Mit dem POD definierte Line 6 Ende der 90er Jahre eine neue Darreichungsform im Segment der all-in-one Sound-Generatoren für Gitarristen – den Desktop-Modeler. Markenzeichen: Tonnenweise virtuelle Ampsounds- und Boxensimulationen, jede Menge Effekte, verpackt in einem sehr kompakten, vegetabil geformten Gehäuse Marke Kidney-Bohne. Das Teil wurde aus dem Stand ein Erfolg und selbst Profigitarreros und Studioeigner schenkten dem POD ihr Vertrauen. Die Folgejahre verbrachte die High-Tech-Schmiede aus Calabasas in Kalifornien damit, den sonnigen Acker mit Ablegern des Kassenschlagers wie dem POD XT, dem für den Rackeinsatz konzipierten XT Pro oder dem FLOOR POD zu bestellen. Und auch das Jahr 2007 sah bereits rot. Mit dem Pocket Pod, einer eingekochten Variante des ursprünglichen Konzepts, hat es Line 6 diesmal auf die nach ultimativer Mobilität strebenden Vertreter der Gitarrenzunft abgesehen. Bonedo hat sich den Mini POD an den Gürtel geschnallt und gecheckt, ob der gerade einmal handtellergrosse Taschenspieler an die Tradition seiner Brüder anknüpfen kann.
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Ultimative Mobilität, das bedeutet zunächst einmal: Eine robuste, kompakte Konstruktion, umfangreiche Einsatz- und Anschlussmöglichkeiten und natürlich die Option, den Motor über einen ausreichend langen Zeitraum mit Batteriepower betreiben zu können. In all diesen Disziplinen hat Line 6 seinem Pocket Pod eine Basisausstattung in die Wiege gelegt, die seiner Existenz innerhalb der Großfamilie POD einen grundsätzlichen Sinn gibt. Denn man darf eines nicht vergessen: auch ein Standard-POD ist kompakt genug, um in jeder etwas geräumigere Gigbagtasche ein Plätzchen zu finden und deshalb durchaus Mobil. Einen Transport in der Jackentasche oder einem knapp geschnittenen Case kann man aber im Allgemeinen vergessen und auch der Batteriebetrieb ist beim 2.0 nicht vorgesehen. In Sachen „Immer dabei“ hat der Kleine also schon mal die Nase vorn. Aber Größe ist nicht alles. Genauso wichtig ist es herauszufinden, ob sich die Schrumpfkur auf die Klangqualität, die Flexibilität und den Bedienkomfort des kleinen Bruders ausgewirkt hat. Ist der Pocket Pod nach wie vor auch professionell einsetzbar – oder eher als “Spaß”- und Einsteigerprodukt einzuordnen? Wir werden es erfahren.
Karl sagt:
#1 - 26.10.2011 um 11:36 Uhr
Da hat der Tester sich mal wirklich Mühe gegeben. Ich selbst bin nebenbei Redakteur einer Musikzeitschrift und Musiker seit 35 Jahren, besitze auch einen Pocketpod. Alles, was hier geschrieben steht, ist richtig.
Matze sagt:
#2 - 29.11.2011 um 20:30 Uhr
Hallo!Ich benutze den P-Pod nun seit gut einem Jahr zum Üben daheim und will die Gelegenheit nutzen diesen Testbericht mit meinen bisherigen Erfahrungen zu ergänzen.Erstmal muß ich dabei die Kritik an den High-Gain Sounds erweitern. Extrem negativ ist die Basslastigkeit sämtlicher Metal-Sounds (was selbst im Beispielsound hier deutlich zu hören ist - obwohl sich Tietgen sicher Mühe gegeben haben wird das Beste aus dem Preset zu machen).Weiter gehts mit dem sehr harsch und kantig wirkendem Gain bei sämtlichen Metal-Presets, was in meinen Ohren stets etwas kratzig und darum unnatürlich klingt.Ferner find ich es bemerkenswert, daß der P-Pod offenbar Probleme mit sehr tief gestimmten Gitarren hat. So kann er meine Bariton (B-Standart) in den tiefen Tönen nicht wieder geben...ja, sie sogar noch nichtmal stimmen.Am Negativsten finde ich allerdings die fehlende Dynamik bei den High-Gain Sounds. Palmmutes werden sehr unsensibel wiedergegeben und klingen dabei immer (nahezu) gleich, egal wie fest man anschlägt, oder wo man auf der Saite die Hand auflegt. Dieser Faktor ist so gravierend, daß ich es aufgegeben habe beim Üben diese Sounds zu benutzen - um die letzten Feinheiten zu Üben muß ich dann einen "richtigen" Verstärker benutzen.Im Gegensatz dazu finde ich die Clean- und Chrunchsounds alles in Allem wirklich gelungen!Als Nächstes komme ich dann zum Design. Sehr positiv muß ich erstmal die Druckknöpfe beurteilen: ich besitze das Gerät nun schon über ein Jahr und kaufte es gebraucht, so daß es davor wohl auch schon Monate oder sogar Jahre in Gebrauch war. Und doch funktionieren die Druckknöpfe noch tadellos und lassen sich ihr Alter nicht anmerken. Können wir überhaupt noch die Fernseh-Fernbedienungen oder Handys zählen, bei denen das nicht so ist?!Das einzeilige Display ist dagegen nicht nur häßlich, sondern auch nur mit gutem Willen übersichtlich genug für die vielen Funktionen. So intuitiv wie von Tietgen beschrieben, empfinde ICH die Bedienung übrigens nicht. Das mag sein, weil er durch seine doch etwas reichere Erfahrung schon öfter mit ähnlichen Geräten zu tun hatte...aber ICH brauche die Bedienungsanleitung auch nach einem Jahr immernoch, wenn ich mir vornehme mal einen ganz individuellen Sound zu basteln. Seltsam finde ich am Design, das die Grundregler eines Amps (Höhen, Mitten, Bass) nur durch Zusatztaste erreichbar sind, während auf Kosten des EQs Effekte und Delay direkt regelbar sind. Eigenartige Priorität.Seltsam ist meiner Meinung nach auch das Menü. Die gesamte (riesige) Bank der "Songpresets" empfinde ich in meinem Alltag als überflüssig. Diese Songpresets sind so dermaßen mit Effekten voll geknallt, daß man oft genug beim Durchschalten nicht erkennt, daß sich HIER eigentlich genau der Grundsound verbirgt, den man gerade sucht...und ihr zu Gunsten verzichtet Line6 darauf eine puristische Bank mit den 32 Grundsounds zu integrieren.Wenn Line6 irgendwann mal einen PockedPod II konstruieren sollte, würde ich mir noch ein integriertes Metronom wünschen.Fazit:Meiner Meinung nach ist der P-Pod ein Konzept mit vielen Stärken und einigen wenigen - aber sehr lästigen Schwächen. Zumindest die "bösen Jungs und Mädels" müssen sich überlegen, ob sie mit diesem Gerät trotzdem glücklich werden können...bei seinem geringen Preis - gerade auf dem Gebrauchtmarkt - ist er aber allemal einen Test wert.
Sascha sagt:
#3 - 03.07.2013 um 12:48 Uhr
Sind die Soundbeispiele Presets, oder wurden hier manuell Einstellungen am Pocketpod gewählt?
olly sagt:
#4 - 29.08.2024 um 07:16 Uhr
...eigentlich guter Test, allerdings ist das bemängeln eines "fehlenden Netzteils" im Lieferumfang für einen mobilen batteriebetriebenen "Gitarrenwalkman" (Hauptkaufargument) doch etwas over the top....