Songwriting kann wahrlich ein Fass ohne Boden sein. Wer mit professionellem Anspruch, Regelmäßigkeit, begrenzter Zeit oder ähnlichen Faktoren zu tun hat, kriegt schnell Schwierigkeiten mit Inspiration, Workflow, Spaß und nicht zuletzt guten Ergebnissen. Gerade für Musiker/innen, die alleine schreiben und vorproduzieren, kann der Prozess, z. B. ein Album zu schreiben, eine echte Bewährungsprobe für Produktivität und Selbstbewusstsein sein. Was also kann man tun, um sich das bewusste Arbeiten an der eigenen Musik etwas zu erleichtern, die eigene Hemmschwelle zu senken und die Inspiration zu fördern?
Regelmäßigkeit
Der kreative Geist ist dann am produktivsten, wenn zu den Zeiten, zu denen er sein sensibles Stimmchen erhebt, ein gerade vor der DAW oder am Instrument sitzender Körper zuhört. Klar, manchmal sprudelt ein ziemlich runder und fertiger Song nur so aus einem heraus. Aber wann passiert das meist? Wenn man Zeit hat, für eine Weile der spontanen Eingebung nachzugehen, mit dem richtigen Instrument, Sound oder Textblock in der Hand. Doch uns allen gehen unzählig viele tolle Songs durch die Lappen, weil wir, gerade wenn die Eingebung kommt, arbeiten müssen, Auto fahren, uns unterhalten oder anderweitig beschäftigt sind. Deshalb gilt: Setze dich so regelmäßig wie möglich mit deinen Songs, Ideen und/oder Demos auseinander. Klar kann es sein, dass mal eine frustrierende Session dabei ist. Aber die Erfahrung sagt: Je öfter und regelmäßiger man sich dransetzt, desto mehr Ideen und inspirierte Momente werden direkt festgehalten und desto tiefer ist man im Flow, auch über einen längeren Zeitraum.
Der richtige Ort und die richtige Umgebung
Wenn du regelmäßig an deinen Songs und Demos arbeiten willst, dann braucht es einen passenden Ort, an dem du dich wohlfühlst. Es lohnt sich, ein bisschen Mühe in Einrichtung und Design zu stecken – selbst wenn es nur eine frisch gestrichene Wand, ein paar Pflanzen und angenehmes indirektes Licht ist. Je wohler du dich fühlst, desto besser fließen die Ideen! Und falls es möglich ist, kannst du auch versuchen zu vermeiden, an diesem Ort solch unangenehme Dinge wie z. B. Büroarbeit zu lagern oder zu erledigen. Orte nehmen für schnell die Stimmung dessen an, was man dort erlebt, sodass es ein großes mentales Hindernis sein kann, wenn man im Büro oder am Schreibtisch versucht, kreativ zu arbeiten!
Das richtige Setup
Wie sich dieser Punkt für dich in die Realität übersetzt, ist natürlich stark von deiner Art, zu schreiben und zu produzieren abhängig. Worum es beim richtigen Setup aber immer geht, ist maximale Inspiration und Spaß bei minimalem Aufkommen von Zeit- und Nervenfressern. Wenn das zum Musizieren, Ideen festhalten und/oder Ausproduzieren notwendige Equipment mit möglichst wenig oder gar keinem Aufwand schon vor Ort und ready-to-go ist, ist die Hemmschwelle zum Loslegen deutlich geringer! Für manche sind es ein MIDI-Keyboard und ein Mikrofon, für andere eine E-Gitarre mit Effektboard und mikrofoniertem Verstärker und wieder andere brauchen einfach einen gemütlichen Sessel mit einer akustischen Gitarre daneben und einem Textblock auf der Lehne.
Finde ein Setup, das dir Spaß und für deine Musik Sinn macht. Dann lerne, es zu bedienen und optimiere immer weiter daran herum. Der Start ist manchmal holprig und von der ein oder anderen Umstellung geprägt, aber die Arbeit lohnt sich!
Vorbereitete DAW-Templates
Ein gutes DAW-Template kann dein Setup sinnvoll ergänzen. Ein Template ist eine vorgefertigte, abgespeicherte Projektdatei, quasi eine Vorlage, mit Softwareinstrumenten und Plugins, die man sich selbst zusammenstellen kann. Je besser das Template, desto einfacher ist das Recorden einer Demo.
Zur Verdeutlichung ein kleines Gedankenspiel: Stell dir vor, du hast eine wahnsinnig gute Hook im Ohr, kannst dir sogar schon einen Beat, Synthie Sounds, bestimmte Hall-Fahnen oder Vocal-Samples vorstellen, vielleicht weißt du sogar, welche Plugins und Softwareinstrumente du benutzen willst. Du öffnest deine DAW und dich starrt ein leeres Projekt an, das du vollkommen neu, eine Spur nach der anderen, aufbauen musst. Das frisst Zeit, Nerven und du setzt deinen wertvollen inspirierten Moment aufs Spiel. Gegenbeispiel: Du hast dieselbe Idee und öffnest in deiner DAW ein Template, in dem schon alle deine liebsten Drummachines, Synthesizer, Loop-Bibliotheken, Sample-Libraries, Gesangspresets, Halleffekte und was du noch so magst, geladen sind. Du kannst sofort loslegen, verschwendest keine Zeit mit der Einrichtung des Projekts und die Sounds stimmen sofort oder geben dir zumindest eine gute Basis, die du beliebig anpassen kannst.
Tipp: Einfach die letzte fertige Demo duplizieren, von allen Audio-Files befreien und als Vorlage abspeichern, dann ist sie startbereit für den nächsten neuen Song!
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Don’t judge yourself
Wenn man viel und ernsthaft Musik komponiert, dann geht es auch mal daneben, gerade am Anfang. Das kann extrem frustrierend und demotivierend sein, geht nicht selten sogar an die Substanz oder das Selbstbewusstsein. Wenn das passiert, solltest du dir zwei Dinge vor Augen halten. Erstens: du bist nicht allein, das passiert jedem, auch den Besten. Von befreundeten Kollegen bis zu unseren größten Idolen – jeder hat irgendwo auf einer Festplatte einen versteckten Ordner mit Demos, die man nicht mal betrunken seinen Freunden vorspielen würde. Zweitens: eine unproduktive Session oder ein beschissener Song sind kein Weltuntergang. Der Mist muss auch raus, damit Platz für neue, bessere Ideen ist. Und da schließt sich der Workflow-Kreis – denn dann rettet dir die Regelmäßigkeit dein vor lauter Songwriting plattgesessenes Hinterteil, indem die nächste Session sowieso kommt. Manchmal macht eine Revision der Ursprungsidee auch die Gurke zum Hit (alles schon erlebt). Es kommt nicht auf jeden einzelnen Part an, den du schreibst, sondern darauf, dass du dran bleibst, denn dann kommen die guten Ideen von ganz alleine! Wenn du jedoch ernsthafte und dauerhafte Selbstzweifel kultivierst, gönn dir lieber eine Pause, sprich mit einem Seelendoktor, Freund/in oder such dir eine/n Partner/in zum Schreiben, der oder die dir aus deinem Loch heraushilft.
Fazit
Zu professioneller kreativer Arbeit gehört manchmal einiges dazu. So wie ein Handwerker die passende Kleidung, das richtige Auto, passendes Werkzeug und eine klare Tagesroutine hat, die ihm dabei helfen, seinen Job zu erledigen, kann das auch als Musiker/in Sinn machen. Jeder kleine Tweak am Prozess und der Ausrüstung ist ein kleines Hindernis weniger und ein bisschen Spaß mehr. Also setz dich mit deinem Raum, deinem Setup und deiner Routine auseinander – du wirst sehen, es kann Wunder bewirken!