Hagstrom Retroscape H8-II Test

Praxis

Bei Vintage-Instrumenten oder Nachbildungen von Klassikern muss man oftmals Abstriche in Sachen Spielkomfort in Kauf nehmen, und auch der Hagstrom H8-II hat aus ergonomischer Sicht ein paar Eigenheiten, an die man sich erst gewöhnen muss. Der erste Punkt ist die weit verbreitete und lästige Kopflastigkeit. Verwunderlich ist das sicherlich nicht, denn die mächtige, mit acht Stimmmechaniken bestückte Kopfplatte zieht den Hals natürlich ordentlich nach unten.
Dazu kommt, dass der vordere Gurtpin aufgrund des extrem kurzen Korpushorns etwa auf Höhe des 16. Bundes sitzt, sodass kaum Gegenzug entstehen kann – der knapp 4,2 kg schwere H8-II hängt also nicht wirklich gut ausbalanciert am Körper. Da man einen derart exotischen Bass aber in der Regel nicht für stundenlange Gigs, sondern auf der Bühne eher als spezielle Klangfarbe bei einzelnen Songs oder eventuell sogar nur als Studio-Tool einsetzt, sehe ich die schlechte Balance beim H8-II nicht allzu problematisch.
Der Hals des H8-II hat ein solides C-Profil mit Jazz-Bass-ähnlicher Haptik und liegt sehr gut in der Hand. Durch die 30,75-Zoll-Mensur sind alle Wege auf dem Griffbrett kurz und die linke Hand bleibt auch bei Grooves in den tiefen Lagen entspannt.

Eine größere Herausforderung stellt da schon eher das exakte Greifen der Saitenpaare dar und es kann schon etwas dauern, bis man sich an das spezielle Spielgefühl mit den Oktavsaiten gewöhnt hat. Gleiches gilt für linke Hand, die ja im Idealfall beide Saiten in etwa gleich stark anschlagen sollte. Den besten Sound erhielt ich für meinen Geschmack mit der klassischen Fingerstyle-Technik – der Bass klang auf diese Weise auf Anhieb fett und das Lautstärkenverhältnis der beide Saiten war am ausgewogensten. Versierte Plektrum-Spieler können dem H8-II aber sicherlich auch extrem coole Sounds entlocken. Letztendlich muss hier jeder selber experimentieren und die Spieltechnik je nach Klangvorstellung an den Bass anpassen. Wie auch immer, mir hat die Eingewöhnungsphase mit dem Hagstrom H8-II sehr großen Spaß gemacht – nicht zuletzt, weil der Achtsaiter schon trocken gespielt einen sehr gesunden und vollen Ton liefert!
Welchen Anteil hier der H-Expander und das spezielle Resonator-Holz spielen, lässt sich schwer sagen, der Bass besitzt aber auf jeden Fall keinerlei Deadspots und verfügt über ein stattliches Sustain in allen Lagen. Was will man mehr?

Der volle und leicht schwebende Oktavsound hat durchaus seinen Reiz, und die spezielle Hagstrom-Schaltung liefert schöne Variationen des Grundklangs.
Der volle und leicht schwebende Oktavsound hat durchaus seinen Reiz, und die spezielle Hagstrom-Schaltung liefert schöne Variationen des Grundklangs.

Kein Wunder, dass der neu aufgelegte Klassiker auch an meinem Test-Amp eine gute Figur macht und wirklich tolle Sounds liefert. Damit ihr euch einen Einruck von den Klangmöglichkeiten des H8-II machen könnt, habe ich wie immer einige Audiobeispiele aufgenommen:

Audio Samples
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Beide Humbucker

Im ersten Beispiel hört ihr beide Dyna-Rail-Tonabnehmer im Humbucker-Modus. Klasse, der wuchtige Oktavsound mit extrem fetten Bässen und klaren Höhen macht schon mal so richtig Eindruck!

Audio Samples
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Neck-Humbucker

Schaltet man nur den Halstonabnehmer scharf, wird der Sound erwartungsgemäß noch voller und etwas hohler.

Audio Samples
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Bridge-Humbucker

Der Halstonabnehmer besitzt mehr Biss, weil er deutlich mehr Hochmitten und Höhen überträgt. Die Oktave tritt auf diese Weise stärker in den Vordergrund, weshalb ich den Sound bevorzugt für Soloeinlagen verwenden würde.

Audio Samples
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Beide PU als Singlecoils, Chords

Im Singlecoil-Modus bekommt der Hagstrom-Achtsaiter abermals mehr Strahlkraft und verführt zum Spielen von opulenten Akkorden. Gerade im Zusammenspiel mit einem Modulationseffekt produziert der H8-II wirklich wunderbar schwebende Sounds für psychodelische Klanglandschaften. Weit gevoicte sparsame Akkorde funktionieren dabei am besten, für komplexere oder engere Voicings ist die Intonation des H8-II leider nicht exakt genug. Da die Saitenpaare jeweils auf einem Reiter liegen, lässt sich die Intonation bedauerlicherweise auch nicht verbessern – sie kann eben immer nur pro Paar und nicht für die einzelnen Saiten eingestellt werden.

Audio Samples
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Neck-Humbucker, Mid-High-Cut, Walking

Die Klangregelung des H8-II besteht aus zwei EQ-Presets und ist damit zwar nicht sonderlich flexibel, gerade der dritte Schalter zum Absenken von Mitten- und Höhenfrequenzen wirkt aber durchaus effektiv. Das EQ-Preset passt wirklich hervorragend für den Walking-Bass-Sound, den ich mit dem Halstonabnehmer des H8-II eingespielt habe. Mit dieser Einstellung klingt der Hagstrom fast wie ein Orgel!

Audio Samples
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Beide Humbucker, Fuzz

Für das letzte Beispiel habe ich mein Lieblings-Fuzz zwischen den H8-II und das Audio Interface geklemmt, weil die Kombination aus Oktavsound und Fuzz erfahrungsgemäß gut funktioniert. Cool, oder? Erderschütternde Synth-Sounds lassen sich mit dem H8-II und einem Fuzz-Pedal super einfach umsetzen!

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Marco Heger sagt:

#1 - 04.08.2020 um 11:09 Uhr

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Wenn ich mir überlege, habe ich meine H8 Version 1.0 noch für 430€ gekauft. Dabei gefällt mir der 5 Fach Drehregler für die verrücktesten Klangvariationen besser als bei der H8II. Aber die Preisinflation bei Hagstöm ist enorm! Wenn ich mir überlege, die vielen kleinen Schalterchen hier, für Live ein schwieriges fehlerhaftes Unternehmen. Da bleibe ich doch besser bei meiner 1.0

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