Praxis
Jetzt aber ran an den Speck! Damit ihr die unterschiedlichen Gitarren aus dem Hagstrom-Testmarathon optimal vergleichen könnt, haben wir die Instrumente in verschiedenen Disziplinen getestet und auch die Hörbeispiele bei allen Gitarren mit denselben Amps und identischen Einstellungen aufgenommen.
Clean
Wir beginnen wie immer mit den braven Sounds und hören uns die drei Pickup-Kombinationen über einen clean eingestellten Amp an, um einen Überblick über den Grundsound und Pegel der Gitarre zu erhalten. Grundsätzlich haben die Pickups schon gut Feuer, der Amp ist bei einer Clean-Einstellung schon fast am Limit – der Zerrsound schaut bereits um die Ecke. Der Hals-Pickup liefert einen sehr warmen Sound mit dicken Bässen, beim Steg hat man das Gefühl, dass der Pegel bei Clean-Sounds etwas nachlässt, was aber wohl eher daran liegt, dass hier weniger Bassanteile im Spiel sind und diese Kombination nicht so „fundamental“ aus den Speakern donnert. Wählt man beide Pickups in der mittleren Position des Pickup-Schalters, bekommt man einen schönen knackigen Zwischenpositions-Sound, mit dem man im Clean-Bereich gute Funky-Rhythms abfeuern kann.
Crunch
Der Amp wird gewechselt und es geht eine Spur „dreckiger“ zur Sache. Bei einem leicht angezerrten Amp-Sound liefert die Gitarre einen sehr brillanten Ton mit ausgesprochen vielen Klangfarben. Jedes Detail wird übertragen. Allein der Winkel des Picks beim Anschlag färbt schon den Ton – und so soll das auch sein! Eine transparente Tonwiedergabe also, mit der man natürlich extrem viel Persönlichkeit ins Spiel bringen kann. Der Halspickup hat ausreichend Höhen und klingt schön schmatzig, während der Steg-Pickup bei hartem Anschlag richtig bissig und aggressiv werden kann. Das ist aber in diesem Fall als positiv zu bewerten.
Bei gewissen Anschlägen stören allerdings die Pickup-Schrauben, die etwas aus den Tonabnehmern herausstehen. Schlägt man genau an dieser Stelle an, bleibt man ab und zu hängen. Sehr positiv fallen die Oberton-Eigenschaften auf: Zum einen kippt der Ton beim Ausklingen gerne mal (auf angenehme Art) in die Oktave, zum anderen spricht die Gitarre sehr gut auf Artificial Harmonics an, die mit dem Pick erzeugt werden.
Mid Gain
Dank der leistungsstarken H-90 Pickups kann man der F200P auch ein typisches Powerchord-Brett entlocken. Das Nebengeräuschverhalten ist für diese Tonabnehmerkategorie recht gering. Was aber ein wenig nervt, ist das Mitschwingen der Tremolofedern, die besonders durch das tiefe E in Schwingung versetzt werden und dann in einem etwas höheren E mitschwingen. Ich weiß, ich bin jetzt extrem pingelig, denn auf der Bühne ist das nicht so dramatisch, aber im Studio kann man so etwas nicht gebrauchen. Ein Taschentuch in der Federkammer kann hier aber für Abhilfe sorgen. Die Verzerrung ist körnig mit ausreichend oberen Mitten. Die Höhen kommen hier stärker raus und klingen in diesem Zusammenhang schon leicht kratzig. Um dies zu glätten, müsste man am Amp die Höhen etwas zurücknehmen.
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Dynamische Ansprache und Wiedergabe
Um es vorwegzunehmen: Erstklassig! Die Dynamik ist einwandfrei. Man kann mit dem Anschlag (wenn es der verwendete Amp zulässt) die Verzerrung in vielen Stufen steuern. Im folgenden Beispiel habe ich bei jedem Durchgang des Riffs härter angeschlagen – und die Gitarre hat genau das an den Amp weitergegeben. Leise Töne werden nicht angehoben und laute Anschläge nicht durch die Pickups gedämpft. Entsprechend verändert sich der Verzerrungsgrad am Verstärker dynamisch.
Regelweg des Volume-Potis
Auch hier gibt es keine Beanstandungen. Der Ton ist bei einer Einstellung des Potis auf 3 fast clean, bei 10 gibt es das volle Brett, vorausgesetzt natürlich, dass der Amp entsprechend voreingestellt ist. Die Verzerrung steigt übrigens linear an. Man kann mit dem Volume-Poti die Zwischenstufen sehr feinfühlig steuern. Dem pingeligen Erbsenzähler fällt dennoch ein kleiner „Mangel“ auf: Die Regler sind recht schwergängig. Will man mit dem kleinen Finger der rechten Hand drehen oder Fade-Ins erzeugen, wird das schon extrem kraftaufwendig. Ich persönlich bevorzuge am Instrument etwas leichtgängigere Potis.
Tone-Regler
Der Tonregler senkt die Höhen ab ca. 2 kHz stark ab, sodass auch damit eine Vielfalt an Sounds erzeugt werden kann.
Metal-Sound
Metal- und Single-Coil-Gitarre ist schon fast ein Widerspruch in sich, aber die H-90 pfeffern ordnungsgemäß, und mit dem hohen Output lässt sich auch ein vernünftiger Metalsound zurechtschrauben. Allerdings ist diese Disziplin nicht die stärkste der F200P, denn bei hohem Gain und der entsprechenden Lautstärke auf der Bühne und im Proberaum hat man doch mit erhöhter Einstreuung über die Pickups zu kämpfen.