Praxis
Damit ihr die unterschiedlichen Gitarren aus dem Hagstrom-Testmarathon optimal vergleichen könnt, haben wir die Instrumente in verschiedenen Disziplinen getestet. Dabei sind die Hörbeispiele aller Instrumente mit demselben Amp und identischer Einstellung gemacht worden.
Clean
Die Swede ist mit Custom 58 Pickups bestückt. Für Humbucker-Tonabnehmer ist der gelieferte Pegel eher niedrig. Wer mehr Dampf benötigt, sollte die Pickups noch etwas nach oben schrauben – aber so richtige „Krawallkeulen“ werden die Teile so auch nicht. Das soll aber nichts Negatives bedeuten, es handelt sich ganz einfach um eine Charaktereigenschaft. Der Halspickup kommt mit einem warmen, runden Sound, wobei der Bassbereich dominiert. Der Steg-Tonabnehmer hat ähnliche Eigenschaften, bietet (nicht zuletzt auch Positions-bedingt) aber weniger Bässe und klingt unterm Strich ein wenig spitzer. Wählt man beide Pickups gemeinsam, erhält man eine gute Mischung: Weniger Bässe, etwas mehr Höhen, der typische Vintage-Humbucker Zwischenpositions-Sound, den man von der Les Paul kennt. Die Gitarre klingt durch die beiden Custom 58 Pickups sehr homogen. Es gibt keinen großen Klangsprung, wenn man die Positionen wechselt – sondern eher kleine, aber feine Variationen.
Crunch
Im Vergleich zur Super Swede kommt der Halspickup (bei dieser Einstellung am Amp) noch eine Spur weicher rüber, besonders in den Bässen – das ist nicht zuletzt auch der kürzeren Mensur geschuldet. Der Custom 58 am Steg holt etwas mehr Verzerrung aus dem Amp und klingt logischerweise auch eine Spur bissiger – vor allem bei hartem Anschlag. Die Ansprache ist gut, und auch die Tonübertragung kann sich hören lassen. Zwar liefert ein H-90, der in der Viking IIP oder der F200P eingebaut ist, noch mehr Spieldetails, aber das ist nun einmal ein grundsätzlicher Vorteil von Single-Coils. Für einen Humbucker besitzt der Custom 58 in beiden Positionen eine wirkliche detaillierte Tonwiedergabe.
Mid Gain
Im Vergleich zur größeren Schwester, der Super Swede, kommt die Swede in meinen Ohren etwas fetter rüber. Zwar sind beide Instrumente mit identischen Pickups (Custom 58) bestückt, dennoch drückt die Swede den Sound in dieser Disziplin etwas druckvoller und schmatziger aus den Speakern – auch das ist ganz klar der kürzeren Mensur zuzuschreiben. Es sind zwar nur Nuancen, die man mitunter beim Vergleich der Aufnahmen fast gar nicht hört, die sich aber beim Spielen deutlich bemerkbar machen.
Durch die Tune-O-Matic Bridge werden die Saitenschwingungen grundsätzlich besser übertragen als bei Tremolo-Systemen. Und auch das spürt man: Der Ton hat mehr Pfund und auch mehr Sustain als bei der Super Swede Tremar. Dies ist natürlich ein klarer Vorteil für rocklastiges Gitarrenspiel. Das Instrument setzt sich in dieser Disziplin sehr gut durch, ohne aber zu fett zu klingen und dem Rest der Band in die Parade zu fahren. Sehr gut!
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Dynamische Ansprache und Wiedergabe
In dieser Disziplin liegt unsere Gitarre im Rahmen dessen, was bei Humbucker-bestückten Gitarren üblich ist. Doppelspuler-motorisierte Instrumente haben im Vergleich zu Single-Coil-Gitarren ja in der Regel eine etwas schmalere dynamische Bandbreite. Darunter verstehe ich die Fähigkeit, unterschiedliche Anschlagsstärken fein aufgelöst zu übertragen und so eine Steuerung des vom Amp gelieferten Zerrgrades zu ermöglichen.
Bei entsprechender Amp-Einstellung kann man mit den Custom 58 Pickups und leichtem Anschlag einen annähernd unverzerrten Ton erzeugen, haut man fester in die Saiten, kommt die Verzerrung. Allerdings machen die Pickups bei ca. 80% des Anschlags dicht, die restlichen 20%, die man mit der rechten Hand noch drauflegt, hört man am Ende nicht mehr. Aber das bewegt sich, wie bereits erwähnt, im Rahmen des Üblichen.
Regelweg des Volume-Potis
Jetzt wird der Regelweg des Volume-Potis untersucht, mit dem man – wenn alles gut läuft – den Verzerrungsgrad des Amps steuern kann. Dazu wird der Amp so eingestellt, dass er bei vollem Volume an der Gitarre ein gutes Zerrbrett liefert. Dreht man nun das Volume-Poti an der Gitarre zurück, sollte auch die Verzerrung abnehmen. Und genau das ist hier auch der Fall. Von 10 (voll aufgedreht) bis 5 nimmt die Verzerrung ab, während die Lautstärke noch recht stabil bleibt, dann verringert sich nur noch die Lautstärke. Damit lässt sich sehr gut und effektiv arbeiten. Beim Hörbeispiel habe ich zuerst den Volume-Regler auf 4, dann auf 10 eingestellt.
Wirkungsgrad des Tone-Reglers
Als nächstes ist der Tone-Regler an der Reihe. Viele etwas weichere Klänge werden hauptsächlich mit Hilfe dieser Regelmöglichkeit erzeugt. Die Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass die Klangregelung entsprechend effektiv arbeitet und sich auch der Regelweg relativ linear zeigt. Die Swede lässt in dieser Hinsicht keine Wünsche offen. Bei komplett abgedrehtem Tone-Poti erhält man einen weichen Ton, die Frequenzen ab 2 kHz werden differenziert abgesenkt, und der Regelweg zeigt sich relativ linear, sodass Zwischenabstufungen gut eingestellt werden können. Beim folgenden Beispiel hört ihr das Riff zuerst mit komplett abgedrehtem, dann voll aufgedrehtem Tone-Poti.
Tone-Switch
Wer keine Lust auf das Kurbeln am Tone-Poti hat, der kann auch zwei Voreinstellungen per „Tone-Switch“ aufrufen (das ist der Schalter, der sich unterhalb des Cutaways befindet). In der mittleren Position ist alles deaktiviert. Schiebt man den Schalter nach oben, werden die Höhen stark beschnitten, nach unten ist eher ein dezenter Hi-Cut zu hören. Leider ist der Schalter nicht von bester Qualität, der Kontakt ist nicht besonders gut und man wird ihn früher oder später austauschen müssen. Ihr hört nacheinander die drei Positionen und Klang-Möglichkeiten „Oben“ – „Mitte“ – „Unten“.
Metal-Sound
Bei den Metal-Sounds kommt die Swede wesentlich besser rüber als die große Schwester Super Swede. Trotz der etwas herabgesetzten Ausgangsleistung und dem eher vintagemäßigen Ton der Pickups kann man mit der Swede ein amtliches Metal-Brett zimmern. Außerdem bietet die Tune-O-Matic Bridge eine extrem stabile Saitenauflage.