Praxis
Für die Soundfiles spiele ich zunächst direkt in ein 73er Fender Bassman Top und gehe von dort in die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenbacks.
Trocken angespielt wirkt der Sound eher massiv und wenig brillant oder twangig. Das Spielgefühl ist jedoch dank des guten Werkssettings in puncto Saitenlage und Oktavreinheit sowie der gut gewählten Halsmaße sehr gut. Generell ist das Handling und Shaping der Gitarre sehr angenehm und es entsteht sofort Spielfreude. Im cleanen Bereich liefert die Ultra Max Special den klassischen Paula-Humbuckersound in der Steg- und Halsposition, kann aber mit extrem glasigen Splitsounds in den Zwischenpositionen aufwarten, die sich für funky Riffs oder brillante Pickings eignen. In der Natur solcher Split-Stellungen liegt es natürlich, dass ein klarer Abfall der Lautstärke gegenüber den Voll-Humbuckersounds entsteht.
Der Minihumbucker in der Mittelposition ist hier eine angenehme Überraschung und liefert einen sehr speziellen und eigenen vollen und kräftigen Ton. Schön, dass Hagstrom hier mal versucht hat, etwas von den Standardkonfigurationen abzuweichen und ein Instrument mit eigenem Charakter geschaffen hat. Mit all diesen Optionen qualifiziert sich das Instrument zu einem Workhorse-Allrounder, der neben Funk und cleanen Pickings auch warme Jazzsounds abrufen kann. Die Pickups liefern einen moderaten bis mittelhohen Output, was den Einsatzbereich der Gitarre noch flexibler macht.
Nun wirds verzerrt und ich parke einen Wampler Tumnus vor meinen Fender Bassman. Das erste Beispiel entspringt der Zwischenposition aus Hals- und Mittelpickup und liefert einen dicken, aber dennoch klaren Crunchsound für typische 70s Rock-Riffs. Im zweiten Beispiel verwende ich zunächst den Hals- und anschließend den Mittelhumbucker. Kennt man unter Strat-Playern eher wenige, die den mittleren Singlecoil einsetzen, so muss ich doch sagen, dass die Mittelposition beim Testkandidaten absolut vollwertige und überzeugende Sounds liefert, die zwar etwas mehr Bauch haben, aber im Höhenbereich immer noch sehr transparent wirken.
Nun geht es mit einer Schippe Gain mehr zum Marshall Plexi. Der Stegpickup liefert amtlich brüllende Paula-Sounds mit guter Brillanz und kräftigen Mitten, die sich durch jeden Mix beißen und sofort nach Rock’n’Roll klingen. Das Volume-Poti erlaubt über den kompletten Regelweg sehr feinfühliges Arbeiten und die Pickups reagieren sehr musikalisch auf dynamische Spielweisen. Ursprünglich wollte ich die Funktionsweise des Tone-Potis ebenfalls über den Marshall ausprobieren, finde den Effekt bei einem cleanen Amp jedoch wesentlich deutlicher. Entgegen der gewohnten High-Cut-Funktion üblicher Tone-Potis werden hier nicht Höhen, sondern Bässe gefiltert. Das Ergebnis ist ein “knarziger” hohler Ton, der den Pickups etwas von der “Fatness” wegnimmt und schon fast in die Out-of-Phase-Richtung eines Peter Greens schielt.
Für dich ausgesucht
Zum Abschluss gehts in die High-Gain-Abteilung und ich werfe meinen Peavey 5150 an. Drop-D-Riffs mit höherer Zerre kommen wuchtig, bleiben aber dennoch transparent und klar im Bassbereich. Leadfills machen richtig Freude und auch hier liefert mir jeder der drei Humbucker eine tollen, singenden Ton. Die Mittelstellung entpuppt sich auch hier als Charakterkopf, die mir genau das beste aus beiden Positionswelten gibt: das leicht Hohle der Halsposition, aber auch die Präsenz der Stegstellung.
Steve sagt:
#1 - 18.12.2022 um 02:32 Uhr
Ich hatte lange drauf spekuliert, mich aber lange nicht getraut. Erst jetzt habe ich beim letzten zu bekommenden Aussteller des Landes zugeschlagen und bin fast richtig begeistert. Fast, weil die gute noch einige Zeit brauchen wird um sich nicht mehr neu anzufühlen (Bünde, Griffbrett, meine Gewohnheit). Der Mittelpickup und der Bass-Cut sind zusammen mehr als genial. Da kommen Sounds raus, die man von so einer Gitarre (einer Paula mit Strat-Mensur) nicht erwartet. Mit etwas Geduld und Übung findet man "holzige" Sounds wie bei 70er ES oder sogar TeleTwang. Hut ab dafür. Die Bünde meines Ausstellengsstücks waren schon gut poliert, aber dem Griffbrett merkt man das Kunstharz auch beim genauen Hinsehen an. Aber was solls: Eine tolle Gitarre, an deren Aufbau (25,5" Paula mit MiniHB), Komponenten (ordentlicher Sattel, gute Mechaniken, tolle Bridge), Verarbeitung (keine Makel an Lack, Bindings oder sonst wo) oder Preis (da gibts um das Geld echt auch viel weniger) nichts wirklich zu kritisieren ist.