgt er für einen druckvollen und kompakten Bandsound und besonders der Gesang kann durch die geschickte Verwendung des Kompressors in den Vordergrund gesetzt werden. In großen Studios werden dafür oft Hardware-Kompressoren benutzt, die preislich im vierstelligen Bereich liegen. Aber auch recht gut klingende Plug-Ins, die den Sound von Kompressor-Legenden wie zum Beispiel dem Teletronix LA-2A oder dem Universal Audio 1176 auf digitaler Basis recht nahekommen.

Kompressorpedale für Gitarristen wurden im Laufe der Zeit immer besser und kosten heute teilweise weniger als ein Zehntel eines Studiokompressors. Klanglich haben sie deutlich aufgeholt und oft steckt in ihnen digitale Modeling-Technologie. Auch die Reglerbestückung hat im Laufe der Zeit zugenommen. Eine Kompressorpedal-Legende, der MXR Dynacomp, kam noch mit zwei Potis für Output und Sensivity aus – eine Freude für Gitarristen, denn viel konnte man damit nicht falsch machen. Zumal für viele Gitarristen Begriffe wie Ratio, Attack und Release nicht zum täglichen Sprachgebrauch gehören. Aber dazu gleich mehr.

Auf jeden Fall haben moderne Kompressorpedale feinere Einstellmöglichkeiten und manche auch die klanglichen Grundeigenschaften legendärer Studiokompressoren – oder dank Modeling-Technologie gleich Kompressor-Effektpedalklassiker integriert. Das soll keinesfalls „einfache“ Pedale abwerten, denn jeder muss letztlich selbst entscheiden, was zum eigenen Spiel und Stil passt. Die Klassiker unter den Kompressor-Effektpedalen sind der MXR Dynacomp, der Boss CS-3 oder der Diamond Compressor, der mittlerweile wieder hergestellt wird. Bei den Geräten der neueren Generation haben uns in der Redaktion vor allem der Origin Cali 76, der DSM & Humboldt Clearcomp oder der Source Audio Atlas beeindruckt.

Die Bedienelemente eines Kompressor-Effekts

Jedes Kompressorpedal verfügt über eine eigene Auswahl von Parametern zum Einstellen des Effekts. Hier sind die gängigsten mit Bezeichnung und Kurzerklärung.

Threshold
Threshold bezeichnet den Punkt, an dem der Kompressor zu arbeiten beginnt. Es handelt sich also um einen Schwellenwert. Erreicht der Ton die hier eingestellte Lautstärke, beginnt das Abschwächen des Signals.

Ratio
Hier wird das Verhältnis der Lautstärke-Absenkung eingestellt. Beim Wert 1:1 wird nicht komprimiert, das Originalsignal bleibt unverändert. Der Wert ∞ (unendlich) bedeutet, dass kein Ton lauter als der eingestellte Threshold-Wert ist. Diese Einstellung nennt man Limiter.

Tone
Einstellen der Klangfarbe. Meist ein Cut/Boost der Höhen mit neutraler Einstellung auf 12 Uhr. 

Attack
Einschwingzeit. Hier wird die Zeit eingestellt, bis der Kompressor zu wirken beginnt. Hohe Werte erzeugen einen knackigen Anschlagston.

Release/Sustain
Ausschwingzeit. Bestimmt die Zeit, bis der Kompressor aufhört zu arbeiten. Bei hohen Werten kann das Sustain des Instruments künstlich verlängert werden.  

Level/Output
Lautstärke des kompletten Signals

Dry/Blend
Hinzumischen des Direktsignals zum Nutzen paralleler Kompression.

Praxis – Kompressorpedale und Aufnahme-Einstellungen

Bei den Aufnahmen habe ich zwei Kompressorpedale benutzt: Source Audio Atlas und den Origin Effects Cali 76. Die Pedale sind vor einen clean eingestellten Tweed Deluxe Klon geschaltet, für Zerrsounds kommen diverse Overdrive-Pedale zum Einsatz. Der Amp läuft über eine 1×12 Box (Celestion Alnico Blue), die mit einem Beyerdynamic M-160 abgenommen wird. Alle benutzen Pedale, deren Verschaltung und Einstellungen, könnt ihr im folgenden Video sehen und hören.

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Mehr Informationen

Die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten des Kompressor-Effekts

Nun zum Kern der ganzen Sache, den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten eines Kompressor-Effekts. Mit der Kernfunktion „leise Töne lauter – laute Töne leiser“ kann man den Kompressor als Gitarrist in verschiedenen Situationen nutzen. In den meisten Fällen zum Angleichen des Pegels, z. B. wenn man einen Part mit den Fingern zupft und dann direkt ins harte Strumming wechselt. Außerdem zum Anheben der Ghostnotes, zum Beispiel bei Single-Note-Lines oder auch bei knackigen Funky-Chords. Der typische Country Twang-Sound wird mit einer extremen Kompressor-Einstellung erzeugt: hohe Ratio, niedriger Threshold und schneller Attack. Zum künstlichen Verlängern des Sustains ist der Kompressoreffekt ebenfalls hervorragend geeignet. Klingt eine Note aus, wird also leiser, hebt der Kompressor den Pegel an und erzeugt dadurch einen länger klingenden Ton. Das kann man für Gilmour-Style Leadsounds mit unverzerrtem Amp nutzen oder auch vor einem Overdrive oder verzerrten Amp. Dort sorgt ein Kompressor neben dem besagten Sustain für eine dichtere Verzerrung und ist deshalb auch als Boost-Pedal eine gute Alternative.

Der Kompressor wird in der Regel vor die Zerrgeneratoren geschaltet, aber Regeln sollte man nicht immer so ernst nehmen. Auch hinter einem Overdrive liefert ein dezent eingestellter Kompressor-Effekt einen schmatzigen Ton, mit dem man auch bei dezenter Lautstärke die beliebte Endstufenkompression simulieren kann. Eine untypische Verschaltung ist auch die Kombination hinter einem Reverb-Effekt. Dort pumpt der Kompressor die ausklingende Hallfahne etwas auf und verhilft ihr zu mehr Größe. Und zu guter Letzt spricht auch nichts dagegen, zwei Kompressoreinheiten als „Stacked Compressors“ zu nutzen. Dabei sollten natürlich beide in der Intensität nicht zu heftig eingestellt werden. Solche Kombinationen eignen sich perfekt für Slide-Playing mit Cleansounds.

Soweit der Überblick zu den Einsatzmöglichkeiten, aber Töne sagen bekanntlich mehr als Worte: Hier sind die unterschiedlichen Sounds zum Anhören.

Audio Samples
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Fingerpicking – Strumming Funky Chords mit lauteren Ghostnotes Single Notes & Double Stops Country Twang Clean Lead Jazz Style Overdrive Boost Sustain Boost für Lead Sound Dual Kompressor – vor und hinter dem Overdrive Kompressor hinter Overdrive – Amp Kompression Simulation Kompressor hinter Reverb – Boost der Hallfahne Dual Kompressor – Slide Guitar

Der Kompressor-Effekt im Band-Arrangement

Zum Abschluss hört ihr drei Sounds mit dem Kompressoreffekt im Band-Arrangement.

Audio Samples
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Kompressor Effekt im Band Arrangement
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Profilbild von Udo

Udo sagt:

#1 - 16.04.2012 um 13:07 Uhr

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Vielen Dank für die ausführliche, klare und spannende Vorstellung der Kompressoreigenschaften für Gitarristen, in einer schönen Sprache ohne ääähs. -- Udo aus Ravensburg

Profilbild von Wolfram

Wolfram sagt:

#2 - 23.11.2014 um 22:16 Uhr

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Die weit verbreitete Legende, dass "eine Strat hat ja bekanntlich weniger Sustain als eine Les Paul" scheint übrigens nicht zu stimmen. Hier gibt's zwei Links von Leuten, die sich damit beschäftigt haben: https://www.youtube.com/wat... und ein "wissenschaftlicher" Nachweis: http://www.cycfi.com/2013/1... LG, Wolfram

Profilbild von Leon Plecity

Leon Plecity sagt:

#3 - 15.09.2015 um 14:34 Uhr

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Witzigerweise hat Metheny nie einen Kompressor benutzt - das typische "Knack" seines Anschlages kommt komplett über seine unkonventionelle Anschlagstechnik (Superdünnes Plek, flache Seite zum Anschlagen und durchbiegen des Pleks für mehr Kontaktfläche)

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