Praxis
Bespielbarkeit und Sound
Trotz ihrer auf den ersten Blick sperrigen Korpusform liegt die Hagstrom Fantomen gut in der Hand. Sie lässt sich sowohl im Stehen als auch im Sitzen angenehm bespielen. Mit einem Gewicht von 3,8 kg ist sie zwar kein ausgesprochenes Leichtgewicht, liegt aber in einem anständigen Mittelfeld. Auch die Bespielbarkeit des Halses geht absolut in Ordnung. Die Sattelbreite beträgt 43 mm und der 12. Bund misst 52,2 mm, allesamt Regionen, in denen man sich als Les Paul Spieler zuhause fühlen sollte. Der ausgewogene Primärklang ist auch der Tatsache geschuldet, dass der Hals kein ausgesprochener Spargeltarzan ist. Er liegt zwar etwas fleischiger in der Hand, ist aber noch weit von dem entfernt, was Telecasterspieler im Allgemeinen unter einem Baseball-Neck verstehen. Am Gitarrenamp bringen die kräftigen Pickups einen muskulösen und leicht überzüchteten Ton. Kurz, die Hagstrom Fantomen eignet sich vornehmlich für den High-Gain-Bereich.
Nichtsdestotrotz stelle ich euch die Gitarre zuerst einmal vor dem cleanen Kanal vor. Hier der Bridge-Pickup zuerst als Humbucker und in der zweiten Hälfte des Soundbeispiels im Splitmodus.
Wenn beide Pickups zusammengeschaltet werden, bekommt man eine Reihe unterschiedlicher Soundvarianten, weil man die beiden einzeln splitten kann. Insgesamt stehen vier Sounds zur Verfügung, die ich in folgender Reihenfolge anspiele:
1. Beide Pickups im Humbuckermodus
2. Bridgepickup gesplittet, Neckpickup in der Humbuckerschaltung
3. Beide Pickups gesplittet
4. Bridgepickup im Humbuckermodus
Im nächsten Soundbeispiel hört ihr den Halstonabnehmer zuerst in der Humbuckerschaltung und danach im gesplitteten Modus. Irgendwie können mich die Splitsounds im cleanen Bereich nicht überzeugen, weil es für meinen Geschmack hier einfach zu dünn klingt. Der Ton wird nicht etwa bluesig, so wie man es von einer Stratocaster her kennt, sondern leicht glasig.
Meiner Meinung nach liegen die Stärken der Hagstrom Fantomen im High Gain Bereich, also in Classic Rock, Metal und Progressive/Fusion. Die Pickups sind kräftig gewickelt und neigen fast schon zur Gleichmacherei. Allerdings sind stärker gewickelte Pickups nicht per se schlechter als Vintage-Pickups. Sie sind anders, denn während sie im cleanen Bereich eher undynamisch und etwas hart in den Mitten daherkommen, verhilft gerade diese Eigenschaft bei High-Gain-Sounds zu einem stabilen und fetten Ton. Der verwendete Amp ist hier übrigens mein alter 100 Watt Marshall JMP im Zusammenspiel mit dem Baldringer Dual Drive. Hier der Bridge-Pickup im Splitmodus und als Humbucker.
Interessanterweise klingt auch die Zwischenposition der Tonabnehmer im High-Gain-Bereich sehr überzeugend. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Pickups gesplittet sind oder nicht. Der Ton ist sonor und kraftvoll mit einem guten Schuss Twäng, den ich merkwürdigerweise im cleanen Bereich vermisst habe. Das Audiofile ist dieses Mal etwas länger geworden und es gliedert sich genau wie das entsprechende File im cleanen Modus:
1. Beide Pickups im Humbuckermodus
2. Bridgepickup gesplittet, Neckpickup in Humbuckerschaltung
3. Beide Pickups gesplittet
4. Bridgepickup im Humbuckermodus, Neckpickup in der Humbuckerschaltung
Für dich ausgesucht
Bliebe noch der Halstonabnehmer in Verbindung mit dem High-Gain-Kanal. Auch hier gefällt mir der Sound ausgesprochen gut. Trotz der fetten Verzerrung klingt es selbst in den tiefen Lagen nicht so mulmig wie erwartet. Dafür ist aber die Saitentrennung nicht so gut, wie es der Primärklang der Gitarre vermuten lässt.